Teil 9 - Väterliche Erfahrung

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>>Oi, Shittykawa. Was machst du heute?<<, schrieb ich dem Morgenmuffel während ich mir ein Wasser aus dem Kühlschrank schnappte. Ich war gerade vom Training heim gekommen und hatte Midoris erste Antwort erhalten. Sofort bildete sich ein Schmunzeln auf meinen Lippen als ich ihren Namen las. Ich konnte nichts dagegen tun, meine Gesichtsmuskeln reagierten nur einfach schneller als mir lieb war. Nachdem ich meine SMS schrieb, sah ich mir das Bild an welches ich ihr schickte. 'Ich seh unmöglich aus.', seufzte ich innerlich und bereute  bereits überhaupt diesen Gedanken gehabt zu haben. Grummelnd legte ich mein Handy beiseite und schraubte die Glasflasche in meiner Hand auf, setzte sie an die Lippen und ließ einige Schlucke des kühlen Nass meinen Hals hinunter fließen. "Morgen, mein Junge.", ertönte eine Stimme hinter mir. Grinsend sah mich mein Vater an, als er mit seiner Tasse die Küche betrat und mich beobachtete. "Morgen Dad." Nur langsam schlappte er mit freiem Oberkörper zur Kaffeekanne und goss sich wieder etwas von dem schwarzen Gelumpe ein. "Irgendwann bringt dich das Zeug noch um.", grinste ich ihm entgegen und deutete mit meinem Kinn auf die Tasse in seiner Hand. Mein Vater war sicher nicht krank oder etwas in der Art. Tatsächlich war mein Dad mit seinen knapp Fünfzig Jahren gut trainiert und kerngesund. Er trank nur einfach viel zu viel von diesem Wachmacher. Schelmisch erwiderte mein Dad das Grinsen. "Immerhin werde ich dann glücklich sterben ohne etwas im Leben vermisst zu haben." Kurz machte er eine Pause, als er sich neben mich an den Tisch setzte. "Du warst gestern spät zuhause. War irgendwas?" Er klang besorgt. Sicher, sonst blieb ich nie lang weg und wenn dann schrieb ich ihm bevor ich mit Trashykawa noch etwas unternahm. Diesmal jedoch nicht. "Hab ne Freundin heim gebracht." Sofort wich das sorgsame Gesicht meines Vaters einem Lächeln und ich wusste sofort woran er dachte. Dieser Mann war eindeutig hoffnungslos. "Nicht diese Art von...", seufzte ich und wurde prompt von meinem Handy unterbrochen. Inständig hoffte ich, dass der Schwachkopf geantwortet hatte. Jedoch war mir sofort als das Lächeln auf den Lippen meines Dads breiter wurde, dass es eben nicht der Weiberheld war. "Midori hat ein Bild gesendet.", meinte der alte Herr nur so. Ich konnte nicht anders als nach meinem Handy zu schnappen und es zu entsperren. Wie mein Vater mir über die Schulter lugte bemerkte ich erst viel zu spät.
>>Ich muss mich noch finden...<<, las ich ihre Nachricht. Direkt in Anhang sah ich in ihr Gesicht, welches mit roten Wangen hinter einer blauen Teetasse hervor lugte. Ihre zarten Finger umschlossen den Becher und es wirkte so, als könnte sie ihn jederzeit fallen lassen. Die rostigen Lippen lächelten verlegen und die blonden Haare lagen ihr etwas zerzaust über die Schulter gelegt. Natürlich trug sie noch das selbe Shirt von gestern. Sie wirkte müde und dennoch wunderschön. Sofort spürte ich die Hitze in meine Wangen steigen, was ich mit dem Handrücken vor meinem Gesicht versuchte zu verstecken. Jedoch einen Moment zu spät, denn mein Alter hatte wohl schon genug gesehen. "Du hast dir da wirklich was hübsches ausgesucht, mein Junge. Wann kommt sie zu Besuch?", kicherte er hinter mir, bevor er an seiner Tasse schlurfte. "E...es ist n...nicht wie du denkst.", versuchte ich sowohl ihn als auch mich selbst zu beruhigen. Nur waren wir ehrlich, konnte man dem eigenen Vater nichts vormachen. "Sie hat mir ne Abfuhr gegeben." Sofort setzte mein Herz aus. Genau. Sie hatte meine Gefühle nicht erwidern können. Dennoch erinnerte ich mich genau, dass sie mich nicht verletzten wollte. Der alte Mann vor mir sah mich nun mit einem sanften Lächeln an. "Ein Grund mehr warum ich die Kleine gern kennen lernen würde." Verwirrt sah ich ihn an. "Sie wirkt nicht gerade abgeneigt auf dem Bild. Also würde ich gern von ihr erfahren warum. Dein alter Herr hat ein wenig mehr Erfahrung in sowas." Sofort kehrte das Grinsen in sein Gesicht zurück. Mein Dad wollte das Mädchen kennen lernen, das ich noch dazu bringen wollte, sich in mich zu verlieben. Na das kann ja heiter werden.

Vorsichtig legte ich an meine Lippen an die Kaffeetasse und wartete auf eine Reaktion von Iwaizumi. Ich hatte ihm ein Bild geschickt und war mir ehrlich gesagt noch nicht so sicher ob die Idee so gut war. Unsicher betrachtete ich das Bild, welches noch immer als letzte Nachricht auf meinem Bildschirm angezeigt wurde. Gott, wie schlimm es aussah. Noch immer in den selben Klamotten von gestern und mit zersausten Haaren, wirklich gut war ich mit dem Bilder schießen noch nie. Ich wollte mir überhaupt nicht ausmalen, was er sich dabei denken musste. Unsicher scrollte ich nochmal ein Stück nach oben und sofort stieg mir die Hitze wieder ins Gesicht. Hajime sah so verdammt gut aus, dass musste ich wirklich zugeben. Was die ganzen Schrullen an Oikawa statt seiner fanden, ging mir einfach nicht in den Kopf. Unsicher seufzte ich auf und ging gedanklich zurück an den Vorabend. Ich hatte ihm gesagt, dass ich noch keine Antwort wüsste. Wie lange würde ich brauchen um so eine Antwort zu finden? Es ist schließlich keine Entscheidung wie die 'was ziehe ich heute an'. Wobei wir wieder beim Thema 'heute' wären. Ich hatte einen Termin und wollte ungern zu spät kommen. Sacht biss ich mir nochmal auf meine Unterlippe und sah nervös zu meinem Handy. Noch immer hatte Iwaizumi nicht geantwortet. Es fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit bis er schrieb. Oder kam es mir nur so vor? Beim vibrieren des Handys zuckte ich dann doch kurz zusammen. >>Sorry, mein Dad hat gelinst. Du sieht verschlafen viel zu süß aus... Bin heut mit Shittykawa unterwegs, du?<< 
Er fand es süß, wenn ich verschlafen bin? Wieder schoss mir die Röte ins Gesicht. Mein Herz pochte so stark, dass ich dachte mich übergeben zu müssen. Flink tippte ich meine Antwort ein und machte mich auf ins Bad um zu duschen. >>Danke, aber du bist auch nicht ohne. Kommt bestimmt komisch wenn ich das sage... Bin heute mit einer Freundin training. Muss auch bald los.<<
Training war gut gesagt. Ich wurde von ihr so häufig mit zum Tanztraining geschleppt, dass ich mittlerweile fast selbst Mitglied der kleinen Truppe war. In Windeseile hatte ich mich fertig gemacht und meine Tasche gepackt. Ein letzter Blick auf mein Handy und ich schnappte mir meine Kopfhörer und flitzte los.

Harte Schale, Weicher Kern (Iwaizumi X OC) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt