Ahch-To I

649 33 4
                                    

Nachdem sie nach langem Hin und Her Chewie endlich überredet hatte, sie und Ben auf Ahch-To abzusetzen und nicht zurück zum Widerstand zu fliegen, konnte sich Rey einigermaßen entspannen. Der Kampf gegen Palpatine war erst einige Tage her und seitdem war so vieles passiert, dass sie das Gefühl hatte, gar nicht alles verarbeitet zu haben.

In ein paar Tagen würde der Wookie sie wieder abholen und bis dahin hatte sie genug Zeit um ihre Gedanken sortieren und es fiel ihr kein besserer Ort ein, an dem das möglich wäre, als Ahch-To.

Sie und Ben stiegen gerade die steilen Treppen zum Dorf hoch, als über ihnen der Falke durch die Luft jagte und kurz darauf im Hyperraum verschwand. Es war früh am Nachmittag, der Wind wehte ihnen die Haare aus dem Gesicht und sie sahen einige Porgs in ihren Nestern brüten.

Ben hatte sich bei der ganzen Sache zurückgehalten und akzeptierte Reys Entscheidung nicht gleich zum Widerstand zurückzukehren, doch er merkte, dass mit ihr nicht alles in Ordnung war. Seit sie von Ilum aus gestartet waren, war sie sehr in sich geschlossen und hatte nicht viel geredet. Vor allem nicht mit ihm. Er konnte nur vermuten, was sie in den Höhlen alles gesehen hatte und er selbst würde gerne mit ihr über seine Illusionen reden. Ein paar Tage nur zu zweit waren daher vielleicht gar keine schlechte Idee.

Im Dorf angekommen, ging Rey geradewegs in ihre Hütte, die sie damals in ihrer Zeit als Lukes Schülerin schon bewohnt hatte und begann ihre Sachen auszupacken.

Ben stand unschlüssig im Türrahmen und wusste nicht, was er sagen sollte. Schließlich räusperte er sich und meinte: „Ich werde mir dann auch mal einen Schlafplatz suchen" und verschwand nach draußen.

Rey sah ihm nachdenklich hinterher. Sie wusste nicht, ob sie Ben gern in ihrer Nähe gehabt hätte, oder doch eher Abstand von ihm brauchte. Seufzend warf sie sich auf das Bett und versuchte die Schmerzen in ihrem Arm zu ignorieren. Im Gegensatz zu Kylo Ren, den sie in der Höhle auf Ilum getroffen hatte, war diese Brandwunde sehr real... Und trotzdem hatten seine Worte wieder Zweifel in ihr geweckt, ob wirklich nichts mehr von der Dunklen Seite in Ben war. Wie konnte sie sich sicher sein, dass er nicht wieder dorthin zurückkehren würde? Sie war sich auf einmal so unsicher und durch das viele Grübeln bekam sie schon Kopfschmerzen. Genervt schloss sie die Augen und versuchte, alle bösen Gedanken auszublenden.

Die Sonne war schon am Untergehen, als Ben in ihrer Hütte erschien. Rey lag auf dem Bett und hatte die Augen geschlossen, offensichtlich war sie eingenickt, doch er konnte nicht länger warten.

„Rey, können wir kurz reden?" fragte er vorsichtig. Sofort schlug sie die Augen auf und blinzelte ihn verwirrt an. „Ben, ist alles in Ordnung?" fragte sie schlaftrunken und setzte sich auf, während Ben ihr gegenüber Platz nahm. „Nein, ist es nicht. Wir müssen reden" meinte er.

Rey verstand sofort, was er meinte. Sie mied seinen Blick, während er sie musterte und versuchte zu verstehen, was in ihr vorging. „Warum Ahch-To?" unterbrach Ben schließlich das Schweigen. „Ich weiß nicht genau, es erschien mir irgendwie passend" sagte Rey nur und zuckte mit den Schultern.

„Hmm..." meinte Ben und sah sie nachdenklich an.

„Hast du... hast du auch Dinge gesehen? In der Höhle?" fragte sie ihn schließlich leise. „Ja, allerdings" entgegnete Ben und schaute auf den Boden. „Willst du mir davon erzählen?" fragte Rey und war etwas erleichtert, dass es Ben wohl genauso ging wie ihr.

„Ich war in Snokes Thronsaal, aber nicht er saß dort auf dem Thron, sondern du." Erschrocken riss sie die Augen auf. „Doch du warst es nicht wirklich, sondern eine dunkle Version von dir. Ich habe dich kaum wiedererkannt. Sie sagte zu mir, ich wäre schwach, ein Niemand und sie könnte nie so jemanden..." fuhr er fort, doch er brachte die letzten Worte einfach nicht über die Lippen.

Rey sah wie Ben mit den Worten rang, nahm deshalb vorsichtig seine Hand und fragte ihn aufmunternd: „Was könnte sie nie?"

Ben hob den Kopf wieder und schaute ihr direkt in die Augen. „Sie sagte, dass sie niemals so jemanden lieben könnte." Verwundert nahm Rey ihre Hand zurück. Damit hatte sie jetzt nicht gerechnet. Bedeutet das etwa...?

Doch bevor sie etwas darauf erwidern konnte, ergriff Ben erneut das Wort. „Seit wir von Ilum zurück sind, wirkst du so zerstreut und traurig. Was habe ich... ich meine, was hat Kylo Ren in der Höhle zu dir gesagt, dass du mich jetzt meidest?" fragte er und fixierte sie mit seinem Blick. Doch Rey schüttelte nur langsam den Kopf und sah ihn mit traurigen Augen an.

„Bitte, sag mir was passiert ist" meinte Ben flehend und Rey holte tief Luft, bevor sie antwortete: „Er hat gesagt, dass es Ben Solo nicht mehr gibt. Dass ich dich nicht vor der Dunklen Seite retten konnte und dass er die Erste Ordnung wieder aufbauen will und ich ihm helfen soll." Sie hatte schnell gesprochen, aus Angst, es sich noch einmal anders zu überlegen. Sie wusste, dass Ben selbst genug Zweifel an sich hatte, daher wollte sie ihn nicht noch zusätzlich belasten.

„Aber das hast du ihm doch nicht wirklich geglaubt, oder?" fragte Ben aufgeregt und hielt sie an den Schultern. „Oder etwa doch? Rey, was du da gesehen hast, war nicht real!" Sein Ton war besorgt, aber auch verletzt, denn er dachte eigentlich, dass Rey das Gute in ihm gesehen hatte.

„Kannst du es garantieren?" wollte sie da wissen. „Kannst du mir versprechen, dass du nie wieder zurückgehen wirst, egal was passiert?" Ihre Stimme war brüchig und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Ben stand auf und lief in der Hütte hin und her, während er eine Weile über ihre Frage nachdachte, bevor er antwortete.

„Ich will, dass du weißt, dass ich nicht zur Dunklen Seite zurück möchte. Allerdings denke ich nicht, dass ich jemals ganz von Kylo Ren und der Dunklen Seite befreit sein werde, beide waren schließlich so lange ein Teil von mir und haben mein Denken und Handeln stark beeinflusst. Aber ich glaube, ich habe die Lösung gefunden, wie er zumindest nie wieder die Kontrolle übernehmen kann."

„Und wie sieht diese Lösung aus?" meinte sie leise und sah ihn zweifelnd an.

Er ging zurück und setzte sich ganz nah neben sie auf das Bett, sodass beide nur noch ein paar Zentimeter trennten. Ben legte seine Hand in ihren Nacken und blickte ihr intensiv in die Augen. Rey war so gefesselt, dass sie den Atem anhielt.

„Das bist du Rey. Du bist das Licht, das die Dunkelheit in mir verdrängt. Solange du bei mir bist, brauchst du keine Angst zu haben. Ich liebe dich, Rey."

_________________________

So, jetzt ist es endlich raus.

Mal sehen wie Rey im nächsten Kapitel auf Bens Liebesgeständnis reagiert, bis dahin viel Spaß beim Lesen und schaut doch gerne mal bei meiner zweiten Star Wars FF vorbei :)

Ein Leuchten (Reylo)Where stories live. Discover now