Teil 6 - Befreiungsschlag

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Langsam schloss ich die Tür auf und bat Hajime herein. Sicher hatte ich kein Problem damit, dass er länger blieb. Der Knutschfleck in meinem Nacken ließ mich jedoch im nächsten Moment nochmals überdenken, ob diese Entscheidung auch wirklich sinnvoll erschien. "Ich geh mich kurz umziehen. Falls du etwas trinken möchtest... Bedien dich.", und deutete auf die Küche. Der Junge nickte jedoch nur still, für mich das Zeichen in mein Zimmer zu verschwinden und die Schuluniform los zu werden. Fix schlüpfte ich in eine lange, olivfarbene Jogginghose und ein weißes, anliegendes Shirt. Sofort fühlte ich mich wohler. Die Hose verschloss ich mit dem eingezogenen Band. Natürlich nahm ich meine Haare zusammen und flocht mir einen leichten Zopf über die Schulter. Mit einem kurzen Seufzer hüpfte ich die Treppe hinunter und sah nach Iwaizumi. Auch er war um eine Krawatte und einen Blazer leichter geworden. 'Hemden stehen ihm wirklich gut.', huschte es durch meine Gedanken. Sofort aber tadelte ich mich selbst, schlug ich mir den Gedanken sinnbildlich wieder aus dem Kopf und betrat die Wohnküche. "Du willst nichts?", fragte ich während ich nach einem Glas im Küchenregal fischte um mir einen Tee zu machen. Nach einer Weile hörte ich die tiefe Stimme hinter mir ebenfalls um einen Tee bitten. Es musste äußerst amüsant aussehen, wie ich da stand und meine Größe verfluchte.
Als ich meine Gläser dann doch endlich hatte, schnappte ich mir noch zwei Tee-Eier und den Earl Grey und goss den Tee auf. "Ich hoffe Schwarztee ist kein Problem.", sagte ich ruhig als ich ihm die Tasse entgegen hielt. Er schüttelte jedoch nur den Kopf als er sie mir abnahm. "Danke." "Gern." Langsam tappste ich hinüber zum Sofa und warf mich darauf, dicht gefolgt von dem Spiker. Wie jeden Abend, knipste ich den Fernseher an und ließ leise die Nachrichten laufen. Nicht einmal, weil es mich wirklich interessierte. Ich mochte es nur einfach nicht, abends allein in einem stillen Haus zu sein. Leider konnte ich Hajime nicht gut genug einschätzen um zu wissen, wie die nächsten Stunden verlaufen würden. Also entschloss ich mich, meine Beine an meine Brust zu ziehen und mein Gesicht hinter meiner Teetasse zu verstecken. Iwaizumi hingegen saß neben mir auf dem Sofa, vorn über gebeugt, den Blick starr auf seine Teetasse auf dem Tisch vor ihm gerichtet. Eine ganze Weile saßen wir einfach so da, ohne im Ansatz eine Konversation zu führen. Lediglich der Nachrichtensender brachte Geräusche in den Raum und machte die bedrückte Stimmung etwas erträglicher. "Hey.", ergriff Iwaizumi nach gefühlt einer Ewigkeit das Wort. "Sorry wenn ich dir zu nah gekommen bin, die letzten Tage." Er wirkte sehr ruhig. Nahezu ernster als sonst. Dennoch machte er nicht den Eindruck, dass es ihm einfach fiel darüber zu sprechen. Desto schwerer fiel mir eine passende Antwort. "Nein...also..." Und schon verließen mich wieder die Worte. Plötzlich lehnte sich der Junge neben mir an die Sofalehne und sah mich mit seinen smaragdfarbenen Augen an. Seine Hände hatte er zu einer Faust verschlossen. Ich sah, wie er unruhig wurde. Schnell löste er seinen Blick von meinem wieder und suchte rastlos nach einem Punkt im Raum zum fokussieren. Dann, wie eine Art Befreiungsschlag platzte es aus ihm heraus. "Wäre ich so eine schlechte Partie?" Seine Augen lagen nun doch wieder auf mir, beobachteten mich genau. Er hätte jede meiner Reaktionen bemerkt. Mit meiner impulsiven Antwort hatten jedoch sowohl er, als auch ich nicht gerechnet. "Nein! Wie kommst du auf so etwas?" "Vielleicht wäre dir Oikawa lieber.", antwortete er nach einer Weile leise. Sein Blick löste sich kein bisschen von mir. Ich spürte wie mir immer wärmer wurde. "Du bist doch bescheuert.", grummelte ich leise zurück. Sofort versteckte ich mich wieder hinter meiner Teetasse und spürte wie mir die Röte in die Wagen zurück stieg. Ich murmelte vorsichtig hinter dem Glas ein "Du bist perfekt." hervor. Sofort kehrte die Stille wieder zurück in den Raum. Dennoch lag nun etwas anderes in der Luft. Nicht das übliche 'Shit, was soll ich sagen'. Es war mehr eine Stille in der wir beide realisierten, was wir gerade gesagt und vernommen hatten. Er hatte also wirklich Interesse. Hanamaki und Shittykawa hatten mich also nicht einfach nur necken wollen. Ich wurde plötzlich so nervös, dass ich es vorzug mein Glas auf den Tisch zu stellen. Ungern würde ich meinen Eltern erklären, warum ich Tee auf dem Sofa verteilt hatte. Iwaizumi hingegen nahm seine Tasse auf und trank den ersten Schluck daraus. Anschließend starrten wir beide wieder stumm auf den Tisch. Ich blendete alles andere aus. Ich versuchte mich zu beruhigen. Wie Hajime aufstand und sich mir näherte bekam ich erst mit, als er in mein Blickfeld trat und sich zu mir herunter beugte. Seine eine Hand stützte sich neben mir an der Sofalehne ab, die zweite legte er an mein Kinn und hob es an. Er zwang mich ihn an zu sehen. Sofort beschleunigte sich mein Puls als seine Augen förmlich durch mich hindurch zu sehen schienen. "Sicher?", fragte er nahezu ein wenig zu ruhig. Ein Wort brachte ich jedoch nicht heraus. Nur leicht nickte ich als Antwort auf seine Frage und ehe ich mich versah spürte ich seine Lippen auf meinen liegen.
Seine Finger lösten sich von meinem Kinn, ließen mir die Möglichkeit mich aus dem Kuss zu ziehen sollte es mir zuwider sein. Doch stattdessen legte ich sanft meine Arme um seinen Hals und schloss die Augen. Ich zog ihn unbewusst näher zu mir heran, während sich unsere Lippen nur zum Atmen voneinander lösten um sich gleich darauf wieder zu vereinigen. Immer und immer wieder. Völlig außer Atem, lösten wir uns ein letztes Mal. Die Hitze, die meinen Körper durchströmte machte mich verrückt. Hajime schien es ähnlich zu gehen. Nur kurz trafen sich unsere Blicke bevor ich ihn wieder näher zu mir zog, jedoch um mein Gesicht vor Pein in seinem Hals zu vergraben. "Halt dich fest.", hörte ich ihn leise sagen und wurde bereits vorsichtig angehoben. Sacht drehte er sich und ließ sich auf das Sofa fallen, nur um mich sanft auf seinen Schoß zu ziehen. Sofort im Anschluss spürte ich, wie er seine Arme um mich legte und ebenfalls sein Gesicht in meinem Hals vergrub. Er atmete tief ein und aus. Sein Herz konnte ich bis zu seinem Hals schlagen spüren. "Midori?" Sofort machte mein Herz einen Satz als ich meinen Namen hörte. Mehr als ein "Mhm?" brachte ich jedoch nicht hervor. Wir saßen beide ineinander vergraben dort auf meinem Sofa und nachdem er nochmals tief Luft geholt hatte, platzte es aus ihm heraus. "Ich liebe dich."

Harte Schale, Weicher Kern (Iwaizumi X OC) Where stories live. Discover now