Paranoia?!

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Olivia p.o.v.

Die anderen waren teils schon früher los gelaufen. Durch die Sache mit dem Knutschfleck waren wir eben ziemlich spät dran.
Deswegen liefen wir jetzt etwas schneller als normal.

Plötzlich spürte ich ein Kribbeln im Nacken. So etwas bekam ich immer, wenn mich jemand beobachtete. Aber Alessandro war neben mir. Er konnte es nicht sein.
Also wer sollte mich beobachten?
Wachsam blickte ich mich schnell um. Doch ich konnte niemanden entdecken. Rechts neben mir und Alessandro lag eine Wiese, woran der Wald grenzte.
Und links von mir lag die Straße. Daneben die Häuser, woran wieder ein Wald grenzte.

Auf dem Gehweg hinter uns war niemand zu sehen. Und an den Fenstern der Häuser konnte ich auch niemanden erkennen. Was hieß, dass der Beobachter im Wald sein musste. Plötzlich bekam ich ein mulmiges Gefühl im Magen.

War es jemand aus Alessandros Rudel? Aber warum sollten die mich beobachten?

"Alles okay?", riss mich da Alessandros Stimme aus meinen Gedanken.

"Jaja.", sagte ich ein wenig abwesend.

"Wirklich?", stirnrunzelnd blickte er mich an.
"Du guckst dich ständig um. Was ist los?"

Ich zögerte. Aber warum sollte ich es ihm nicht erzählen?

"Ich hab so ein komisches Gefühl...als würde uns jemand beobachten.", gestand ich schließlich leise.

Nun spannte sich auch Alessandro an.
Aufmerksam sah er sich um.
Konnte aber wohl auch niemanden erkennen.
Die meisten hätten jetzt wohl gedacht, dass ich mir das eingebildet hatte.
Aber nicht so Alessandro.

"Komm, Liv, beeilen wir uns. Da vorne sind die anderen, vielleicht haben die was gesehen."

Er vertraute mir. Diese Erkenntnis sandte ein warmes Gefühl in meine Brust.
Ich wollte das nicht, konnte es aber auch nicht vertreiben.
Warum nur bedeutete es mir so viel, dass er mir Vertrauen schenkte?!
Aber die Antwort war einfach. Weil er nämlich mein Mate war.

Zusammen liefen wir zu den anderen.
Natürlich in einem menschengemäßen Tempo.

Verwundert blickten Tom, Ben und seine Mate Lilly, und ein anderes etwas jüngeres Mädchen, dessen Namen ich bereits vergessen hatte, zu uns.

"Was ist los?", fragte Ben.
"Wir werden beobachtet.", flüsterte Alessandro angespannt.
"Ihr habt nicht zufällig was bemerkt?"

Nun sahen sich auch die anderen wachsam um, schüttelten aber auf Alessandros Frage hin den Kopf.

"Okay. Bleibt trotzdem wachsam. Und solltet ihr was bemerken, meldet es sofort den anderen. Keine Alleingänge, verstanden?"
Routiniert gab Alessandro Anweisungen. Ob er das wohl schon öfter gemacht hatte?
Doofe Frage. Er war der Sohn des Alphas. Er hatte sowas bestimmt schon mal gemacht.

Die anderen nickten gehorsam, und setzten dann ihren Weg fort.
Diesmal blieben Alessandro und ich dicht hinter ihnen. Zusammen war man eben stärker als nur zu zweit.

Doch auf dem gesamten Weg zur Schule hin passierte nichts. Dennoch fühlte ich die ganze Zeit dieses Kribbeln im Nacken. Ich war mir sicher, wir wurden beobachtet.
Fragte sich nur, von wem. Oder von was...

In der Schule angekommen, trennte ich mich von Alessandro. Auch wenn ihm das gar nicht behagte.
"Ich kann dich in die Schule hineinbegleiten.", sagte er fast schmollend.

Ich lächelte ihn ironisch an.
"Ich glaube, das schaffe ich gerade noch selber. Aber danke."

Dann wollte ich mich umdrehen und zu Lisa gehen, aber er hielt mich mit einer Hand an meinem Arm zurück.

Ein wenig genervt drehte ich mich um. Allerdings war ich nicht davon genervt, dass er bei mir bleiben wollte.
Nein, irgendwie gefiel mir das. Und genau da lag der Punkt: es sollte mir nicht gefallen. Wie sollte ich ihm weiterhin widerstehen, wenn mir alles gefiel, was er tat? Wie sollte ich ihn so schützen?
Meine Gefühle gingen mir so langsam wirklich auf die Nerven.

Er beugte sich näher zu mir und strich mir die Haare aus dem Gesicht, die der Wind dorthin geweht hatte.

"Vergiss nicht: du kannst mich jederzeit zu dir rufen." Auf meinen verwirrten Gesichtsausdruck hin, erklärte er:
"Wegen unseren Beobachtern."
Dann grinste er plötzlich.
"Aber wenn du willst, stehe ich natürlich auch jederzeit für andere Dinge zur Verfügung."
Verschwörerisch zwinkerte er mir zu.

Ich schnaubte und riss mich von ihm los. Schnell drehte ich mich um und lief zu Lisa. Und versuchte dabei, die verräterische Röte, die mir in die Wangen stieg, zurückzudrängen.

Doch auch als ich bei Lisa angekommen war, war mir das nicht gelungen.
Diese sah mich jetzt mit hoch gezogenen Augenbrauen an.

"Was?", zischte ich.

Doch sie grinste nur.

"Nichts. Ich hab nur deinen Knutschfleck bewundert."

Ich riss die Augen auf.
"Scheiße." Schnell langte ich mir an den Hals. Und traf auf nackte Haut.
Oh Mann. Wie viele hatten meinen Knutschfleck noch entdeckt?

Hastig überdeckte ich ihn mit meinen Haaren. Und erinnerte mich daran, dass Alessandro mir diese vorhin hinter die Schulter geschoben hatte.
Oh Mann. Ich hätte es ahnen müssen.

"Dieser Idiot.", knurrte ich schon fast. "Das hat er absichtlich gemacht."

Lisa zog gespielt erstaunt die Augenbrauen hoch.
"Idiot? Gerade eben sah es aber gar nicht so aus, als fändest du ihn idiotisch."

"Sei still.", zischte ich nur.
Dann seufzte ich.
"Und jetzt lass uns reingehen. Hier draußen weht mir sonst noch der Wind die Haare weg und jeder kann den Knutschfleck erkennen."

"Und das wäre ja soooo schlimm.", entgegnete Lisa ironisch.

"Ja.", erwiderte ich genervt und ignorierte dabei ihre Ironie.
"Schließlich hab ich eine Entscheidung getroffen. Und nach nicht einmal zwei Tagen hab ich widersprüchlich gehandelt."

Lisa zuckte nur mit den Schultern. Natürlich. Sie konnte nicht verstehen, wie schlimm das für mich war. Sie wollte ja sowieso, dass ich mit Alessandro zusammenkam.

"Ich glaube kaum, dass sein Rudel oder auch er von dir enttäuscht ist."

Wahrscheinlich nicht. Aber ich war von mir enttäuscht. War ich wirklich so egoistisch? So nachgiebig?

I'm sorry, MateWhere stories live. Discover now