Kapitel 21: Beste Freunde für immer?

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Eine angenehme Wärme umgab Albus, als er aufwachte. Zuerst konnte er, wie üblich, nicht ganz zuordnen, wo er war und was los war, doch nach ein paar Sekunden fiel es ihm wieder ein. Professor Snape. Scorpius. Scorpius?! Albus spürte sanften Atem in seinem Gesicht und registrierte im selben Moment, dass er fest im Griff gehalten wurde. Es erweckte Erinnerungen an früher. Er riss die Augen auf - und schaute direkt in zwei silbergraue Augen. Scorpius. Überrascht wich er zurück...zu schwungvoll, denn er landete prompt auf dem Boden als Scorpius' unvorbereitete Arme nachgaben. Albus sah Scorpius' rot anlaufen. „Morgen", nuschelte dieser und vergrub sein rot angelaufenes Gesicht kurz im Kissen. Albus musste Lächeln. „Morgen", erwiderte er, während er sich vom Boden aufrappelte und seinen Hintern rieb, der nicht begeistert war von der morgendlichen Bekanntschaft mit dem Boden. Scorpius' leise, und noch etwas rauhe Stimme, sagte schuldbewusst: „Tut mir leid". Albus wusste sofort, was Scorpius meinte. Albus' Sturz vom Bett, ja, aber vor allem...alles. Alles andere. Er schwieg, während er sich wieder auf das Bett setzte. Scorp hatte sich derweil aufgerichtet und lehnte mit dem Rücken gegen die Wand. Er sah Albus an, und dieser fühlte sich dabei als könnte er Scorpius' Gedanken lesen. Wie ein offenes Buch, erinnerte sich Albus. Früher waren sie das gewesen, ein offenes Buch füreinander. Früher. Es war nicht einmal ein halbes Jahr, aber alles hatte sich verändert. Sie hatten sich verändert. Scorpius war erwachsener geworden, bemerkte Albus. Seine Züge waren noch schärfer geworden und er ähnelte immer mehr seinem Vater. Leicht schluckte er und biss nachdenklich auf seinen Lippen herum. „Du solltest das nicht tun, weißt du?", hörte er Scorpius sagen und sah ihn verwirrt an. „Was meinst du?", fragte er daraufhin, als Scorpius nichts erwiderte. Er bemerkte, dass Scorpius' Wangen immer noch leicht gerötet war, als dieser eine hilflose Bewegung mit den Armen machte. „Das". Albus musste grinsen. Obwohl nichts war wie früher, obwohl noch nichts geklärt war, konnte er nicht widerstehen Scorpius zu teasen. „DAS ist aber nicht gerade eine spezifische Erklärung, Mr. Vorbildsschüler". Scorpius ging jedoch nicht darauf ein. „Al", meinte er leise, „es tut mir leid. Wirklich...du musst mich hassen". Scorp sah weg, gepeinigt von sich selbst und Albus kam nicht umhin, die Tränen zu sehen, die Scorpius möglichst unbemerkt abzuwischen versuchte. Albus wusste nicht, was er tun sollte. Früher hätte er es gewusst, doch jetzt, dieser Scorpius war anders. Und dieser Albus auch. Leise seufzend griff er nach Scorpius' Händen, die nun keine Chance mehr hatten, die Tränen abzuwischen, und hielt sie fest. „Schau mich an, Scorp", sagte Albus und wartete bis Scorpius ihn ansah. Es war Albus fast, als könne er das Unwetter in Scorpius toben sehen. Jedes bisschen Wut über Scorpius und sein Verhalten war, in diesem Moment spätestens, verpufft. Trotzdem blieb Al still, er wusste nicht, wo er anfangen sollte, was er sagen sollte. „Ich weiß, ich hab es verdient, Al. Du musst nichts sagen oder tun...es war alles meine Schuld", Scorpius schien erschöpft zu sein, am Ende. „Ich weiß, dass nichts mehr ist wie früher. Aber gestern...als du verschwunden warst...und man dich in dem Zustand gefunden hat, da...", Scorpius schwieg kurz, als seine Stimme brach, „da hatte ich Todesangst, Al". Weitere Tränen kamen, immer mehr. Albus atmete tief ein, doch dann umarmte er Scorpius, der seine Arme fest um ihn schlug, während sein Körper (so zerbrechlich, dachte sich Albus) bei jedem Schluchzer bebte. Albus strich sanft Scorpius' Rücken entlang. Für eine Weile war es nur das, sie beide, auf dem Bett. So wie früher. Albus konnte spüren wie die Zeit verging...doch er genoss es. Als Scorps Atem nach einer Weile wieder etwas ruhiger wurde, erwiderte Albus, immer noch in den Armen seines besten Freundes: „Nein". Er nahm wieder etwas Abstand von Scorpius, der ihn mit geröteten Augen ansah. „Nein, ich hasse dich nicht. Ja, ich war sauer, ja, ich war verletzt, vor allem...aber ich könnte dich nie hassen. Ganz egal, was du von mir denkst...du warst immer mein bester Freund und wirst es bleiben". Auch Als Stimme brach nun und er räusperte sich. „Ich...hasse dich auch nicht, Al", erwiderte sein bester Freund in einer Mischung aus Tränen und leichtem Lächeln, „Aber wieso hasst du mich nicht?" Albus konnte praktisch spüren wie Scorpius sich dachte ‚wo ich es doch verdient habe'. Er biss wieder auf seinen Lippen herum, eine alte Gewohnheit, die nie wegging. „Am Anfang...war ich fast soweit, dich zu hassen", meinte Albus, fast monoton, während er aus dem Fenster sah, „aber dann musste ich daran denken, dass..." „Dass...?" „Dass du nie etwas ohne Grund machst". Albus schwieg. Er konnte Scorpius neben sich leicht auflachen hören. „Aber es war ein dummer Grund". „Mhm", stimmte Albus zu, „Welcher though?" Scorpius musste wieder auflachen, diesmal schwang eine bittere Note darin. „Du würdest mich spätestens dann hassen, wenn du es wüsstest". „Was könnte bitte so schlimm sein?", fragte Albus fast amüsiert. Scorpius jedoch blieb schweigsam. „Scorp?" Er konnte fühlen wie Scorpius neben ihm überreagierte. „Ich...ich kann es dir nicht sagen". Albus seufzte. „Scorp..." „Al...wenn du mich jetzt nicht hasst, dann bitte...bitte frag nicht mehr. Ich kann dich nicht zwei mal verlieren...". Er wurde wieder still. Albus schwieg mit ihm. „Okay", antwortete er schließlich, wodurch ihn Scorpius mit großen Augen ansah. „Wirklich?" „Unter einer Bedingung". Schnell fragte Scorpius: „Welche?" „Meinst du es wirklich ernst mit Rose?" Scorpius sah ihn wie vom Blitz getroffen an, während Albus den Blick abwandte. Er spürte einen Stich in seinem Herz. Rose. Rose Granger-Weasley. Seine Cousine. Und...ja, auch diejenige, die er am wenigsten leiden konnte, auch wenn sie dafür nichts konnte. Aber wenn es Scorpius glücklich machte, dann würde er damit leben. Sein bester Freund atmete tief durch. „Rose...sie ist toll. Wirklich." „Oh, na dann..." „Aber wir lieben uns nicht", unterbrach Scorpius ihn, „genau genommen..." Albus wartete darauf, dass Scorpius weitersprach. „Genau genommen, habeichGefühlefürjemandanders", nuschelte Scorpius schnell. „Was?", fragte Albus verwirrt. „Ich habe Gefühle für jemand anders!", schrie Scorpius fast. „OKAY!", gab Albus zurück, während er sich fühlte als ob Scorpius ihm einen Eimer Wasser über den Kopf geleert hätte. Er sah weg, in der Hoffnung, dass Scorpius ihn nicht damit volllabern würde, doch dann beschloss er sich zusammenzureißen. „Und wie ist sie so?", fragte er unmotiviert, ohne Scorpius anzusehen. Er konnte trotz dem Zögerns die Wärme in Scorpius' Stimme hören als dieser antwortete: „...Toll! Aber..." „Aber?", Albus unterdrückte einen angepissten Kommentar. „Ich glaube nicht, dass meine Gefühle jemals erwidert werden..." Albus lachte leicht bitter auf. „Bitte...wie könnte sie dich denn nicht mögen? Du bist zwar manchmal ein Idiot...aber auch nett und schlau (und gutaussehend, dachte sich Al, aber das konnte er ja schlecht über seinen besten Freund sagen). Wenn sie dich nicht will, dann ist sie selber Schuld." Scorpius musste endlich wieder lächeln. „Danke Al...es ist nur...das ist alles meine Schuld. Ich...ich hab so lange Rose hinterhergeschwärmt ohne meine echten Gefühle zu bemerken...vor allem ohne sie bemerken zu wollen." Wieder einmal schwieg Scorpius. „Aber es ist sowieso alles unwichtig Al...alles was zählt ist jetzt und hier. Ich würde meine Gefühle lieber für immer unerwidert haben wollen, als unsere Freundschaft je wieder zu verlieren." Er spürte, wie Scorpius sich gegen ihn lehnte, und alter Gewohnheit halber, legte er seinen Arm um ihn. Aus dem Augenwinkel konnte er Scorpius lächeln sehen, echt und ohne Trübung. Scorpius hielt ihm seinen kleinen Finger hin. „Beste Freunde für immer?" „Beste Freunde für immer!", erwiderte Al und hakte seinen kleinen Finger in den von Scorpius. Den Stich in seinem Herzen zu ignorieren, schien Albus dabei am besten.

Scorbus (Albus & Scorpius)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora