Ajan Kloss VII

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Am nächsten Morgen wachte Rey auf und brauchte zunächst einen Moment, um zu merken, wo sie sich befand. Ben lag dicht neben ihr und hatte seinen Arm um sie gelegt. Bei dem Gedanken an seine unmittelbare Nähe schlug ihr Herz einen Purzelbaum.

Vorsichtig, ohne ihn zu wecken, versuchte sie aufzustehen, doch dabei zog er sie nur fester zu sich. „Nicht..." murmelte er im Halbschlaf. Rey hatte das Gefühl ihr Herz würde vor Freude platzen und sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Bis gestern Abend war sie sich noch unsicher, ob Ben mehr wollte. Er gab seine Gefühle ihr gegenüber nicht preis, stattdessen errichtete er eine Mauer um seine Gedanken, die sie nicht durchdringen konnte. Aus seinen Blicken und Gesten ihr gegenüber wurde sie nicht schlau, was sie fast zur Verzweiflung brachte. Doch jetzt in diesem Moment hatte sich die Frage, ob er etwas für sie empfand, erübrigt. Doch wie weit seine Gefühle gingen, das galt es noch herauszufinden.

„Hey du" flüsterte Rey ihm zärtlich ins Ohr. „Zeit zum Aufstehen."

Ben schlug die Augen auf und fixierte Rey sofort mit seinem Blick. Er musterte ihr Gesicht, als müsste er überlegen, ob sie eine Gefahr für ihn darstellte. Noch nie hatte er jemanden so nahe an sich heran gelassen, alles hier war neu und ungewohnt für ihn.

Rey sah wie angespannt er auf einmal war und versuchte in seinen Geist vorzudringen, doch sein innerer Schutzwall war unüberwindbar für sie. Stattdessen legte sie ihren Kopf leicht schief und schaute ihn fragend an.

Langsam entspannte sich Ben wieder. „Guten Morgen" sagte er sanft und streckte sich ausgiebig. Seit langer Zeit hatte er mal wieder die ganze Nacht durchgeschlafen. Als er an den gestrigen Abend zurückdachte, zu dem Moment als Rey ihn in ihr Zelt zog, fühlte er eine Wärme in sich aufsteigen, die er nicht kontrollieren konnte. Er erinnerte sich wie er sie im Arm hielt und sie ihn festgehalten hatte, als könnte er sich jeden Moment auflösen. Wie er ihren Duft eingeatmet hatte und dann langsam in den Schlaf glitt.

Und nun stand sie vor ihm und warf ihm einen Blick zu, als überlegte sie, was sie bloß mit ihm anfangen sollte. Aufgewachsen auf Jakku wusste Rey wie es war, immer auf der Hut zu sein, die Gefahr ständig im Nacken zu spüren, doch sie wollte Ben diese Sorgen nehmen. Sie wusste, dass er dafür vor allem Zeit brauchte und sie wollte ihn auf keinen Fall drängen.

Anstatt sein Verhalten von eben zu kommentieren, fragte sie ihn also: „Hast du Hunger?"

„Und wie" kam seine Antwort gleich zurück.

„Gut, dann lass uns frühstücken gehen" schlug sie vor, während sie ihre Haare zusammen band. Plötzlich hielt sie in ihrer Bewegung inne und Ben sah, wie ihre Wangen anfingen sich zu röten.

„Was hast du?" fragte er neugierig.

„Ich muss mich umziehen. Kannst du... kannst du dich bitte umdrehen? Und wag es bloß nicht zu schummeln!" rief sie ihm mit erhobenem Zeigefinger zu.

Ben lächelte sie verschwörerisch an, bevor er sich schließlich umdrehte.

„Fertig" rief Rey und Ben drehte sich schwungvoll zu ihr zurück. Er musterte sie kurz, aber intensiv, bevor er sagte: „Gut, jetzt bin ich dran" und sich im gleichen Moment sein Shirt, das er zum Schlafen anhatte, über den Kopf zog. Rey wusste gar nicht, wo sie hinschauen sollte als Ben Solo, jetzt nur noch bekleidet in einer dünnen Stoffhose, vor ihr stand. Ihr Kopf war wie leer gefegt. Sie sah seinen breiten, muskulösen Oberkörper und fühlte, wie ihr erneut das Blut ins Gesicht schoss. Sie wusste genau, warum er ihr das antat. Durch ihre Verbindung spürte sie seine Belustigung über sie, was sie durchaus verärgerte und nur noch röter werden ließ.

Doch ebenso schnell, wie er sich ausgezogen hatte, zog er sich nun ein frisches Shirt über und ging Richtung Zeltausgang.

Idiot, dachte Rey.

„Du solltest wirklich lernen, deine Gedanken besser für dich zu behalten" sagte Ben mit einem Grinsen. Resigniert und genervt gab Rey auf und folgte ihm aus dem Zelt.

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Nachdem sie sich ihr Frühstück geholt hatten, setzten sie sich an einen kleinen Tisch etwas abseits der anderen Widerständler. Ben brach schließlich als Erster das Schweigen: „Gestern Mittag hatte ich Zeit ein wenig in deinen Büchern zu lesen und da kam mir ein Gedanke" sagte er geheimnisvoll.

„Was denn für ein Gedanke?" wollte Rey nun wissen. Ben ließ sie noch ein wenig zappeln, während er spürte, wie sich ihre Aufregung auf ihn übertrug.

„Wir sollten uns neue Lichtschwerter bauen" meinte er schließlich. Erstaunt blickte Rey ihn an.

„Ich meine, da ich meines nicht mehr habe und du kein eigenes besitzt – ..."

„Was ist mit den Schwertern von Luke und Leia? Warum benutzen wir nicht die?" unterbrach sie ihn aufgeregt, denn der Gedanke, Lukes Schwert aufzugeben, gefiel ihr gar nicht.

„Rey, du weißt nicht, wie es ist, sein eigenes Lichtschwert zu führen. Es ist wie... wie eine Verlängerung deines Arms, ein Teil von dir" erklärte er ihr geduldig.

Rey zögerte. Sie war hin und her gerissen, denn der Gedanke ein eigenes Lichtschwert zu erschaffen faszinierte sie.

„Vielleicht könnte Finn dann mit den anderen trainieren..." überlegte Rey vor sich hin. „Wieso, was sollte Finn denn mit einem Lichtschwert anfangen?" gab Ben zurück, die Stirn in Falten gelegt.

Erschrocken blickte sie auf. Finn hatte Rey eigentlich gebeten niemanden etwas zu sagen. Unruhig rutschte sie jetzt auf ihrem Stuhl hin und her.

„Rey, was ist los?" fragte Ben, sein Blick ernst und sein Ton bedrohlich dunkel.

„Finn ist machtsensitiv" flüsterte sie und schaute auf den Boden. „Genau wie du und ich. Naja, vielleicht nicht ganz genauso, aber ich will ihm helfen es herauszufinden."

Damit hatte Ben nicht gerechnet. Verblüfft lehnte er sich im Stuhl zurück und sammelte seine Gedanken.

Rey versuchte währenddessen irgendeine Reaktion, irgendwelche Emotionen in seinem Gesicht auszumachen, doch er blickte ausdruckslos auf sein Essen. Sie wünschte sich sehr, sie könnte ihre Gefühle ebenso gut verbergen wie er, doch sie scheiterte jedes Mal kläglich.

Rey wollte ihn gerade fragen, ob alles in Ordnung wäre, als Ben plötzlich sagte: „Ich denke, er kann eines der beiden nehmen, um zu trainieren." Die Worte kamen nur langsam über seine Lippen, da er fühlte, wie der Gedanke, das Lichtschwert seiner Mutter und das seines Onkels wegzugeben, ihm einen Stich ins Herz versetzte. Doch warum eigentlich sollte Finn nicht eines davon bekommen? Schließlich hatte er an Leias Seite gekämpft und sich mehrfach als würdig bewiesen.

„Meinst du das ernst?" Reys Gesicht leuchtete auf. „Das wird Finn umhauen, wenn er das hört!"

Ben schenkte ihr ein kleines Lächeln.

Rey war mittlerweile ziemlich aufgeregt. „In Ordnung, dann lass uns gleich alles vorbereiten, damit wir bald aufbrechen können" sagte sie schnell und stand auf, voller Vorfreude auf eine neue Mission.

„Ich würde nur zu gern sofort aufbrechen, aber hast du bei der ganzen Sache nicht was vergessen?" wollte Ben von ihr wissen und zog seine Augenbrauen nach oben.

Rey stockte. „Was meinst du?" fragte sie ihn mit großen Augen.

„Wir müssen zuerst Poe um Erlaubnis fragen und das könnte durchaus lustig werden" antwortete er ihr und der Gedanke daran ließ ihn schmunzeln.

„Oh, du hast Recht" sagte Rey und für einen kurzen Moment wirkte sie verloren, doch dann straffte sie ihre Schultern und sah Ben auffordernd an. „Das klappt schon" meinte sie fröhlich und deutete ihm ihr zu folgen.

Ein Leuchten (Reylo)जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें