Dein Geheimnis ist bei mir sicher!

2.5K 134 5
                                    

Erschrocken schnellte Harrys Kopf nach einem Moment der Entspannung nach oben. Promt krachte er gegen Snapes Kinn.

'Aua... was ist los?' Severus musste sich beherrschen um Harry nicht wie sonst auf seine typische Snape-Art anzufahren. Er rieb sich das schmerzende Kinn. Er musste sanft mit Harry umgehen. Er sollte sich sicher fühlen. Severus wollte dem kleinen Ravenclaw, der ihm mittlerweile mehr bedeutete als er sollte, helfen. Aber dafür musste ihn Harry sein Vertrauen schenken. 'Filch! Ich hab ihn komplett vergessen!' Harry hatte von den Gedanken des Tränke Meisters natürlich nichts mitbekommen. Seufzend und voller Wiederwillen ließ Severus den Kleinen los.

Harry rappelte sich, so gut es mit den immer noch angeschlagenen Rippen und seinem offenen Rücken ging, hoch. Mit einem Händewedeln schwebten die Phiolen und Fläschchen, zusammen mit den Verbänden und Tinkturen zurück in seinen Koffer. 'Was ist den los? Er hat dir doch keine Strafarbeit aufgetragen oder?' hörte der Ravenclaw seinen Professor fragen. Harry schüttelte den Kopf. 'Wir sind.... alte Freunde.' Und das stimmte sogar. Schon in seinem ersten Jahr in Hogwarts hatte ihm der alte Hausmeister oft ”übersehen”, wenn er nach der Sperrstunde noch durch die Gänge gehuscht war, weil er die Zeit in der Bibliothek vergessen hatte. Und als ihm Harry einmal half, als Mrs. Norris einigen Schülern zum Opfer fiel und daraufhin in den strahlensten Regenbogen Farben leuchtete, war das Eis gebrochen. Auch die Katze, die dank Harry wieder ihre gewöhnliche Haarfarbe hatte schien ihn zu mögen. So in Gedanken versunken bemerkte er gar nicht wie sich auch Severus erhob. Erst als Harry eine feingliedrige Hand auf seiner Schulter spürte, sah er wieder zu Snape. Der Kerkermeister legte zwei Finger an sein Kinn und drehte es.

Er besah sich das Gesicht seines Gegenübers ganz genau. Auf dem Gesicht des Jungen lagen zahlreiche Illusionen, die nun wegen der großen Anstrengung ála Dumbledore, langsam an Wirkung verloren. Eingehend beobachte der Tränkemeister die Veränderungen im Gesicht des jungen Raven. Auf seiner rechten Gesichtshälfte schien sich eine ziemlich große Platzwunde befunden zu haben. Eine tiefe unförmige und noch leicht gerötete Narbe zog sich vom Wangenknochen bis zum markanten Blitz.

Nervös schluckte Harry. Ihre Gesichter waren sich so nahe! Erst als ein Ausdruck der Erkenntnis über Snapes Gesicht huschte, verstand er. Die Illusion hatte sich gelöst. Er riss sich los und drehte dem Älteren den Rücken zu. Nein, nein, Nein! Das lief alles aus dem Ruder. Snape sollte das alles doch gar nicht wissen! Nicht einmal seiner besten Freundin hatte er so viel über sich erzählt wie Ihm. Wissen macht Menschen gefährlich. Wie sollte er heraus finden ob er dem Tränkemeister trauen konnte.

Ohne Severus auch noch einmal anzusehen drehte er sich um und stürzte sich auf das Waschbecken. Ein Zittern lief über seinen Körper.

'Glaubst du nicht, das wenn ich deine Geheimnisse nicht für mich zu behalten gedenke, das ich schon längst jemanden Bescheid gesagt hätte? Zumindest Poppi. Sie würde sofort kommen.' sprach er schließlich den dünnen Jungen vor sich an. 'Mir ist durchaus bewusst wie wichtig es dir ist, das niemand von-' er stockte kurz. Ja vor was? '-von... eurem Deal weiß. Mach dir keine Gedanken um mich. Dein Geheimnis ist bei mir sicher. Aber wir werden eine Lösung finden, das verspreche ich dir.'

Harry ging schnellen Schrittes durch die langen Gänge zur Bibliothek. Der Hausmeister wartete schon und sortierte gerade ein Paar Bücher auf verschiedene Stapel.

Sich die schmerzenden Rippen haltend grüßte ihn der Junge mit einem Nicken. 'Hat dich ja mal wieder lange beschlagnahmt, unser wehrter Direktor' Harry zuckte nur mit den Schultern.
Die Stunden verstrichen und langsam entspannte sich der Ravenclaw. Er war ganz in seinem Element. Umgeben von Bücher, von ihrem einzigartigen Geruch und der Magie die von ihnen ausging. Und manche der Bücher hatten es in sich. Es wurden nicht nur sämtliche Exemplare von Lockhards Lektüren entsorgt. Manche der Bücher hatten Zähne, und hätte Harry keine Handschuhe angehabt, würde er jetzt vermutlich seinen Arm vermissen. Ein anderes Fing an zu Schreien und flog vor  Harry und Filch, die einige  Schwierigkeiten hatten zu folgen, davon.
Der Schüler fühlte sich so wohl, wie schon lange nicht mehr. In meist schweigsammer Eintracht entsorgten der Werwolwolf und der Squib seite an seite ganze Bänder an veralteten oder sinnlosen Bücher. Aber er legte sich auch ein paar zur seite. Interesante Tränkelektüren und in veralteter Sprache geschriebene Geschichtsbücher hatten es ihm besonders angetan. Sein persönlicher Stapel wuchs und wuchs. Langsam machte er sich ernsthafte Gedanken wie er all das in seinen Turm befördern sollte. Es war gegen 14:00 Uhr, als sie kurz in ihrer Arbeit unterbrochen wurden.

Wo bleibt er? Wo ist er? Wieso kommt er nicht? Ist etwas passiert?! Snape saß ungewöhnlich unruhig auf seinem Platz am Tisch in der großen Halle. Wo bei Merlins pinker Einhornunterhose war sein kleiner Ravenclaw?! Das einzige was ihn beruhigte war, das der alte Schüler-Schreck und seine nervtötende Katze auch nicht da waren. Entweder war ihnen beiden etwas passiert oder sie waren immer noch in der Bibliothek. Er war erleichtert als er sich nach angemessener Zeit erhebem und erlegant, mit wehenden Kleidern die Halle verlassen konnte. Seine Schritte wurden immer schneller. Voller böser Vorahnungen rauschte der Kerkermeister durch die Gänge Hogwarts. Ohne stehen zu bleiben stürmte Snape die Bibliothek. Und bei dem Anblick der sich ihm bot, konnte er sich nicht entscheiden, ob er weinen, lachen oder wütend sein sollte.

Don't hide yourself anymore! Where stories live. Discover now