Das silberne Band

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Olivias p.o.v.

Die silberne Welt um mich herum verblasste plötzlich. Ich verblasste. Alles verschwand immer mehr.
Das Letzte, was ich deutlich sah, war das aufmunternde Lächeln der Mondgöttin, das sie mir schenkte.

Was passierte hier?
Plötzlich befand ich mich wieder ganz und gar in meinem Körper. Doch ich fühlte mich nicht mehr schwach. Nein, ich fühlte mich, als würde ich immer stärker. Was war das?
Was war hier los?

Ich hatte noch die Augen geschlossen und plötzlich sah ich ein Band vor mir aufleuchten. Ich wusste sofort, was es war. Spürte es in meinem Inneren.
Das war die Verbindung zu Alessandro. Die Matebindung. Sie leuchtete so strahlend hell silbern. Es war, als flösse ein Strom an silbernem Licht vom anderen Ende zu mir.

Und am anderen Ende war Alessandro. Plötzlich bekam ich Angst. Was tat er?
Er opferte sich doch womöglich nicht für mich, oder?

Es war, als könnte ich seine Präsenz in meinem Herzen spüren. Eine Präsenz, die immer schwächer wurde. Und so schnell!
Verdammt, was tat er da? Er konnte sterben, wenn er so weitermachte!

Ich musste ihn aufhalten! Aber wie? Erst einmal zwang ich mich dazu, die Augen zu öffnen.
Tatsächlich ging es überraschend leicht. Über mir erkannte ich das Blätterdach des Waldes.
Neben mir hörte ich jemanden atmen.

"Alessandro! Du musst aufhören!", sagte diese Person besorgt.

Und auf der anderen Seite....Gott, das war Alessandro!

"Alessandro...", kam mir sein Name leise über die Lippen.

Ich drehte den Kopf nach rechts. Und dort lag er. Kraftlos zusammengesunken. Oh Gott. Nein. Nein, das durfte einfach nicht sein.

Ich tastete nach seiner Hand. Drückte sie, aber er regte sich nicht. Verdammt, er bewegte sich einfach nicht! Und trotzdem gab er mir noch immer etwas von sich!
Er musste aufhören! Sein Herzschlag ging bereits so schwach, zu schwach!

"Olivia! Du musst ihm helfen!", sagte da die Stimme auf meiner anderen Seite eindringlich.
Natürlich musste ich ihm helfen, aber wie denn?

"Markiere ihn! Schnell!"

Markieren? Aber....wieso?
Verdammt, egal, was, ich durfte nicht lange nachdenken, ich musste was tun!

Also stützte ich mich auf den Ellbogen auf und beugte mich über ihn.
Setzte meine Lippen auf seinen Hals. Oh Gott, meine Hände waren schon ganz schwitzig, so aufgeregt war ich.
Dabei war das überhaupt nicht der richtige Augenblick, um aufgeregt zu sein!
Ich musste es schnell durchziehen. Wenn es ihm half, würde ich alles tun. Alles, damit er nicht starb. Egal, was die Konsequenzen wären.

Also dachte ich nicht länger nach, sondern ließ meine Reißzähne ausfahren und biss ihm leicht in den Hals. Vorsichtig. Ich wollte nicht, dass es schmerzhaft war für ihn. Wollte ihn nicht noch mehr verletzen.

Und...oh Gott. Es fühlte sich so schön an. Gefühle durchströmten mich.... Glücksgefühle. Am liebsten würde ich ihn küssen.
Aber verdammt, er war in Gefahr! In Lebensgefahr. Es war nicht der richtige Moment, um jetzt solche Gefühle zu haben.

Plötzlich spürte ich wie das Band zwischen uns heftig aufleuchtete. Noch heftiger als ohnehin schon. Es war, als würde man im die Sonne sehen, nur dass das Band aus purem silbernem Licht bestand.
Und ...es pulsierte. Das silberne Band zwischen uns pulsierte! Als wäre es lebendig.

Gefühle strömten hin und her. Meine wurden zu Alessandro geleitet und seine zu mir. Und so spürte ich seine tiefe Sorge. Sein Wunsch, mich zu retten. Die Entschlossenheit, alles dafür zu tun. Koste es, was es wolle.
Und ...ich spürte seine Liebe. Sie wärmte meine Brust.
Strömte vom Band geradewegs in mein Herz. Und noch weiter. Es schien, als würde seine Liebe durch mich hindurchfließen, durch all diese kalten Orte in meinem Inneren. Deren Kälte ich vorher gar nicht bemerkt hatte.

All diese Orte wurden mit Wärme gefüllt, mit Licht, so schien es. Seine Liebe floss durch meinen ganzen Körper, und es war, als leuchte ich von innen heraus.
Und irgendwie...hatte ich das Gefühl, als würde seine Liebe etwas reparieren. Als würde sie etwas gerade rücken.
Und dann wurde alles schwarz um mich.

I'm sorry, MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt