Teil 8 - Einfach Natürlich

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"Uhm, ja klar Iwa-Chan. Was ist?" Am liebsten würde ich mich gerade für die Frage Ohrfeigen. Oikawa war vermutlich der letzte den ich in dieser Situation fragen sollte. Mein bester Freund war aber dennoch der einzige den ich fragen wollte. "Wie beeindruckt man ein Mädchen?", stammelte ich so heraus. Kurz folgte Stille auf der anderen Seite der Leitung. "Also ich lächle einfach. Dann fliegen sie von allein auf mich." Natürlich. Was auch sonst. "Und wenn wir nun mal von nem Durchschnittstypen reden?", grummelte ich nur wieder durchs Telefon. "Warum rückst du nicht einfach mit der Sache raus, Iwa-Chan?" "Es ist Midori." "Schon klar, geht's nen bisschen genauer?"
Wiederwillig erzählte ich ihm die ganze Geschichte. Ich war erstaunt, wie ruhig der Setter dabei bleib und wie erstaunlich ernst er hier und da eine Frage einwarf. Es war, als würde Shittykawa gerade eine Lösung für einen Spielzug des Gegners finden. Nachdem ich durch war, war es noch eine Weile ruhig. "Midori wird vermutlich etwas sein, wo du dir die Zähne dran ausbeißt." Mit dieser Aussage versetzte er mir sofort einen Hieb. Kaum zu glauben, dass er das so einfach raus hauen konnte. "Wie meinst du das?", versuchte ich möglichst ruhig zu bleiben und mir nichts anmerken zu lassen. "Naja, Midori ist top notch. Machen wir uns nichts vor. Wer garantiert dir denn, dass sie sich für dich entscheidet wenn sie mitbekommt was das Gefühl Liebe ist? Während dem Prozess ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch andere ihr Glück versuchen." Grummelnd dachte ich daran. "Dem zieh ich eine drüber und gut ist..." Sofort lachte Oikawa auf. "Na hör mal Iwa-Chan. Wir sind nicht mehr in der Steinzeit, wo die Männer der Frau mit ner Keule aufn Kopf hauen und sie damit für sich beanspruchen." Wieder wurde es still am Ende der Leitung. "Ich denke, du solltest einfach so bleiben wie immer. Vielleicht, weniger fordernder mit der Körpernähe... Lass sie da den ersten Schritt für künftige Schritte machen... Aber sonst bist du sicher gut unterwegs. Vielleicht kann ich dir Situationsabhängig ab und an nen Ruck geben. Aber einen allgemeinen Code gibt es nunmal nicht." "Was heißt künftige Schritte?" "Na wie weit wart ihr denn bisher?" "In welcher Reihenfolge geht denn da die Skala?" Verzweifelt seufzte der Setter auf. Ich konnte nicht verneinen, dass ich nichtmal halb so viel Ahnung hatte von dieser Ganzen Sache wie er. Ich hatte eine Freundin in meinem ganzen Leben. Im ersten Jahr der High School. Ein schreckliches Jahr wenn man mich fragt. "Iwa-Chan, verbleiben wir einfach so: Das was bisher passiert ist, ist okay. Wenn sie nichts dagegen hatte, dann ist das in Ordnung. Alles was du nicht getan hast, solltest du auch künftig nicht von selbst tun. Bis sie sich entschieden hat, muss sie den ersten Schritt machen. Ergibt es Sinn?" "Ja." "Super Iwa-Chan. Und nun ab nach Hause und ins Bett mit dir. Morgen früh solltest du wach sein, wenn deine Perle schreibt. Gute Nahaaaacht." Und damit legte er auch schon auf. Dieser Idiot. Ein leichtes Schmunzeln lag auf meinen Lippen, als ich auf mein Handy sah. Es war kurz vor Mitternacht. Gott. Mein Vater wird ausrasten, wenn ich klingle.

Als am nächsten Morgen einige Sonnenstrahlen meine Nase kitzelten, öffnete ich knurrend meine Augen. 'Lässt mich in Ruhe', dachte ich bei mir. Natürlich wusste ich, dass niemand mich hören würde. Mit müden Knochen quälte ich mich hoch und rieb mir einmal mit der Linken durchs Gesicht. Die Müdigkeit jedoch wollte und wollte einfach nicht aus meinen Gliedern verschwinden. Nichts desto Trotz schwang ich meine Beine über den Sofarand und sah mich um. Das war mein Wohnzimmer, soviel war schonmal sicher. Frage Nummer Eins war also geklärt. Ruhig sah ich mich genauer um. Eine Decke lag neben mir, ein Zettel auf dem Tisch. Alles andere war so wie vorher. War ich gestern eingeschlafen, während Iwaizumi bei mir war? Sofort spürte ich die Hitze zurück in mein Gesicht steigen. Er sagte er hätte Gefühle für mich. Wie würde es weiter gehen? Konnte ich ihm genauso gegenüber treten wie die Tage davor? Ich meine, so etwas geht doch nicht einfach an einem vorbei und dann war es das oder übertrieb ich da etwas? Mein Blick fiel zurück auf den Zettel auf dem Sofa-Tisch. Vorsichtig nahm ich ihn auf und las Hajimes Nachricht. Er hatte eine ordentliche Handschrift im Gegensatz zu anderen Jungen in unserem Alter. Ohne groß nach zu denken sprang ich auf, flitzte hinüber zu meiner Tasche und kramte mein Handy daraus. Ich tippte seine Nummer in mein Display und speicherte ihn unter den Kontakten ein.
Erstaunlich unsicher wurde ich dann, als ich den SMS Button drückte und sich das Textfeld öffnete. Sollte ich ihm wirklich schreiben? Kurz sah ich auf die Uhrzeitanzeige in der oberen rechten Ecke des Smartphones. Es war gerade einmal halb 10. Ob er am Wochenende so früh schon wach war? Nicht zu vergessen, dass er gestern vermutlich nicht gerade früh ins Bett gekommen war. Hin und her überlegte ich. In einem Moment war ich mir sicher, dass ich ein einfaches 'Guten Morgen' in das Textfeld einfügte. Jedoch löschte ich es im nächsten Moment schon wieder und grübelte ob ich es nicht doch lassen sollte. Gut zwanzig Minuten brauchte es um dann doch auf 'Senden' zu klicken, natürlich nicht ohne im nächsten Moment wieder im Boden zu versinken und von Unsicherheit übermannt zu werden. Nervös sah ich auf den Bildschirm und starrte meine Nachricht an. >>Guten Morgen Hajime. Entschuldige wegen gestern Abend, ich bin vermutlich einfach weggenickt.<<
Mit roten Wangen ließ ich die Bildschirmsperre auslösen und legte das Handy vor mir auf die Küchentheke. Mein Blick fiel auf die Tassen in meiner Spüle. Er musste sie weg geräumt haben, denn ich konnte mich nicht daran erinnern. Unsicher sah ich mich in meiner Wohnung um. Alles sah aus wie zuvor. Es war so, als wäre Hajime nie hier gewesen. Ein Seufzer entwich meiner Kehle als ich mich nun doch endlich streckte und mich zwang etwas ruhiger zu werden. Vermutlich wäre eine Dusche nun genau das Richtige. Vielleicht würde ich auch baden gehen. Ich hatte sicher noch einen Badezusatz den ich unbedingt ausprobieren wollte. Mit dem Vibrieren des Handys schreckte ich kurz zusammen. Sofort Hüpfte ich hinüber und entsperrte es mit meinem Fingerabdruck. Hajime hatte geantwortet. Meine zuvor erlangte Ruhe, war sofort wie weg geblasen. >>Nicht doch. Hoffe du hast gut geschlafen?<<, stand dort auf dem Bildschirm geschrieben. Ohne groß nach zu denken tippte ich ein >>Ja, du?<< als Antwort ein. Ich hatte das Gefühl förmlich zu platzen, so wie ich ihn mit Fragen überrumpeln wollte. Einige flogen in meinem Kopf umher, ich entschied mich jedoch eine Reihenfolge fest zu legen um ihn nicht zu bombardieren. Dennoch konnte ich mich nicht halten, ihn zu fragen was er gerade tat.
Ich hatte kaum das Handy zurück auf sie Theke gelegt und schon kam die Antwort.
>>Ja. Bin gerade vom Joggen heim gekommen.<< Sofort ploppte eine weitere Nachricht auf und ich schaute in smaragdgrüne Augen. Iwaizumi wirkte erschöpft und glücklich zugleich auf dem Bild. Sein schwarzes Shirt schien ihm unter der Trainingsjacke am Körper zu kleben und zeichnete demnach einen Teil seiner Brustmuskulatur unter dem Stoff ab. Sein leichtes und dennoch unglaublich sanftes Lächeln auf den Lippen war zum Schmelzen. Ich spürte wie mein Herz plötzlich einen Satz machte und sich anschließend fast überschlug. Das dort war Iwaizumi. Der Junge der mir gestern ein Liebesgeständnis machte, mir einen Knutschfleck am Hals gab und mir meinen ersten Kuss genommen hatte. Und das alles binnen zwei Tagen, die ich ihn näher kannte. Er löste in mir einen Tornado aus. Und das sogar ohne überhaupt anwesend zu sein.

Harte Schale, Weicher Kern (Iwaizumi X OC) Onde histórias criam vida. Descubra agora