Der Kuss

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Olivias p.o.v.

Es war unglaublich. Dieses Kolosseum....in echt war es noch viel besser als auf einer Postkarte oder einem Foto.
Alessandro hielt mich immer noch auf seinen Armen, während ich meinen Blick staunend über das Kolosseum wandern ließ.
Es war so riesig!

Ich stellte mir vor, wie es früher gewesen war. Wie die alten Römer hier gesessen hatten und einen Gladiatorenkampf oder was anderes jubelnd beobachtet hatten.
Und nun stand ich hier. Nach 2000 Jahren. Krass. Das war echt unglaublich.

Alessandro lief noch ein wenig herum, mit mir auf den Armen. Ich konnte sehen, wie andere Mädchen und Frauen mir neidische Blicke zuwarfen.
Instinktiv klammerte ich mich noch mehr an Alessandro. Er gehörte zu mir. Den Mädchen und Frauen warf ich böse Blicke zu, bis sie wegsahen.

Verdammt, ich verhielt mich total besitzergreifend. Dabei wusste ich doch, dass diese Mädchen und Frauen keine Konkurrenz darstellten. Alessandro war ja mein Mate.
Doch trotz dieses Wissens konnte ich einfach nichts gegen mein Verhalten tun. Es war einfach reiner Instinkt, der mich leitete.

Plötzlich beugte sich Alessandro zu meinem Ohr hinab.

"Weißt du, wenn du mich jetzt küssen würdest....dann hättest du deinen Anspruch deutlich gemacht und diese Mädchen würden dir nicht immer solche eifersüchtigen Blicke zuwerfen."

Wow. Er hatte es bemerkt. Wahrscheinlich war er meinen Blicken gefolgt.
Trotzdem würde ich ihn nicht küssen. Nicht jetzt und nicht hier.

"Das kannst du vergessen.", erwiderte ich nur.
"Du kriegst deinen Kuss schon noch schnell genug. Hab ein wenig Geduld."
Gespielt streng blickte ich ihn an.

Mit einem arroganten Grinsen blickte er zurück.

"Jetzt tu doch nicht so. Du willst es doch auch. Denk nur daran, wie es letztes Mal war."

Sein Blick bohrte sich in meinen. Und verdammt, wieso musste ich immer erröten?!
Bei diesem Anblick wurde sein Grinsen noch einmal ein Stück größer.
Während ich angestrengt versuchte, die Bilder und Empfindungen vom letzten Mal aus meinem Kopf zu vertreiben.

"Was bringt dich auf den Gedanken?", fragte ich ihn schließlich.
"Ich hab ja seitdem nicht nochmal versucht, dich zu küssen. Hast du mal daran gedacht, dass das daran liegen könnte, dass du ein miserabler Küsser bist?"

Was überhaupt nicht stimmte. Auch ohne einen Vergleich zu haben, wusste ich, dass er herausragend war. Und das sagte ich nicht nur, weil er mein Mate war und ich deshalb voreingenommen.
Nein, es war die reine Wahrheit.
Doch sagen würde ich ihm das bestimmt nicht.
Ich hatte schließlich als seine Mate die Aufgabe, sein großes Ego manchmal wieder etwas zurechtzustutzen.

Plötzlich lachte Alessandro los. Sein Brustkorb bebte.
Blinzelnd sah ich ihn an. Was war denn jetzt los?

Es guckten schon welche her. Konnte er mal aufhören, so laut zu lachen?

"Alessandro.", zischte ich.
"Was hast du denn jetzt?"

"Sorry.", brachte er lachend heraus.
"Aber...aber ich hab...", Gott, er konnte kaum reden, so sehr lachte er.
"...verstanden, dass ....dass du gesagt hast, ....ich wäre ein schlechter Küsser..... Und du mich deswegen.... kein zweites Mal geküsst hast."

Er lachte sich schlapp. War das denn so abwegig, was ich gesagt hatte?
Alter, wie groß war denn sein Ego??!

"Ja und?", fragte ich genervt.

Amüsiert blickte er mich an. Endlich hatte er aufgehört zu lachen.

"Cara mia,", begann er immer noch überaus amüsiert.
"Ich war dabei. Ich weiß, wie sehr dir der Kuss gefallen hat. Das kannst du vor mir nicht verstecken."

Ich schnaubte nur.
"Vielleicht wollte ich dich ja nicht verletzen und hab nur geschauspielert?"
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn provokant an.

Ich konnte das nicht einfach auf sich beruhen lassen. Keine Ahnung, warum, aber ich wollte einfach nicht, dass er dachte, er wäre der beste Küsser auf Erden. Was er zwar sehr wahrscheinlich war, aber das musste er nicht wissen.

Seine Augen blitzten gefährlich auf.
Wieder beugte er sich zu mir hinunter, unsere Gesichter trennten nur noch wenige Zentimeter.
Mit verführerischer Stimme flüsterte er mir zu:

"Küss mich und du wirst nicht mehr leugnen können, wie sehr dir das gefällt."

Herausfordernd sah er mir in die Augen.
Und verdammt, ich würde am liebsten auf diese Herausforderung eingehen. Ihm beweisen, wie Unrecht er hatte.
Nur wusste ich zu gut, dass, wenn ich das tun würde, sehr wahrscheinlich er derjenige sein würde, der gewinnen würde.
Und das konnte ich nicht zulassen.

Warum ich ihm nicht zeigen wollte, wie sehr ich ihm verfallen war?
Ich wusste es selbst nicht so genau. Einerseits machte es einfach Spaß, ihn zu necken. Ich genoss es richtiggehend.
Andererseits war es mir peinlich, wie sehr ich in ihn verliebt war.
Und außerdem konnte ich ihm ja auch nicht einfach die Hoffnung geben, ihn zu akzeptieren, wenn es doch nicht so war.

"Vielleicht später.", erwiderte ich schließlich.
"Ich will ja nicht, dass du vor all diesen Leuten hier in Tränen ausbrichst, wenn dir klar wird, dass du doch gar nicht so gut küsst wie du denkst."

Jetzt war es an ihm zu schnauben.

"Eine bessere Ausrede ist dir nicht eingefallen?", fragte er.

"Das ist keine Ausrede.", behauptete ich.

Er sah mich nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

Bevor ich noch etwas sagen konnte, wurden wir auch schon von unserem Lehrer gerufen.

"Alessandro, Olivia, kommt her! Wir gehen wieder zurück."

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Im Hotel:

Sanft setzte mich Alessandro in meinem Zimmer auf meinem Bett ab. Meine Mitbewohnerinnen waren noch im Aufenthaltsraum. Ob sie extra nicht mit hochgekommen waren, um mir und Alesssandro Zeit alleine zu geben?
Ich wusste es nicht, aber traute es ihnen zu.

Alessandro hatte mich tatsächlich den ganzen Weg zurück getragen.
Meine Füße dankten es ihm. Sehr.

Genießerisch seufzte ich. Es hatte eindeutig seine Vorteile, einen so starken Mate zu haben.
Wie schön wäre es, wenn ich nicht diese Krankheit hätte. Und mit meinem Mate zusammen sein könnte.

Verdammt, ich durfte nicht daran denken. Es deprimierte mich nur umso mehr, dass das nie geschehen würde.

"Liv.", sagte da Alessandro plötzlich.
Ich hatte die Augen geschlossen, also sah ich ihn nicht.

"Hm?", brummte ich nur. Ich war so müde. Der Tag war anstrengend gewesen. Auch wenn ich den Rest des Weges nicht laufen musste.

"Du schuldest mir noch was. Du weißt schon, der Kuss?", erinnerte er mich.

Schlagartig war ich hellwach. Stimmt, da war was.

Stöhnend setzte ich mich auf.
"Komm her.", befahl ich ihm lustlos. Die Müdigkeit lauerte nur darauf, mich wieder einzulullen. 
Je schneller ich ihm einen Kuss auf die Hand drückte, desto schneller konnte ich schlafen.

Alessandro zog bei meinem lustlosen Tonfall misstrauisch die Augenbrauen zusammen, kam aber trotzdem näher.

Schnell schnappte ich mir seine Hand, und drückte dann auch schon meine Lippen darauf.
Trotz dieser kurzen Berührung spürte ich ein Prickeln auf meinen Lippen.
Ich ließ seine Hand wieder los, ignorierte dieses verdammte Prickeln und sah ihn zuckersüß an.

"Da. Dein Kuss. Zufrieden?"

Er starrte mich ungläubig an.

"Das hast du geplant.", knurrte er dann.

Ich lächelte nur unschuldig. Und überaus zufrieden mit mir selbst. Wer hätte gedacht, dass ich auf so eine gute Idee kommen würde?
Er konnte mir nichts anhaben. Schließlich hatte ich seine Bedingung erfüllt.
Er hatte nur 'Kuss' gesagt.
Und ich hatte ihm einen gegeben. Ich konnte ja nichts dafür, wenn er sich ihn falsch vorgestellt hatte.

Tja, allerdings würde sich noch zeigen, dass ich falsch lag, wenn ich dachte, dass Alesssandro sich damit zufrieden geben würde.

I'm sorry, MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt