Du bist nichts!

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Wolke ließ jedes Buch einzelnen zu Harry fliegen. Dieser besah sich den Titel und beschloss dann wo in seinen Regalen es sich einordnen sollte. Als Wolke das letzte zu ihm tanzen ließ erschien mit einem Plopp eine kleine Hauselfe vor ihm. 'Master Snape, bittet Minie Mister Harry das hier zu überreichen.' sprudelte es nervös aus dem kleinen Geschöpf heraus. Sie drückte ihm einen Brief und eine Ampulle in die Hand. 'Danke Minie, das ist sehr lieb von dir! Richte Severus bitte meinen Dank aus.' Die Elfe errötete. Mit einem Plopp war sie wieder verschwunden.
In dem Gefäß befand sich eine dicke, zart rosa Flüssigkeit. Verwundert wandte er sich an das Blatt Pergament. Warum sollte Severus ihm einen Trank schicken?

Hallo Harry,
Da ich das Bedürfnis verspürte dir zumindest etwas zu helfen, habe ich dir beiliegendes Badeöl gebraut. Ich verstehe das ich mir dein Vertrauen erst verdienen muss. Trotzdem sollst du wissen, dass ich dir gerne helfen würde.
Meine Türe steht dir immer offen,
dein Freund Severus

Kannst du mir danach erzählen wie genau diese Mischung gewirkt hat, da ich dieses Rezept zum ersten Mal gebraut habe?

"dein Freund Severus...." Harry Wangen glühten.  Erschrocken fasste er sich ans Herz. Das warme Gefühl war wieder da!  Begleitet von einem Ziehen in der Brust. Und dieses Mal war er sich sicher, das Severus es ausgelöst hatte! Ein Lächeln schlich sich auf seine Gesichtszüge. Ganz langsam schien es auch die eisigen Augen zu schmelzen. Mit der Ampulle in der Hand suchte er sich ein weites Hemd von Dudley, das er zum Schlafen benutze und ein paar Blatt Pergament mit Feder. Der Junge streichelte Wolke noch einmal über die Seien, und begab sich dann ins Badezimmer.
Die Wanne füllte sich stetig mit Wasser. Mit einem Zauber war die Tür verschlossen. Harry schälte sich während dessen aus seiner Kleidung. Mit einer Handbewegung waren sie wieder sauber und ordentlich gestapelt. Sein Koffer stand noch an der selben Stelle wie am Morgen. Langsam und vorsichtig entfernte er die Verbände. Als er sich umdrehte um über die Schulter zu blicken, damit er seinen Rücken sehen konnte, schlug er sich erschrocken die Hand vor den Mund. Angewiedert von sich selbst verzog er das Gesicht. Einige Stellen hatten zu eitern begonnen, vermutlich Dumbledores Werk. Sein ganzer Rücken war ein Mischmasch aus Blauen, Schwarzen und Lila Farben, durchzogen von schwarzen Linien, Resultate verschiedener Flüche. Teils verheilte Wubden lösten frische, fleischige ab. Wie lange sollte er das noch durchhalten? Warum gönnte ihm niemand auch nur ein bisschen Ruhe? Harry schüttelte den Kopf. Nein, er würde durchhalten! Entschlossen schnappte er sich die Ampulle. Konzentriert tröpfelte er eine kleine Menge des Inhalts in das Badewasser. Sich auf das schlimmste gefasst machend stieg Harry nach einem tiefen Durchatmen in die Wanne.

Severus kam einfach nicht zur Ruhe. Am liebsten wäre er jetzt einfach in den Ravenclaw Turm gestürzt. Harry ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Wie gerne würde der Tränkemeister sich um die Wunden des kleinen Raben kümmern. Wie gerne würde er ihm die Schmerzen nehmen. Severus wollte ihn in die Arme schließen, ihn durch diese flauschigen Haare streicheln und versprechen das  alles wieder gut werden würde. Wenn er an Harry dachte, dann lief alles aus den Fugen. Seine Maske fiel fast Augenblicklich wenn ihn der Ravenclaw aus seinen traurigen Augen beobachtete. Ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust brachte ihn wieder in die Realität zurück. Der Kerkermeister konnte Harry nichts versprechen. Nicht solange Dumbledore über den Kleinen bestimmen konnte. Erschöpft rieb er sich über das Gesicht. Aber er hatte ihm doch schon versprochen einen Weg zu finden den Schulleiter los zu werden. Severus beschloss kurzerhand ein Bad zu nehmen. Wenn er sich entspannte kam ihm vielleicht eine Idee. Grübelnd sank er in das heiße Wasser. Ob Harry gerade auch ein Bad nahm? Hoffentlich nahm er das Badeöl. Oder vertraute ihm der Ravenclaw noch nicht so weit? Wie er wohl aussah? Sein kleiner Körper, die von der Wärme gerötete zarte Haut, die nassen Haare im Gesicht.... Halt stop! Severus, Tobias Snape! Er ist dein Schüler und du ein alter Mann!! Also denk nicht einmal daran. Er empfindet nichts für dich! Und das schlimmste, Severus war sich bewusst das er daran Schuld war.

'Beginn, 22:40; leichtes krippeln an den verwundeten Körperstellen
22:50; Schmerzen verschwinden, verwundete Stellen taub
....'
Harry diktierte seiner Schreibfeder alle zehn Minuten den Fortschritt der Wundheilung. Severus hatte ihn ja darum gebeten. Der Ravenclaw wollte sich für die Hilfe des Tränkemeisters erkenntlich zeigen. Also führte er ganz genau Protokoll. Und er musste zugeben, das dieses Öl Wunder bewirkte. Seine Wunden schlossen sich innerhalb von wenigen Stunden. Um drei Uhr Morgens beschloss er dann, das es gut war.

'03:00; Ende
-Resultat:
Schnelle Wundheilung,
Reinigt entzündete Stellen, Fluchschäden zeigen deutliche Verbesserung,
Narbenbildung,
bei bereits vorhandene Narben keine Beeinflussung,
langsame heilung von Knochen Rissen/Brüche'

Erschöpft stieg er aus dem mittlerweile kalten Wasser. Als er seinen Rücken nocheinmal im Spiegel begutachtete, beschloss er diesen etwas frische Luft zu gönnen und sie erst morgen wieder zu verbinden. Die Schmerzen waren fast vollständig verschwunden. Mit einem Händewedeln war er trocken. Ohne seinem Nachthemd Beachtung zu schenken, schlüpfte er in seine abgetragen Boxershorts und ließ sich entlich in sein Bett fallen. Auf dem Bauch liegend um seinen Rücken zu entlasten schlief er schließlich mit Wolke im Arm ein.

Am nächsten Morgen verband Harry schnell seinen Rücken und machte sich mit Wolke, das hinter ihm her tanzte auf den Weg zum Frühstück. Nach einer schnellen Mahlzeit, bestehend aus einer halben Scheibe Brot und ein paar Stück Gurke, konnte er sich ohne große Zwischenfälle aus dem Staub machen. Den Vormittag verbrachte er dann im Raum der Wünsche.

Harrys Bewegungen waren heute flüssiger, als die Wochen und Monate zuvor. Zufrieden lehnte sich der Tränkemeister in seinem Stuhl zurück. Seine nächste Mission stand aber auch schon fest; seinen Lieblings Ravenclaw dazu bringen mehr zu essen. Seufzend schlug Severus den Tagespropheten auf um sich dahinter verstecken zu können. Als dünn konnte man Harry schon gar nicht mehr beziehen. Eher abgemagert oder knochig. Snape hatte die letzten Tage genutzt, seinem Schützling beim Essen zu beobachten. Oder besser beim rumgestochere. Der Junge schien sich fast ausschließlich mit Nährtränken über Wasser zu halten. Severus hoffte wirklich, das er sich heute etwas mit Harry unterhalten konnte.

Der Ravenclaw schlug immer wieder auf einen Sandsack ein. Es machte ihm schon lange keine Angst mehr, das sich das Kämpfen so gut und natürlich anfühlte. Auch das gehörte zu seinem wahren Wesen. Mit einen Tritt riss die Halterung und der Sandsack flog davon. Das Adrenalin rauschte nur so durch seine Adern. Mit einem Wink seiner Hand, hing sein Opfer wieder an der richtigen Stelle. Erschöpft, aber auch irgendwie geerdet streckte sich der Ravenclaw. 'Tempus' Bald würde er zum Mittagessen kommen müssen. Seufzend schnappte er sich seinen Pullover und machte sich auf den Weg in sein Turm um noch schnell duschen zu können. Als er an einem Portrait mit einem Einhorn und einen Troll vorbei kam, wurde er plötzlich wie von einem Magneten in einen verstecken Gang gezogen. Leicht panisch, aber darauf bedacht sich nicht zu verwandeln und seine Messer stecken zu lassen, versuchte er sich zu orientieren.
'Pertrificus Totalus'
Im nächsten Moment blickte er einen grinsenden Albus Dumbledore ins Gesicht.

Albus blickte voller hohn auf seine kleine Waffen nieder. 'Na na, wir wollen doch nicht das uns jemand hört, oder?' grinsend strich er Harry über den Kopf. Dann verschwand plötzlich diese Maske der gefälschten Freude aus den Gesicht des Schulleiters. Aus kalten Augen zischte er den Ravenclaw an; 'Was auch immer du vor hattest, es wird nicht funktionieren! Ich habe Severus angeordnet ein Auge auf dich zu haben.' Langsam schlich sich der Wahnsinn in Dumbledores Augen. Mit irren Grinsen spuckte er Harry seine Worte entgegen. 'Er hat mit Freuden zugestimmt.' Überlegen lachend trat Albus einen Schritt zurück. 'Du bist nichts! Du hast keinen Wert, also versuch gar nicht erst dich mir noch einmal zu wiedersetzen.' Mit diesen Worten ließ er einen verzweifelten Ravenclaw in den Gängen Hogwarts zurück. Noch lange nachdem Dumbledore gegangen war, und die Körperklammer gelöst war, stand Harry wie versteinert da.

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