Scorbus (Albus & Scorpius)

Kapitel 15: Wahrheit oder Pflicht?

Als die beiden eintraten, sahen sie erst mal eine bunte Truppe versammelt. Albus konnte einen Großteil seiner Cousins und Cousinen ausmachen, aber viele hatten ihre Freunde mitgebracht und so waren einige versammelt. Viele von ihnen waren älter als Albus, beziehungsweise die meisten davon. Er konnte Victoire in der Menge ausmachen, zusammen mit Teddy, die ihm kurz zuwinkte und sich dann wieder ihren Freunden zuwandte. Auch ein paar andere begrüßten ihn und Scorpius, doch letzten Endes saßen sie wie so oft zu zweit in einer Ecke. Albus bemerkte Scorpius' suchenden Blick, der, als er sein Ziel gefunden hatte, an seiner Cousine hängen blieb. Naja, an einer davon. Genauer gesagt Rose. Albus fühlte sich schlecht, wenn er sich vorstellte, dass Scorpius und Rose irgendwann zusammenkommen könnten, oder sie gar heiraten und Kinder bekommen könnten. Er schüttelte sich leicht und noch mehr, als er sah, wie verliebt sein bester Freund Rose anstarrte. Eigentlich sollte er sich für seinen besten Freund freuen, aber... Leicht wandte er sich ab, und wie ein Engel (ein rothaariger Engel im Übrigen) gesellte sich Lucy Weasley zu ihm. „Na?", fragte sie lächelnd. Albus gab ein leicht provokantes „Na?" zurück. Ehrlich gesagt wusste er selbst nicht, wie es dazu gekommen war, aber an einem von tausenden Familientreffen hatten Luce und er sich zum ersten Mal richtig unterhalten und seitdem kamen sie super miteinander zurecht. Auch wenn sie älter war als Al, so verstanden sich die beiden sehr gut und Albus konnte sich immerhin darüber freuen, dass er DIESE seiner Cousinen bei den Treffen sehen würde. Genervt sah er wieder zu Rose. Scorpius neben ihm hatte derweil noch nicht einmal mitbekommen, dass Luce dazugekommen war. „Lass uns gehen Luce, ich glaube, er ist beschäftigt", grummelte Albus. Luce zog eine Augenbraue hoch und hakte sich mit einem verschmitzten Lächeln bei ihm unter. „Let's go, little Cousin". Zusammen gingen sie zum kleinen Buffet, das in das Zimmer gequetscht worden war und deckten sich mit Leckereien aller Art ein. Dann führte Lucy ihn vor die Tür von Roses Zimmer. „Also", meinte seine Cousine kauend, während sie sich ein weiteres Stück Torte in den Mund schob, „was ist los?" „Nichts", murrte Albus und kaute appetitlos auf seinem Bissen Torte. „Mhm", kaute Luce wenig überzeugend. Eine Stille entstand. Albus seufzte. „Ach Luce, er treibt mich in den Wahnsinn mit seiner Schwärmerei". Seine Cousine schaute ihn immer noch kauend an. „Luceeee!" „Hmmmmm", machte seine Cousine nachdenklich. Nachdem sie fertig gekaut hatte, sprang sie plötzlich auf. „Lass uns Spaß haben, Al". Sie griff nach seiner Hand und zog ihn zurück ins Zimmer. „Leuteeeee", rief sie, „wer hat Lust auf Wahrheit oder Pflicht?" Entgeistert schaute Albus sie an. „DAS verstehst du unter SpAß??" „Ach entspann dich, Al". An alle anderen gerichtet fragte sie: „Und, wollte ihr mitmachen?" Nach und nach stimmten ein paar zu und versammelten sich mit ihnen in der Mitte, schließlich saßen doch alle in der Mitte. Albus bemerkte, dass Scorpius neben Rose saß. Etwas in ihm zog sich zusammen. Als spüre er Albus Blick, sah Scorpius hoch und lächelte ihm zu. Albus wandte nur seinen Blick ab. Nachdem eine Flasche gefunden war, machte sich Lucy wieder bemerkbar. „Ich denke, ihr kennt alle die Regeln?" Es gab ein Nicken reihum. „Dann muss ich dazu nichts sagen. Und hiermit: Lasst das Spiel beginnen!" „Werr fängt an?", wollte Victoire wissen. „Immer der, der fragt", gab Louis keck zurück, „oder die, wie auch immer". Victoire schnaubte leicht (und sehr damenhaft), doch als alle zustimmten, begann sie schulterzuckend zu drehen. Die Flasche schlingerte leicht, doch dann machte sie Halt bei -oh, Wunder- Rose, die Albus gerade am wenigsten brauchen konnte. Diese lief vor Überraschung (und weil sie aus einem Gespräch mit Scorpius gerissen wurde) leicht rot an und wollte wissen: „Wahrheit oder Pflicht?" „Chmmm, Waar'eit", wählte Victoire. Rose überlegte lange, doch schließlich fragte sie: „Liebst du Teddy?" Teddy, der auch im Kreis saß, wandte sich verlegen ab. „Ja", erwiderte Victoire fest und Teddy sah glücklich auf. Wenigstens einer war heute glücklich, dachte Albus sich. Die Flasche wurde weitergegeben an Rose, und weil Albus ihr aus einem unerfindlichen Grund an die Gurgel gehen wollte, schaltete er so gut wie es ging ab. Das einzige, war er mitnahm, war, dass Rose nicht in einer Beziehung war. (Scorpius' Strahlen war unübersehbar.) Dann war Albus vollkommen raus, bis er nach unzähligen Runden von Lucy einen Hieb in die Seite bekam. Verwirrt sah er auf. „Wahrheit oder Pflicht?", fragte Lucy ihn. „Eh Pflicht?" „Hmm...", Lucy hatte plötzlich ein selbstzufriedenes Grinsen im Gesicht, „küss Scorpius". Albus verschluckte sich und auch Scorpius wurde aus seinem Tagtraum gerissen. „Was?!" „Ey Luce, das kannst du nicht machen. Ist doch voll creepy", meine Louis. „Ich kann und ich werde." Überzeugt saß seine Cousine da. Albus sah leicht zu Scorpius. Dieser sah aus wie ein Reh im Scheinwerferlicht (Albus hatte die leicht ungute Befürchtung, dass er genauso aussah). Als ob er schlafwandelte bewegte er sich zögerlich in die Mitte des Kreises. Scorpius tat es ihm gleich. Sie saßen nah voreinander, viel zu nah. Albus konnte seinen Atem hören, und er sah Scorpius' Züge, weich und gleichzeitig kantig. Sein Blick fiel auf Scorpius' Lippen. Sie sahen weich aus. Albus fragte sich unwillkürlich, wie es sich anfühlen mochte. Er hatte sich noch nie zuvor gefragt, wie es wäre, Scorpius zu küssen. Er hatte zwar schon andere Mädchen geküsst (unter anderem Lucy, aber das zählte nicht und war eher ein random Joke zwischen den Beiden),aber Scorpius.....war Scorpius..... „Worauf wartet ihr?" Es klang nach Molly, aber ehrlich gesagt hatte Albus in dem Moment andere Probleme, als das. „Es ist nur ein Kuss", murmelte Albus wenig überzeugend leise vor sich hin. „Ja", hauchte Scorpius. Sein bester Freund war ultra rot, Albus hatte Mitleid mit ihm. Er selber wurde kaum bis selten rot, aber Scorpius nahezu bei allem, was ihm einigermaßen peinlich war oder ihn aufregte. Bevor er den Mut verlor, lehnte Albus sich vor und seine Lippen lagen für kurze Zeit auf denen seines besten Freundes. Dann lehnte er sich schnell wieder zurück. Scorpius sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an, bevor er zum Rand zurück rutschte. Albus schluckte und rutschte ebenfalls zurück. Ihm war auf einmal schlecht. Es war....nicht komisch gewesen. Überhaupt nicht. Eher vertraut. Sicher. „Al, du bist dran mit drehen", meinte Hugo. Sich plötzlich erdrückt fühlend sprang Albus auf und rannte aus dem Zimmer. Die Tür fiel krachend ins Schloss. Er lehnte sich heftig atmend an die kühle Wand, während er versuchte, sein hämmerndes Herz runterzubringen.