Ahch-To V

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Am nächsten Morgen wachte Rey auf und musste erst einige Male blinzeln, um sich an das helle Licht zu gewöhnen. Sie streckte sich ausgiebig und drehte sich dann auf die Seite, um nachzusehen, ob Ben ebenfalls schon wach war. Da traf es sie wie ein Schlag ins Gesicht. Die Erinnerungen an die vergangene Nacht kamen hoch und sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Vorsichtig blickte sie zu dem Mann neben ihr, doch Bens Augen waren zum Glück weiterhin geschlossen und sein Atem ging regelmäßig. Er war so sanft und liebevoll zu ihr gewesen und bei dem Gedanken an ihren intimen Moment hatte sie schon wieder Schmetterlinge im Bauch. So fühlte es sich also an verliebt zu sein? Für Rey war es das Schönste, was sie je in ihrem Leben gefühlt hatte.

Eine Weile lag sie so da und beobachtete Ben beim Schlafen. Er wirkte so friedlich und entspannt. Sanft strich sie ihm eine seiner schwarzen Haarlocken aus dem Gesicht und sah, wie sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht schlich. So leise wie möglich stand sie auf, wickelte eine Decke um sich und trat nach draußen. Eine sanfte Brise wehte ihr die Haare aus dem Gesicht und sie beobachtete nachdenklich, wie sich die Wellen an den hohen Felsen der Insel brachen. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht hörte, wie Ben ebenfalls aufgestanden war und zu ihr nach draußen trat. Er stellte sich hinter sie und legte liebevoll die Arme um ihren Körper. Rey ließ ihren Kopf an seine Brust sinken und schloss entspannt die Augen. Eine Weile standen sie so da, als Ben schließlich fragte: „Woran denkst du?"

Rey schwieg noch einen Moment, bevor sie ihm antwortete. „So sollte es jeden Tag sein, findest du nicht auch? Morgens aufzuwachen und sich keine Sorgen machen zu müssen." „Was genau meinst du?" wollte Ben wissen, worauf sich Rey zu ihm umdrehte und zu ihm hoch schaute. „Ich meine, dass ich nicht mehr kämpfen will. Ich möchte nicht zurück zum Widerstand. Ich habe keine Lust auf Politik und Regierungen, sondern will einfach nur in einem kleinen Häuschen weit weg wohnen und mich zuhause fühlen."

„So ernste Gedanken und das alles noch vor dem Frühstück" scherzte Ben, worauf Rey ihn verärgert ansah und er sogleich wieder verstummte. Entschuldigend hob er die Hände. „Schon gut, es tut mir leid. Also hör zu, ich kann verstehen wie du dich fühlst. Mir geht es genauso. Allerdings glaube ich nicht, dass du einfach so von heute auf morgen abhauen kannst. Der Widerstand und deine Freunde brauchen dich, Rey."

Rey nickte traurig und meinte: „Ich weiß, aber die Vorstellung war einfach zu schön" bevor sie sich wieder an Bens Brust drückte. Dieser schlang erneut seine Arme um sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Die letzte Nacht mit dir hat mir sehr viel bedeutet, Rey. Es war wunderschön mit dir" flüsterte er ihr zu, worauf sie ihr Gesicht an seiner Brust vergrub und etwas Unverständliches nuschelte. Ben lachte kurz auf und meinte: „Ich verstehe kein Wort, von dem, was du sagst", sodass Rey sich gezwungen fühlte ihm doch in die Augen zu sehen. „Ich fand es auch schön" meinte sie leise und fühlte, wie ihre Wangen schon wieder glühten, was Bens Herz einen kleinen Freudensprung machen ließ.

„Hey, was hältst du davon. Wir gehen zusammen zurück zum Widerstand und helfen ihnen eine neue Regierung aufzubauen und irgendwann werden sie sich schon an den Gedanken gewöhnt haben, dass wir fortgehen werden. Und wenn sich alles normalisiert hat, dann suchen wir uns ein schönes Plätzchen auf irgendeinem Planeten, wo wir gemeinsam jeden Morgen ohne Sorgen aufwachen können. Wäre das in Ordnung für dich? Ich kann dir nicht versprechen, dass es bald passieren wird, aber irgendwann wird es so weit sein."

Rey dachte kurz über seine Worte nach und meinte dann schließlich ernst: „Ich muss allerdings noch Finns Training beenden", worauf Ben verständnisvoll nickte. „Ich werde dir gern dabei helfen. Vorausgesetzt er lässt mich in seine Nähe" lachte Ben, worauf er einen mahnenden Blick erntete. „Und er muss sich auch sein eigenes Lichtschwert bauen" meinte Rey weiter.

„Also schön. Wenn eine neue Regierung steht, wieder Frieden in der Galaxis herrscht, Finns Training abgeschlossen ist und er sein eigenes Lichtschwert gebaut hat, dann beginnt unser neues Leben. Zusammen."

„Zusammen" stimmte Rey ihm lächelnd zu.

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Später am Tag beschlossen die beiden einen Rundgang um die Insel zu machen, um das schöne Wetter zu genießen, was auf dieser Insel selten vorkam. Während sie so nebeneinander her liefen, schweiften Reys Gedanken immer wieder zu ihrem Gespräch am Morgen zurück. Der Gedanke ein neues Leben mit Ben zu beginnen war aufregend, doch eine Frage brannte ihr noch auf der Zunge.

„Wo möchtest du denn später gerne leben?" platzte es aus ihr heraus und Ben sah verwundert zu ihr herüber. „Darüber hab ich mir noch keine Gedanken gemacht, um ehrlich zu sein" erklärte er ihr. „Hmm..." überlegte Rey. Welche Orte kamen denn eigentlich in Frage? Auf keinen Fall würde sie zurück nach Jakku gehen. Da kam ihr plötzlich eine Idee.

„Wie wäre es mit Chandrila?" fragte sie ihn vorsichtig. Sie erinnerte sich, dass Ben dort mit seinen Eltern gelebt hatte, aber wusste nicht, wie er auf ihren Vorschlag reagieren würde. Verwundert blieb Ben stehen. „Ist das dein Ernst? Ich bin schon ewig nicht mehr dort gewesen" meinte er und sein Blick schweifte in die Ferne. Konnte er wirklich dorthin zurückkehren? An den Ort, an dem er seine mehr oder weniger schöne Kindheit verbracht hatte? Rey konnte nur vermuten, was gerade in ihm vorging, als er plötzlich sagte: „Aber ja, warum eigentlich nicht? Wir könnten hinfliegen und uns dort mal umschauen" und ihr ein Lächeln schenkte, dass ihr ganz warm ums Herz wurde.

„Wie ist es dort so?" fragte Rey neugierig, während sie ihren Weg fortsetzten. „Ziemlich schön eigentlich, es gibt jede Menge Seen und Graslandschaften und die Menschen dort sind alle sehr friedlich und umweltbewusst. Es ist fast schon zu perfekt, dass manche es womöglich als langweilig empfinden würden" erklärte Ben ihr gut gelaunt. „Ich finde es hört sich toll an" strahlte Rey und konnte es fast nicht erwarten Chandrila mit eigenen Augen zu sehen. Noch vor nicht allzu langer Zeit hatte sie gedacht für immer auf Jakku leben zu müssen und jetzt winkte ihr eine vielversprechende Zukunft mit dem Mann, den sie liebte, an einem Ort, der nur so vor Leben strotzte.

Auch Ben konnte sich mit dem Gedanken anfreunden in seine Heimat zurückzukehren. Doch er wäre überall hingegangen, solange Rey bei ihm war. Sie war sein Zuhause. Lächelnd nahm er ihre Hand und blickte voller Zuversicht der Zukunft entgegen.

Ein Leuchten (Reylo)Where stories live. Discover now