Teil 14 - Kritische Augen

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Schon Am Bahnhof begannen meine Eltern mit Ihrem altbekannten Spiel. Meine Mutter hatte bereits als sie aus dem Zug stieg ihr 'Ich bin eine nette Frau' - Lächeln auf den Lippen. Sofort zog sie mich neben Hajime hervor und nahm mich in den Arm. "Komm her, mein Schatz!", rief sie glücklich und ich spürte wie sie über meine Schulter hinweg zu Hajime linste während sie mich in die Arme schloss. Sie inspizierte ihn schon von Weitem. Das konnte nur ein anstrengender Abend werden. "Midori!", hörte ich aus der Ferne. Die Stimme meines Vaters grollte über den Bahnsteig, wie keine andere. Der alte Sauselkopf stapfte mit missmutigem Gesicht an den anderen Passagieren des Intercitys vorbei. Seine warmen Augen sahen mich freudig an, als er direkt vor mir stehen blieb. Sein Bart verdeckte Sein Schmunzeln und jeder der ihn nicht kennen würde, wüsste nicht einmal dass er diese Gesichtsmuskeln überhaupt besaß. Mit fester Hand zog er mich zu sich heran und drückte mir mit einer herzlichen Umarmung kurz die Luft ab. "Ich hab dich so vermisst, Prinzessin." "Dad!", japste ich schon verzweifelt. Erst im Anschluss setzte er mich ab und machte sich auf zu Hajime während ich noch immer auf meine Mutter gestützt nach Luft Rang. Nervös beobachtete ich meinen Vater wie er Hajime grimmig gegenüber stand. Ich sah, wie mein alter Herr sich vor dem Spiker aufbaute und dabei in etwa so groß wie sein Gegenüber war. Mein Dad wusste schon immer wie er bedrohlich wirkte und er machte sich seine breite Statur dafür gern zu Nutze. Mit einem Blick als würde er töten wollen sah er dem Jungen vor sich in die grünen Augen. "Und du bist?", hörte ich seine harsche Stimme. Bisher hatte er jeden meiner Mitschüler spätestens jetzt soweit, den Augenkontakt zu unterbrechen und verängstigt zu Boden zu blicken. Doch Hajime machte nicht im Ansatz die Anstalt sich zurück zu ziehen. Stattdessen gab er meinem alten Herrn die Hand und lächelte ihm entgegen. "Mein Name ist Hajime. Ich gehe mit Midori-San in den Volleyballclub." Sofort entglitten meinem Alten die Gesichtszüge während er die Hand des Gegenüber nahm. Doch er fasste sich schnell wieder und grinste ihn anschließend schelmisch an. "Yamamoto. Oder auch dein schlimmster Albtraum, mein Junge." "Freut mich sie endlich kennen zu lernen." Der Oberschüler ignorierte demnach die Stichelei meines Vaters. "Lasst uns heim gehen! Ihr beiden werdet uns sicher eine Menge erzählen können.", rief meine Mutter freudig neben mir. Gesagt, getan. Gut zwanzig Minuten später standen wir vor der Haustür meiner Familie und stapften hinein. Hajime hatte irgendwann meiner Mutter ihre Tasche ab genommen und sich mit ihr ein wenig unterhalten. Auch hielt er es für nötig bei meiner Mutter zu betonen, dass er nur 'ein' Freund und nicht 'mein' Freund sei. Diese hingegen wunk es nur grinsend ab und plapperte freudig weiter.

Daheim grinste meine Mutter wie ein Honigkuchen-Pferd und ließ es sich natürlich nicht nehmen, Essen vor zu bereiten und Hajime zum Abend ein zu laden. Mein Vater hingegen warf hier und da einen Bösen Spruch ein und grummelte den Spiker an, was den Jungen jedoch wirklich nicht zu stören schien. Er blieb ruhig und höflich gegenüber meinem Vater und ließ sich nichts anmerken, was meinen Vater immer mehr irritierte. Mir hingegen entlockte es ein zufriedenes Schmunzeln. Nach dem Essen startete mein alter Herr einen letzten Schlag und Zwang Hajime zu einem Armdrücken auf unserer Küchentheke. Es dauerte einige Minuten, doch das Ergebnis war mehr als erwartet. Hajime ließ meinen Vater ganz klar gewinnen. Woher ich das wusste? Ich kannte Hajimes Stärke aus den Training und mein Alter Mann war alles andere als ein Trainierter. Es wäre ihm ein leichtes gewesen, meinen Dad somit endgültig zum Schweigen zu bringen.

Nachdem das Armdrücken beendet war, rannten die Stunden nur so vorbei. Midoris Vater wurde unglaublich entspannt, nachdem ich ihn gewinnen ließ. Seine scharfen Sprüche wurden weicher und eher neckend als anstachelnd und feindlich. Er begann mich zu akzeptieren und das machte mich irgendwo glücklich. Als ich zu Abend den Heimweg antreten wollte, brachte mich der Bärtige noch zur Haustür. "Danke dass du auf mein kleines Mädchen aufpasst, während wir nicht da sind." Man konnte die Reue aus seiner Stimme mehr als hören. Midoris Eltern arbeiteten hart im Ausland um dem Blondschopf eine gute Zukunft zu ermöglichen. Und sie litten darunter, dafür die eigene Zeit mit eben diesem Mädchen zu verlieren. "Dafür müssen Sie mir nicht danken, Sir." "Yamamoto, mein Junge. Das 'Du' reicht völlig aus. Du bist schließlich Teil der Familie." Ich nickte kurz zur Kenntnisnahme. Seine Gesichtszüge hingegen wurden wieder etwas Weicher. "Weißt du. Ich habe mein kleines Mädchen bisher vor jedem Idioten der ihr zu nahe kam beschützt. Man weiß doch, was für Absichten die meisten Jugendlichen heute haben. Aber ich denke es wird Zeit, dass ich diese Aufgabe an jemanden abgebe." Mit einem Lächeln sah er mir nun tief in die Augen. "Und ich denke, es wird keinen besseren für diese Aufgabe geben, als dich." Ich spürte wie sich Erleichterung in mir breit machte. Midoris Vater vertraute mir, was mich unglaublich dankbar machte. Dieser Mann war der einzige der immer für den Blondschopf da sein konnte und es auch immer sein würde. Und es war ein gutes Gefühl von eben diesem Mann in diese Bindung aufgenommen zu werden. "Danke.", erwiderte ich sein Lächeln und verbeugte mich leicht. "Ich werde Sie nicht enttäuschen." "Da bin ich mir sicher."

Nachdem mein Dad Hajime zur Tür gebracht hatte und meine Mutter mich zum Abwasch verdonnerte, kehrte allmählich wieder Ruhe in unser Haus ein. "Hajime ist wirklich ein lieber Junge. Wie kann es sein, dass ihr noch kein Paar seid?", hörte ich sie nebenbei fragen und musste leicht seufzen. Unsicher sah ich zu meiner Mutter herüber. "Naja..." "Was Naja? Ihr wirkt schon längst so, als wärt ihr euch sehr nahe." Ich legte das Küchentuch beiseite und sah, wie sich auch mein Vater nun zu uns gesellte und auf eine Antwort wartete. "Ich... Ich war noch nicht soweit." Man sah ihnen an, dass diese Aussage ihnen nicht ausreichte, denn sie sahen mich nun fragend an und warteten ungeduldig auf weitere Informationen. "Hajime hat mir gesagt dass er etwas für mich empfindet... Und ich wollte ihm nicht weh tun... Schließlich weiß ich nicht, wie sich das anfühlt... Aber ich wollte ihn in meiner Nähe behalten... Und... Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm darauf noch keine Antwort geben kann..." "Und wie hat er reagiert?" "Er sagte er wird warten und mir helfen eine Antwort zu finden." Ich spürte wie sich ein Lächeln auf dem Gesicht meines Vaters breit machte. Unsicher sah ich ihn und meine Mutter an, die sich wissend angrinsten während mein Vater seinen Arm um die Hüfte meiner Mutter legte. "Ich denke, es wird keinen besseren geben.", flüsterte mein Vater nahezu meiner Mom entgegen. Sie entgegnete ihm mit einem kurzen Lächeln. "Ja, das denke ich auch."

Am Ende des Tages fiel ich absolut erschöpft in mein Bett. Unsicher tippte ich eine Nachricht in mein Handy und sendete sie ab. Hajime hatte sich seit er gegangen war noch nicht gemeldet, was mir ein wenig Sorge bereitete. Schließlich hatte er mit meinem Vater einige Zeit allein an der Wohnungstür verbracht und das durfte mir durchaus Angst machen. Recht schnell jedoch vibrierte das Smartphone mit einer Antwort. >>Sorry, bin noch zu Shittykawa. Ist alles okay bei dir?<< Direkt im Anschluss folgte ejn Bild auf dem Iwa und Oikawa zu sehen sind. Mit Gamingcontrollern in der Hand schoss der Setter das Bild, während Hajime ihn nur grimmig an sah. Der Braunschopf hatte dem Spiker also das Handy geklaut. Bei der Vorstellung was bei den Beiden nun los war, musste ich leise kichern. >>Viel Spaß euch beiden. Schlaf nachher gut, ja? Ich mach mich ins Bett für heute.<< Während ich jedoch auf eine Antwort wartete, fielen mir bereits erschöpft die Augen zu und ich ließ mich in einen tiefen Schlaf fallen.

Harte Schale, Weicher Kern (Iwaizumi X OC) Where stories live. Discover now