Teil 3 - Unbekannte Gefühle

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Grummelnd schlug ich auf den schrillenden Wecker. Freitag. Der letzte Tag der Woche. Wundervoll. Missmutig rappelte ich mich auf, während ich in meinem Kopf die letzte Nacht nochmals Revue passieren ließ. Ich wurde von Hajime heim gebracht, wenn auch gegen meinen Willen. Ich erinnerte mich an die dunklen Straßen, an seine leuchtend grünen Augen. An seinen Atem auf meiner Haut und seine Berührungen an meinem Kinn und Handgelenk. Sofort schoss mir die Röte ins Gesicht. Noch nie hatte mich jemand so berührt. Und warum zum Henker machte mir das so viel aus? Das schlimmste an der Situation war auch noch, dass es mir nicht zuwieder war ihn heute wieder zu sehen. Im Gegenteil, mein Körper bebte vor Vorfreude bei dem Gedanken.
Grummelnd erhob ich meinen Körper von der Matratze und nahm meine blonden Haare aus dem Nacken. Nur langsam schaffte ich den Weg hinunter in die Küche und machte mir zummindest einen Tee. Ich hatte gut zwei Stunden bis ich zur Schule musste. Warum ich so früh aufstand? Ich wusste, dass ich langsam war. Zummindest morgens. Und wenn die Eltern meist im Ausland unterwegs waren musste man leider selbst Vorkehrungen treffen. Es blieb nunmal nicht aus. Nachdem meine Tasche gepackt, meine Uniform vorbereitet und meine Teetasse geleert war, tappste ich die Treppe hinauf um die letzte Müdigkeit unter der Dusche los zu werden.
Gerade als mein Fuß auf der dritten Stufe landete, schrillte die Türklingel hinter mir. Wer wollte so früh am Morgen schon etwas von mir? Missmutig machte ich kehrt und öffnete die Haustür. "Morgen.", begrüßte mich ein müder Hajime. Geschockt und plötzlich hellwach warf ich die Haustür wieder zu. Was machte er so früh hier? Vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spalt um sicher zu gehen, dass ich mir das nicht nur eingebildet hatte. Als sich das Bild jedoch bestätigte seufzte ich kurz auf und sah den Muskelprotz vor mir an. "Was machst du hier?", grummelte ich. Müde hielt er mir das Handy hin. Hanamaki hatte ihm geschrieben. Er sollte mir bescheid geben, dass Literatur heute ausfiel. Wir mussten also erst später in der Schule sein. "Halt. Warum schreibt er dir das?" "Weil wir im selben Kurs sitzen du Dussel?", grummelte der Junge. "Darf ich jetzt rein?" Nur langsam ging ich zur Seite und ließ ihn ins Haus. "Sorry. Möchtest du einen Tee oder etwas anderes zu Trinken?", fragte ich unsicher während ich ihn in die Wohnküche führte. "Nein. Danke." Hajime sah sich in Ruhe um. Jeden einzelnen Zentimeter scannt er mit seinen Augen ab bis er schließlich seine Tasche auf den Boden an der Küchentheke abstellte und sich zu mir umdrehte. "Deine Eltern schlafen noch?", fragte er. Ein Blick zur Wanduhr ließ mich überlegen. Bei Ihnen dürfte es in etwa Mitternacht sein. "Ich denke schon." Seine grünen Augen füllten sich mit Verwunderung als er diese Antwort hörte. "Sie sind auf Geschäftsreise...." Nach ein wenig Ruhe fügte ich noch ein "Wie immer." hinzu. "Mhm." Mehr gab Hajime nicht von sich.
Wir standen eine Weile nur schweigend so da. Das Ticken der Wanduhr machte mich fast verrückt. Unsicher sah ich hinüber zu dem jungen Mann der hier gerade in meinem Haus stand. "Hey." Ich wusste mir nicht anders zu helfen. Also hielt ich es für das Beste, einfach auszusprechen was mich beschäftigte. Auch wenn Hajime wohl der letzte war den ich fragen sollte, aber die Antwort würde ich wohl von niemand anderem erhalten. "Hajime...", unsicher duckste ich vor mir selbst umher. "Was ist?" Meine Arme verschränkte ich vor meiner Brust und stammelte weiter. "D... Das gestern..." Wieder machte ich eine kurze Pause. Den Mut zu fassen ihn wirklich zu fragen, schien schwieriger als erwartet. "Warum... Warum kommt mir das heute so komisch vor?" "Was meinst du?" die Verwirrung war wirklich genau zu hören als er mich fragte. Um nicht einfach nur in der Gegend herum zu stehen, tappste ich an ihm vorbei in die Küche. Ich nahm ein Glas aus dem Schrank und stellte es vor mir auf die Arbeitsfläche. "Ich war so geschockt gestern... Ich habe begriffen, was du mir zeigen wolltest." Langsam füllte ich das Glas mit etwas Wasser aus der Leitung. "Aber irgendwie... Ich kann es mir nicht erklären. Nach so etwas sollte ich doch zummindest einen Groll haben..." Ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg. "Sorry, vergiss es.", stammelte ich unsicher vor mich hin und schüttelte den Kopf. Es musste sich verdammt dämlich angehört haben.
Umso verwunderter war ich, als sich plötzlich zwei Hände um mein Handgelenke schlossen und ich spürte wie Hajimes warme Brust an meinen Rücken lehnte. Sein Atem in meinem Nacken sorgte für Gansehaut. "Willst du etwa sagen, dass es dir gefallen hat?", hörte ich seine tiefe Stimme nah an meinem Ohr fragen. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich konnte förmlich erahnen, wie mein Gesicht gerade aussah. Mein Herz schlug viel zu schnell und zu laut als dass Hajime es nicht hätte bemerken können. Ich atmete auch plötzlich viel unregelmäßiger als zuvor. Was passierte hier mit meinem Körper? "Nein, ich...", stammelte ich unsicher, unterbrach jedoch sofort, als ich einen leichten Schmerz an meinem Hals spürte. Nicht diese Art von Schmerz, wie wenn dich ein Ball traf oder du mit dem Messer abrutscht. Dieser Schmerz fühlte sich bittersüß an. Er breitete sich von meinem Hals aus und löste ein unbekanntes Kribbeln in meinen Fingerspitzen aus. Leise entwich ein Seufzer meiner Kehle und ich spürte wie Hajimes Griff um meine Handgelenke fester wurde. Er ließ von meinem Hals ab, atmete gegen meine Haut. Seine Arme zog er vor meinen Bauch, ohne dabei meine Hände los zu lassen. Die Gänsehaut in meinem Nacken wurde dabei kein Stück besser und auch meine Muskeln lockerten sich kein Bisschen. Ich spürte wie Hajimes Lippen sich auf die Haut in meinem Nacken legten und somit für einen ungewollten Seufzer sorgten. Kurz darauf verspürte ich wieder einen kleinen Schmerz, jedoch einen anderen als zuvor. Doch noch bevor ich verstand was genau da passierte, war es auch schon wieder vorbei. Die Hitze die dabei in meinen Körper getreten war, blieb allerdings. "Du solltest die nächsten Tage, deine Haare im Nacken lassen.", hörte ich Hajime hinter mir hören. "Du wolltest duschen oder? Wir müssen bald los." Mit diesen Worten ließ er von mir ab und ich flitzt hinauf ins Badezimmer um mich fertig zu machen. Oben angekommen raste mein Herz noch immer wie wild. Was ist da gerade wieder passiert?

Harte Schale, Weicher Kern (Iwaizumi X OC) Where stories live. Discover now