Abendessen

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Olivia p.o.v

Der Tisch war groß. Und mit groß meine ich sehr groß.
Wir waren in unserem Rudel ja schon 16 Leute und galten damit als relativ groß.
Aber dieses Rudel war echt enorm. Ich zählte 29 Leute. 29!

Zwar hatten sich mir alle vorgestellt, aber ich schien die Namen wohl schon vergessen zu haben.
Allerdings wusste ich nun endlich den Namen der zickigen Blondine: Lilly.
Und ihr Mate hieß Ben.
Komischerweise klebten sie nicht so zusammen, wie ich es von Mates erwartete.

Die Lasagne war wirklich lecker. Das sagte ich Macella auch und konnte sehen, wie sehr sie sich über dieses Kompliment freute.
Die anderen kümmerten sich nicht weiter um mich, sondern führten ihre eigenen Gespräche.
Doch Alessandro, der neben mir saß, versuchte, sich mit mir zu unterhalten.

Da ich ihn nicht komplett ignorieren konnte - nicht vor seiner Familie und dem ganzen Rudel - ließ ich mich darauf ein.
Tatsächlich war es so einfacher, die Wärme und den Geruch, die er ausströmte, zu ignorieren.

Und je mehr wir uns unterhielten, desto neugieriger wurde ich.

"Und du kannst wirklich kochen?", fragte ich ihn verblüfft.
Keine Ahnung, warum mich das so verwunderte. Mir war klar, dass auch Jungs kochen konnten. Aber Alessandro? Ihn sah ich nicht in der Küche vor mir, sondern eher im Fitnessstudio...
Bei dem Gedanken an sein Sixpack wurde mir ganz heiß. Schnell konzentrierte ich mich wieder auf unser Gespräch.

Schmunzelnd meinte er:
"Natürlich kann ich kochen. Mamma hat mir da gar keine andere Wahl gelassen. Und du? Wie sieht's bei dir aus?"

Peinlich berührt zuckte ich mit den Schultern.
"Na ja...also ein Spiegelei kriege ich hin. Und das kann man ja theoretisch sowohl als Frühstück, Mittagessen und Abendessen essen. Also könnte ich allein ganz gut durchkommen."

Belustigt grinste er mich an.
"Ja, das ist tatsächlich ein beeindruckendes Können.", meinte er schmunzelnd.

Gespielt empört sagte ich:
"Jetzt tu nicht so. Nicht jeder kann so multi-begabt sein wie du."

Grinsend lehnte er sich näher zu mir. Angespannt hielt ich inne.
"Multi-begabt?", flüsterte er in mein Ohr. "Was für andere Begabungen habe ich deiner Meinung nach denn noch?"
Sein Atem streifte mein Ohr und schickte einen Schauder durch meinen Körper.
Und das Schlimmste? Bei seinen Worten  stellte ich mir eben genau diese andere Begabungen vor....und sie trieben mir die Hitze in die Wangen.

Sichtlich zufrieden über meine Reaktion lehnte sich Alessandro wieder zurück.
Wütend funkelte ich ihn an, aber er grinste mich nur unbeeindruckt an.

Niemand schien das bemerkt zu haben. Oder zumindest machte niemand den Anschein danach.
Trotzdem konzentrierte ich mich nun ganz auf meine Lasagne und versuchte, alle anderen Gedanken zu verscheuchen.

Schließlich hatte ich fertig gegessen und lehnte mich zufrieden und satt auf meinem Stuhl zurück.

"Also, Macella, ich muss schon sagen, das war das beste Essen, das ich jemals zu mir genommen habe.", lobte ich Alessandros Mutter.

"Wirklich? Willst du noch mehr?", fragte sie freudig lächelnd.

Dankend lehnte ich ab.
"Danke, aber wenn ich auch nur ein kleines Stück mehr esse, habe ich Angst zu platzen.", gab ich zu.

"Ach, das macht nichts.", winkte Macella gutmütig ab. "Du kannst das Essen ja noch fast eine Woche lang genießen."

In Aussicht auf das gute Essen lächelte ich. Vielleicht war diese Idee von Alessandro ja doch gar nicht so schlecht.
Zwar kochte meine Mutter auch sehr gut, aber dieses Essen hier war eben nochmal eine Stufe höher.
Auch wenn ich Mama das so direkt nicht sagen würde.
Ich wollte sie schließlich nicht verletzen.

Nach dem Essen ging ich mit Alessandro nach oben.
"Weißt du, wenn du willst, kann ich dir das Kochen beibringen.", sagte Alessandro plötzlich.

Überrascht sah ich ihn an.
"Das ist sehr nett. Aber eigentlich kann ich ja schon..."

"Jaja, ich weiß, du kannst mit deinen Spiegeleiern sehr gut überleben. Aber wenn du Mal ein bisschen Abwechslung willst, kann ich dir auch andere Gerichte beibringen.", schmunzelnd sah er mich an.

Ich überlegte. Einerseits wollte ich immer schon kochen lernen. Zwar würde ich es nie brauchen, aber ich wollte es mal ausprobiert haben.
Andererseits....es war Alessandro, der mir das anbot.
Wahrscheinlich würde ich mich beim gemeinsamen Kochen nicht konzentrieren können und noch die Küche abfackeln.
Das wäre wohl nicht so gut.

Ich konnte es mir genau vorstellen:
Alessandro am Herd, mit nacktem Oberkörper, ich neben ihn. Keine Ahnung, warum ich ihn mir gleich mit nacktem Oberkörper vorstellte. War einfach so. Ich hinterfragte es mal nicht. Er würde mir irgendwas erklären, aber ich würde nur Augen für seine Muskeln haben.
Er ließ mich dann selbst ran und ich ließ die Küche hochgehen.
Bei der Vorstellung musste ich unwillkürlich grinsen.

"Was ist los?", fragte Alessandro neugierig. "Warum grinst du so?"

Ich zuckte nur mit den Schultern.
"Ach weißt du, ich hab mir nur vorgestellt, wie wir zusammen kochen ...und ich ausversehen dann die Küche abfackeln werde."

Bei meinen Worten schlich sich nun auch auf Alessandros Gesicht ein Grinsen.
"Keine Sorge, ich wäre ja dann bei dir. Bereit, dich zu retten."

Schon standen wir vor seiner Zimmertür.
Und vielleicht lag es an diesem schönen Abend, dem guten Essen, dem tollen Gespräch mit Alessandro, jedenfalls sah ich ihn lächelnd an:

"Ich würde sehr gerne kochen lernen."

Ein freudiges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Und auch ich freute mich.

"Das freut mich.", flüsterte er.

Ich lächelte. Dann machte ich die Tür auf und ging ins Zimmer. Aus meinem Koffer fischte ich meinen Kulturbeutel und meinen Schlafanzug. Da es für uns Werwölfe relativ warm war, bestand mein Schlafanzug aus einer kurzen Hose und einem Top.
Jetzt, wo ich wusste, dass ich ein Zimmer mit Alessandro teilte, glaubte ich nicht, dass das so eine gute Idee war.
Aber ich hatte nichts Besseres. Ich würde ganz sicher nicht in Jeans schlafen.
Also drehte ich mich damit um und blickte Alessandro an.
"Ich gehe schnell duschen und komm dann wieder, okay?"

Er nickte lächelnd.
"Alles klar. "

Und dann war ich an ihm vorbei zum Bad gelaufen. Zum Glück war es nicht besetzt.
Schnell schloss ich ab, zog mich aus und stellte mich unter die Dusche.

Nachdem ich fertig war, hüllte ich mich in mein Handtuch, trocknete mich ab und zog meinen Schlafanzug an. Aus meinem Kulturbeutel holte ich meine Zahnbürste und putzte mir die Zähne. Schließlich cremte ich noch mein Gesicht ein.

Dann ging ich auch schon wieder in Alessandros Zimmer.

I'm sorry, MateWhere stories live. Discover now