Teil 13 - Das Erste Ja-Wort

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Er musste nicht mehr sagen und dennoch wusste ich was er meinte. Noch immer saß ich vor ihm auf der Küchentheke und spürte wie sein Atem auf meiner Haut landete. Er würde sicher weiter gehen, sofern ich es zuließ. Ich spürte wie er sich selbst verzweifelt versuchte zu kontrollieren. Dennoch konnte ich es nicht. Hajime zog mich an, band mich an sich und ließ mich nicht mehr entkommen. Mein Kopf drehte sich um ihn und nichts anderes. Dennoch wollte und konnte ich nicht mehr weiter gehen. Ihn davon stoßen, wollte ich jedoch noch weniger. Als Letztes wollte ich ihn verletzen. "Wäre... Es so schlimm?", stammelte ich leise und nahezu kaum hörbar. Sofort schreckte er hoch und hielt inne. Ich selbst bemerkte kaum, wie ich zu zittern begann. Ich war noch nicht bereit für so etwas. Aber was ist, wenn er sich zurück zieht? Mai hatte so häufig erzählt dass Jungen das Interesse verlieren, wenn man sie zu lang warten lässt. War der Spiker einer dieser Jungen? Unsicher biss ich mir auf meine Unterlippe. Hajimes Hände legten sich vorsichtig auf meinen Rücken und er zog mich sanft an sich. Sofort wurde ich von seiner Wärme umgeben und ich fühlte mich wieder ein Stück geborgener.

Natürlich bemerkte ich das zittern ihrer Arme auf meinen Schultern. Desto ungläubiger hörten sich die Worte an, die zuvor mein Ohr erreichten und mein inneres Tier weiter anstachelten. Midori war alles andere als bereit für das, was passieren würde, wenn ich ihm freien Lauf lassen würde. Doch warum würde sie sich das antun? Vorsichtig zog ich sie zu mir heran. Ihr Duft umschloss mich und ich konnte nicht anders als mich vorsichtig an sie zu schmiegen. Es durfte nicht passieren. Und es würde nicht passieren. "Midori?" Wieder achtete ich darauf meine Stimme zu kontrollieren. Warum war ich nur mit dieser dauerhaft grimmigen Aura geboren worden? Sanft versuchte ich den kleinen Blondschopf von mir zu lösen. Es dauerte einige Versuche, doch dann gab sie nach und sah mit ihren blauen Augen direkt in meine. Wie ein scheues Reh saß sie mit ihren roten Wangen und kleinen Tränen im Augenwinkel da auf der Küchentheke. Verdammt, sie machte mich verrückt. Das Mädchen vor mir wirkte so fragil, dass ich Angst haben musste es mit einer falschen Bewegung zu zerbrechen. Vorsichtig nahm ich ihr Gesicht in meine Hände und wischte mit meinem Daumen die kleinen Tränchen weg. Anschließend legte ich meine Stirn wieder an ihre und schloss die Augen. Ich hatte ihre Aufmerksamkeit. Ihre volle Aufmerksamkeit. Und das musste und würde mir bis zum richtigen Moment reichen. Ob ich es wollte oder eben nicht. Egal wie sehr ich mich nach ihr verzehrte. Ich durfte es einfach noch nicht zulassen. "Manches, muss bis nach dem ersten Ja-Wort warten. Und solange werde ich auf dich warten.", sagte ich ruhig und sofort spürte ich wie ihre Wangen nass wurden. Unsicher, ob ich etwas falsches gesagt hatte sah ich sie geschockt an. Doch als ich in ihr süßes Gesicht sah, wirkte sie unglaublich erleichtert. Nochmal ließ ich mir durch den Kopf gehen was ich soeben gesagt hatte um heraus zu bekommen, was ihre Reaktion hervor gerufen hatte. Und sofort als sie sich wieder an mich schmiegte, ging mir ein Licht auf. War es ihr so wichtig, dass ich bei ihr blieb? Würde sie sich etwa dafür völlig hingeben? Sofort stieg mir die Hitze zurück ins Gesicht. Sollte das wirklich der Grund sein, dann standen meine Chancen vielleicht nur halb so schlecht wie ich dachte. Vorsichtig strich ich durch ihre goldige Mähne bis sie sich wieder gefangen hatte. Ich verstand es selbst nicht so recht, doch irgendwie hatte ich mich plötzlich ziemlich gut im Griff.

Eine ganze Zeit verweilten wir noch so in der Küche. Ich konnte spüren wie Hajime sich entspannte und auch ich wurde wieder etwas ruhiger. Das Klingeln meines Handys riss uns dann jedoch aus der Situation heraus und da ich genau wusste, dass der Klingelton der für meine Eltern war, hüpfte ich eilig an dem Jungen im grauen Hoodie vorbei und ging an das  Telefon. "Hey Mom, was gibt es?", fragte ich etwas nervös nachdem ich den grünen Hörer betätigt hatte. "Hallo Liebes, wir sind gerade am Flughafen. Sollen wir dir etwas mitbringen? Willst du uns eventuell am Bahnhof abholen?" Irritiert sah ich hinüber zum Kalender und dann zu Hajime, der mich mindestens genauso verwirrt anschaute. "Ihr kommt heute schon heim? Ich.... Ehm...", sofort begann ich zu stottern. Ich wollte den Spiker vor mir noch nicht gehen lassen, doch meinen Eltern erklären, warum ich mit einem Jungen allein in unserer Wohnung war, konnte etwas falsch ankommen. "Schatz?", hörte ich meine Mutter nochmals fragen. "Ich brauche nichts Mom. Aber mit dem abholen könnte knapp werden..." Ich nuschelte fast und mir war sofort nachdem ich es aussprach bewusst, dass mich dies verraten hatte. Ich konnte mir bereits gut vorstellten wie meine Mutter hinter dem Hörer zu schmunzeln begann. "Bring deinen Besuch ruhig mit. Mai hat schon getratscht." Sofort schoss mir die Röte zurück in die Wangen. "Warte, was? MOM!" "Bis in zwei Stunden mein Schatz.", trällerte sie fröhlich bevor sie auflegte und das Tuten des Freizeichens in meine Ohr drang. Unsicher sah ich hinauf zu Hajime. "Schlechte Nachrichten?", fragte er ruhig und begann wir wieder über den Kopf zu streichen. Unsicher begann ich wieder zu stottern. "M... Meine Mom will dich annscheinend kennen lernen...mein D...Dad v...vermutlich auch..." Für einen kurzen Moment war es still, bevor Hajimes Lippen ein Lächeln formten und kurz darauf sich wieder auf meine legten. "Dann sollte sich die kleine Prinzessin fix duschen und umziehen." Mit einem Kuss auf meine Stirn ließ er von mir ab und lehnte sich an die Küchentheke. "Bis gleich." Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und flitzt hinauf ins Badezimmer. Mit der geschlossenen Tür im Nacken pellte ich mich aus meiner Kleidung und sprang unter die Dusche. Selten war ich innerhalb von 20 Minuten geduscht und in neue Klamotten gewickelt. Meine Eltern kamen heim. Und wollten meinen Noch-Nicht-Freund, den ich dennoch küsste und der mich einfach nicht mehr klar denken ließ, kennen lernen. 'Das kann ja heiter werden", dachte ich grummelnd bei mir. Mein Dad hatte bisher jeden männlichen Kontakt seit der Mittelschule vergrault. Zügig verließen wir das Haus und machten uns auf zum Bahnhof um meine Eltern ab zu holen. Und ich bat bei Gott darum, dass Hajime ein dickes Fell hatte.

Harte Schale, Weicher Kern (Iwaizumi X OC) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt