Kapitel 1

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Infos:

- Die Geschichte spielt Ende des 5. Jahres.
- Harry und seine Freunde waren nicht im Ministerium: Sirius ist nicht gestorben, sondern muss sich weiter verdeckt halten, damit keiner ihn findet.
- Alle Figuren gehören J.K. Rowling

Die Sommerferien hatten gerade begonnen und Harry musste trotz seiner Bitten und seiner Bettelei in den Ligusterweg zurückkehren. Dumbledore war hart und unnachgiebig geblieben. Er hatte nur zu ihm gesagt, dass er den Blutschutz, der um das Haus war, brauchte bis er 17 war. Er sollte sich nicht so anstellen. Seine Verwandten würden schon wissen, wie sie ihm zu erziehen hatten. Vielleicht sollte er einfach mal auf das Hören, was seine Verwandten zu ihm sagten.
In diesem Moment hatte Harry sich gefragt, ob der Mann blind war oder einfach nicht sehen wollte, wie es ihm bei seinen Verwandten ging.
Die letzte Woche in Hogwarts war für ihn viel zu schnell vorbeigezogen und er hatte sehnsuchtsvoll auf das immer kleiner werdende Schloss geblickt, als er mit dem Zug davonfuhr. Seine Freunde hatten versucht ihn aufzuheitern, doch das war so gut wie unmöglich. Hermine hatte ihn mit neuen Fakten aus irgendwelchen Büchern ablenken wollen. Ron mit den neusten Quiddicht Zügen, die er gefunden hatte. Harry hatte sich notgedrungen mit beiden unterhalten. Irgendwann war dann das Thema Patenonkel aufgekommen, doch selbst der Gedanke an seinen Patenonkel und dessen Versprechen, dass dieser ihn zu sich holen wollte heiterte ihn nicht auf. Dieses Versprechen lag schon viel zu lange zurück, um noch aktuell zu sein!

Seit seinem dritten Jahr in Hogwarts hatte er gehofft zu seinem Patenonkel ziehen zu können. Doch das würde wohl für immer ein Wunschdenken bleiben. Sirius war auf der Flucht. Irgendwo in Europa, das hatte zumindest sein letzter Brief gesagt. Aber ob dieser Aufenthaltsort noch aktuell war, konnte Harry nicht sagen. Er wusste lediglich, dass Sirius froh war weg von Dumbledore und Voldemort zu sein. Sein Patenonkel ließ es sich also irgendwo in der Nähe von München gut gehen und er musste in seine persönliche Hölle zurück.

Endlich war der Zug in London angekommen und die Freunde ließen sich Zeit mit dem Aussteigen. Doch Schluss endlich mussten sie den Zug verlassen. Draußen auf dem Bahnsteig hatte er sich schnell verabschiedet, denn er konnte es nicht ertragen, die freundlichen Begrüßungen zu sehen. Mit gesenktem Kopf hastete er zu seinem Onkel, der ihm seinen Koffer aus der Hand riss und in den Kofferraum schmiss.

Bei den Dursleys wurden seine Sachen in den Keller verbannt, genauso wie er selbst. Viel war nicht im Keller, nur eine Matratze und ein Regal für seine Sachen. Trotzdem war es hier ruhig und abgeschieden, es konnte für Harry nicht besser laufen. Doch dann hörte er die Stimme von seiner Tante, die nach ihm schrie. Mit einem seufzen erhob er sich und ging hinauf in die Küche. Seine Tante drückte ihm nur einen Zettel in die Hand und verließ das Zimmer. Eine Liste mit ganz vielen Aufgaben, die er die Woche erledigen sollte. Kopfschüttelnd machte er sich an die Arbeit und fing an zu kochen. Dann deckte er den Tisch und verließ das Haus, um den Garten zu machen.
Abends machte er sich gerade fertig fürs Bett, als sein Onkel nach ihm verlangte.
„Bursche, Dudley braucht neue Zigaretten! Und du wirst sie ihm holen. Es sind Lucky Strike und die gibt es nur an der Tankstelle drüben an der Melbourne Road. Und du wirst sie ihm holen, und zwar nur diese Zigaretten. Hier sind 20 Pfund und das du ja die große Packung holst. Und nun geh!", mit diesen Worten entließ er ihn.
Grummelnd machte Harry sich auf den Weg. Einerseits freute er sich aus dem Haus zu kommen, aber andererseits musste es natürlich die am weitesten entfernteste Tankstelle sein und die Zigaretten, die es nicht so häufig in der Stadt gab. Der Bus fuhr sich erst wieder am nächsten Tag, also musste er den Weg laufen.

Vor sich hin pfeifend ging er durch den Park, keine Abkürzung, aber er wollte sich so lange wie möglich von den Dursleys fernhalten und seinen „Ausgang" genießen. Er genoss den kühlen Wind auf seiner Haut und die sternenklare Nacht. Vergessen war all der Kummer, der Schmerz und die Demütigung - jedenfalls für den einen Moment. Alles war so friedlich, so still und dann sah er wieder die Lichter der Stadt vor sich. Die Tankstelle lag nur noch wenige Schritte von ihm entfernt.
Schnell besorgte er die Zigaretten und trat wieder zurück in die Geborgenheit der Stille und Einsamkeit.
Er schaute auf seine Uhr, schon nach Mitternacht. Die Dursleys würden wohl schon tief und fest schlafen, also konnte er sich ruhig noch etwas Zeit lassen.
Mitten im Park ließ er sich auf einer Bank nieder und schaute in dem Himmel.
Er genoss es einmal keine Verpflichtung zu haben, keine Angst und auch keinen Neid oder Missgunst zu spüren. Nur er, er allein und die tiefe schwarze Nacht. Leise raschelte es im Gebüsch und ein Eichhörnchen wand sich den Baum empor. Er lächelte. Kurz hatte er gedacht, dass jemand hier war, doch das war wohl seiner angewöhnten Paranoia zu zuschreiben.
Das Rascheln erklang abermals, diese Mal lauter und auch näher. Er spitze die Ohren, da schon wieder! Langsam erhob er sich und ging den Pfad weiter in Richtung Ausgang. Hier stimmte etwas nicht und von einem Fuchs angefallen zu werden stand eindeutig nicht auf seiner Tagesordnung. Das Rascheln hörte sich so an, als ob es ihm folgen würde. Langsam begann er zu laufen. Ohne seinen Zauberstab konnte er nicht viel ausrichten, zumal er eh nicht zaubern durfte.
Plötzlich war es ruhig - zu ruhig. Er hörte nur noch seinen Atem und seine dumpfen Schritte auf dem Boden, dann wurde er umgerissen und blickte einem Wolf ins Gesicht.
Starr vor Schreck blickte er nach oben auf die unzähligen messerscharfen Zähne, die der Wolf ihm mit weit aufgerissenem Maul präsentierte. Eben dieses Maul kam immer näher und näher, bis es sich in seiner Schulter vergrub und sich festbiss.
Ein Schrei durchriss die Nacht, es dauerte einen Moment, bis Harry verstand, dass es sein Schrei war. Panisch versuchte er unter dem Wolf hervorzukommen, doch das Tier war schwerer und kräftiger. Die Schmerzen in seiner Schulter machten es ihm auch nicht wirklich einfach und er sah schon ein paar schwarze Punkte vor seinen Augen. Endlich, der Wolf ließ von ihm ab, aber nicht ohne vorher ein Stück von seiner Schulter mit zu nehmen. Dann verschwand das Tier so lautlos, wie es gekommen war und Harry hieß die Dunkelheit namens Ohnmacht dankend entgegen.

Veränderung bei Nacht Where stories live. Discover now