Teil 20 - Der Deal

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Kaum kehrten Hajime und ich zurück zum Raum, lagen alle Augen auf uns. Beide Teams starrten uns ungläubig an, während wir noch immer in der Tür standen und ich mit jeder Sekunde mehr Farbe bekam. Der Spiker hinter mir schloss derweil die Tür und gesellte sich anschließend zu mir. Behutsam wurde ich in Richtung Oikawa geschoben. Der Junge schien mich nicht mehr aus den Augen lassen zu wollen. Es machte mich irgendwo glücklich als auch verängstigt zugleich, dass Hajime so sehr auf mich acht gab. Grimmig schrillte die Stimme des furchteinflößenden Blonden durch den Raum. Kentaru war noch nie jemand gewesen der ein Blatt vor den Mund nahm. "Du hast jetzt also ne Freundin?" Sofort zuckten Hajime und ich zusammen und sahen irritiert Oikawa an. Dieser zuckte nur mit den Schultern und sah unschuldig weg. Kaum zu glauben, dass dieser Typ und Hajime so gute Freunde waren. Mir tat die ganze Aufmerksamkeit nicht gut. Ich wurde nervös und suchte mit meiner Hand verängstigt nach der des Spikers neben mir. Hajime hingegen schien die Situation nichts anhaben zu können. "Ja, hab ich.", antwortete er dem Zweitklässler frei heraus und sah ihn eindringlich an. Wieder wurde es still und mindestens vier Leuten klappte die Kinnlade herunter. Man sah eindeutig, was jeder hier dachte. Iwaizumi war vergeben. Und das noch vor Shittykawa. "Na dann viel Glück euch beiden." Mattsun war so ruhig wie eh und je. Nichts brachte diesen Jungen aus der Reserve. "Was haltet ihr von Rommé?", fragte er mit einem Lächeln auf den Lippen und sah in die Runde von Menschen. "Eine Beziehung ist schließlich keine Trauerfeier, sondern das normalste der Welt." Sofort musste ich schmunzeln und sah in die grünen Augen die mich schon eine Weile beobachteten. Ich fing seinen Blick auf und spürte förmlich meine Gesichtszüge weicher werden. Ich verstand selbst nicht recht warum. "Lass uns mitspielen.", forderte ich ihn ruhig auf. Ich liebte Rommé, schon immer. Es war ein Spiel basierend auf Glück und der Fähigkeit aus den kleinsten Kartenschnipseln ein großes Puzzle zu machen. Man brauchte Köpfchen und einfach eine gute Hand. "Geh ruhig, ich muss hier noch was bereden." Sanft lächelte mich der Spiker an und zog mich vorsichtig zu sich heran. Seine Lippen berührten nur kurz meinen Haaransatz. Im nächsten Moment entließ er mich bereits mit einem Lächeln in die Runde. Freudig sprang ich auf und hüpfte hinüber zu Mattsun, der einen Platz neben sich frei machen ließ. Dass die Jungs der Seijoh in diesem Moment mehr als konzentriert waren, fiel mir nicht sonderlich auf. Auch dass sie mich von den Johzenji Spielern fernhielten, bemerkte ich nicht. Viel zu benebelt war ich noch immer von meinen Gefühlen, als dass ich dafür wieder offen war.

Widerwillig beobachtete ich Midori wie sie zu Mattsun hinüber tappste. Sie wirkte so unglaublich elegant und dennoch etwas verwirrt. Vermutlich hatte sie genau wie ich noch das Gefühl, emotional zu durchtrieben zu sein. Der Blondschopf hatte mir ihre Liebe gestanden. Mein Bedürfnis die Nähe zu ihr nun schon wieder zu verlieren, war nicht gerade groß. Dennoch wollte ich das Mädchen nicht umklammern. Viel zu häufig hatte Shittykawa mich darauf hingewiesen, dass ich ihr nicht zu nah treten sollte. Frauen sollen dadurch schnell verschreckt werden. Kaum zu glauben, dass ich einmal seinen Rat befolgen würde. Grummelnd sah ich zu dem Setter herüber, welcher mich grinsend ansah. Warum ahnte dieser Idiot immer, dass etwas passierte? "Also? Wie lief es?", grinste er mir schelmisch entgegen. Leise presste ich heraus, was er hören wollte. "Sie hat sich entschieden." Sofort leuchteten seine Augen auf. "Ich nehme an zum positiven." Als Antwort gab ich ihm jedoch nur ein kurzes Nicken. Zu sehr hing mein Blick an dem blonden Mädchen, welches lächelnd in der Runde saß und ihren Blick auf die Karten in ihren zarten Fingern warf. Sie überlegte, was ich daran erkannte, dass sie leicht auf ihre Unterlippe biss. Ich habe es schon häufig bei ihr gesehen und empfand es als unglaublich niedlich. Unbewusst zogen sich meine Mundwinkel nach oben. Wie mein Blick weicher wurde, bemerkte ich erst als mich mein Freund wieder ansprach. "Gott sei Dank. Aber bitte, verschone mich mit diesem Gesicht. Iwa-chans Lächeln ist noch fast beängstigender als wenn er wütend ist." "Ach halt den Rand.", gab ich grinsend zurück und sah zurück zu der Gruppe. Als ich meinen Blick von dem Blondschopf löste, fiel mir auf, wie angespannt die Runde war. Alle meine Teamkameraden wirkten angespannt und besonders Mattsun und Hanamaki schienen darauf bedacht zu sein, Midori immer zwischen sich zu halten. Verwirrt sah ich zurück zu Oikawa. "Tooru, was hab ich verpasst?" Dieser jedoch zuckte nur mit den Schultern. "Nichts wichtiges. Ich denke, wir werden das gut im Griff haben. Mattsun und Hanamaki behalten dein Mädchen nur ein wenig im Auge." Er klang nahezu gleichgültig, dennoch ließ sich mein Gefühl nicht trügen. Zu lange kannte ich diesen Schlawiner um zu wissen, dass hier an der Situation etwas faul war. Nochmals sah ich mich in der Gruppe um und mein Blick blieb auf Yuji stehen, welcher immer wieder zu Midori sah und sich zeitweilig begierig über die Lippen leckte. Er hatte es also noch nicht aufgegeben. Sofort kochte ich innerlich wieder hoch. Dieser Typ wollte nach wie vor seine Finger an unsere Managerin legen. Doch nun hatte ich offiziell die Erlaubnis ihm die Liviten zu lesen. "Du solltest dir keine Gedanken machen. Sicher wird er es versuchen." Oikawa machte eine kurze Pause um sicher zu gehen, dass ich ihm zuhörte. "Aber sowohl Midori als auch wir haben da ein Wörtchen mit zu reden." Sanft lächelte mich mein Freund an und legte eine Hand beruhigend auf meine Schulter. "Nur weil er es versucht, heißt es nicht dass dein Mädchen sich drauf einlässt. Vertrau ihr ruhig ein wenig. Sie ist nicht so schwach wie sie aussieht." Mit diesen Worten erhob sich der Captain und stapfte hinüber zu den Jungs, betrachtete das Spielfeld und ließ ein erstauntes Pfeifen weichen. Mit einem kurzen Seufzer folgte ich ihm und begutachtete das Ergebnis der letzten Runde. Nur noch der Captain der Party-People und Midori hielten Karten in der Hand und zogen einer nach den anderen. Das Feld sah gut aus auf der Seite von Yuji und man sah eindeutig die Anspannung in den blauen Augen meiner Angebeteten. Sie wirkte frustriert und dennoch löste sie sofort das Bedürfnis in mir aus, sie zu knuddeln. Hanamaki rief mich zu dem Dreiergespann herüber und deutete mir, einen Blick auf Midoris Hand zu werfen. Irritiert sah ich zwischen Mattsun und Hanamaki hin und her. Was ich dort sah, passte absolut nicht zu dem Ausdruck, den der Blondschopf vermittelte. Sie spielte dieses Spiel eindeutig mit Leib und Seele, was wohl der Grund für ihr unglaublich gutes Pokerface war. Vorsichtig legte ich eine Hand auf ihren Rücken, worauf sie mich kurz verwirrt ansah. "Mach ihn fertig.", flüsterte ich ihr kurz zu und bedachte sie mit einem Sanften Lächeln. Sie nickte nur und wand sich dem Spiel wieder zu. Sofort konnte ich die Stimme von Yuji hören, welcher sich wohl einen Spaß aus der Situation machte. Er war viel zu gut gelaunt für meinen Geschmack. "Hey Mid-chan. Lass uns die Sache etwas interessanter machen.", rief er grinsend herüber und ich ahnte bereits wohin das führte. "Ich hab noch immer nen Kuss offen." Am liebsten wäre ich aufgesprungen, doch ein mahnender Blick von Oikawa zwang mich, meinen Blutdruck gewaltsam wieder zu senken. 'Vertrau ihr', hatte er gesagt. Doch was war mit ihm? Musste ich Yuji ebenfalls vertrauen? "Was meinst du?", ertönte Midoris nahezu verzweifelte Stimme. Sie war wirklich gut in diesem Schauspiel. Es erschreckte mich tatsächlich ein wenig, denn jeder der sie nicht gut kannte, würde es für bare Münze nehmen. "Naja. Wie ist es mit einem Wunsch für den Gewinner. Ich hatte da schon etwas, was ich gern hätte." Sein Grinsen wurde noch ein Stück breiter, während er seinen Blick zu mir wandern ließ. Er provozierte mich und das verdammt gut. Ich verfluchte ihn innerlich. Wie konnte Shittykawa dabei erwarten, dass ich ruhig bleibe? Innerlich bat ich darum, dass Midori ablehnte. Yuji beendete gerade seinen Zug, während er seinen Blick wieder auf den zierlichen Blondschopf vor mir warf. "Also? Der Gewinner hat einen Wunsch frei. Keine Regeln." "Na schön." Unsicher kam Midoris Antwort. Ein Blick über ihre Schulter ließ mich zweifeln ob das eine gute Idee war. Ihr fehlte eine Karte um das Spiel sofort zu beenden. Sie hatte viele Dreier und Folgen bereits aufgebaut. Doch wusste ich nicht, welche Karten der Vogel auf der anderen Seite des Spielfeldes in den Händen hielt. Wenn er diesen Deal anbot war er eindeutig in der Lage zu verhandeln. Grimmig sah ich meinen besten Freund an, welcher wieder mahnte, mich zu beruhigen. Verdammt. Midori spielte hier mit einem Risiko, welches mir eindeutig nicht geheuer war. Doch bevor ich etwas dazu sagen konnte, schrillte bereits die Stimme des Captains der Johzenji durch den Raum. "Na dann mach deinen Zug. Ich warte ungern auf das, was ich möchte." Sofort wurde es still im Raum. Die Anspannung war nahezu greifbar, während Midori zog. Ich spürte wie mein Herz mit jeder Sekunde schneller schlug und ich immer schwerer still sitzen bleiben konnte. Ich wollte nicht sehen, welche Karte meine Freundin gezogen hatte. Ich wollte einfach, dass sie abbrach, einfach nicht verlierte. Wie konnte sie nur bei diesem Deal einsteigen? Unsicher und verängstigt sah ich vor mir auf den Boden. Wenn sie verlierte, waren meine Lippen nicht mehr die Einzigen, die ihre je berührt haben. Wenn dieser Vogel nicht sogar noch mehr verlangte. Meine Finger spannten sich an und ich spürte wie sie sich in ihr Shirt gruben. Ich wollte nicht sehen, wie es ausging. Nur leise hörte ich sie flüstern. "Tut mir leid, Hajime."

(Sorry, heute mal etwas später. Hatte an Wochenende viel zu tun und das Bedürfnis heute etwas aus zu spannen....)

Harte Schale, Weicher Kern (Iwaizumi X OC) Where stories live. Discover now