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Etwas verspätet kam ich dann im Unterricht an und hoffte eben, dass man nicht merkte das ich geweint hatte, doch als ich mich neben Mia setzte, weil neben Natalie schon Mark saß, sah sie mich besorgt an. "Hast du geweint?" Ich zuckte mit den Schultern und wollte ehrlich gesagt nicht darüber reden. Ich wollte nochmals mit Kian reden, ich hätte die sein müssen, die sagen sollte, dass alles gut werden würde, ich wollte für ihn da sein. Ich stell es mir so schlimm vor, dass er das alles durch stehen musste. Wie konnte man nur so grausam sein und seine eigenen Kinder schlagen? Mit den Gedanken woanders überstand ich die Stunden und als ich gerade vom Schulgelände abhauen wollte, wurde mein Herz von einer Panikattacke erfasst, als mein Handgelenk umfasst wurde. Ich fasste mir automatisch ans Herz und drehte mich zu der Person um, obwohl ich wusste das es Kian war, denn mein ganzer Körper kribbelte unter seiner Berührung und mein Herz schlug schneller. War ich etwa verliebt? "Ich wollte mit dir nochmal reden" Ich nickte kurz. Sein Blick glitt über den Schulhof bevor er sagte "Aber nicht hier" Er zog mich mit sich in keine andere Richtung als in den Wald. Sofort wurde mir mulmig zumute. "Ich weiß nicht, ob ich wieder bereit bin, bei dir also-" Schluckte ich und er sah mich kurz von der Seite an. "Mein Vater ist nicht da, wenn du das meinst und mein Bruder hat noch Schule" "Okay" murmelte ich und ich konnte nicht leugnen das ich erleichtert war. An seinem Haus kamen wir an und er schloss auf. Zusammen stiegen wir die Treppe hoch und etwas verwirrt war ich, doch dennoch packte mich die Neugier wie sein Zimmer wohl aussah. Er lief weiter die Treppen hoch und schließlich fanden wir uns im Dachboden wieder. In diesem stand ein Bett und ein Regal. Eine Menge von Büchern konnte ich hier ausmachen und als ich mich etwas weiter drehte, sah ich etwas, was mit einem Tuch abgedeckt wurde. "Was ist darunter?" Fragte ich und zeigte mit dem Finger darauf. "Ein Klavier" Ich nickte kurz überrascht und neugierig sah ich zu ihm. "Spielst du?" Er nickte knapp. "Meine Mutter hatte gespielt" Etwas in Gedanken versunken starrte er auf das Tuch, worunter sich ein Klavier befand und ich fragte "Wo ist sie jetzt?" Sein Blick verhärtete sich und er schenkte mir einen kurzen Blick. "Verschwunden" "Oh" hauchte ich und schluckte. Mein Blick glitt zu seinem Schreibtisch, wo sich ein Buch befand. Auf diesem war jedoch keine Überschrift oder ein Titel. Gerade als ich es aufschlagen wollte wurde mein Handgelenk wieder von seiner großen Hand umschlungen und warnend sah er mich an. "Manche Sachen solltest du dir lieber nicht ansehen" Kurz fragend sah ich ihn an, aber beließ es dann dabei. Ich konnte hier viel persönliches aus machen und er setzte sich schließlich auf seinen Schreibtischstuhl und ich mich auf sein Bett. "Also wir müssen reden" Sagte er und ich nickte. "Du musst unbedingt jemandem etwas davon erzählen! Wie lange lebst du schon damit?" Fragte ich und er seufzte. "Seit dem meine Mutter verschwunden ist" Sagte er und ich schluckte. "Wie lange ist es denn schon her?" Fragte ich zögernd und er seufzte. "Sie ist verschwunden als mein Vater eine neue Frau gefunden hat" Murmelte er und fragend sah ich ihn an. "Wie meinst du das?" Fragte ich und wieder hatte er eine Antwort auf meine Frage. "Mein Vater hatte schon immer diese Aggressive Art... das heißt er hat schon von Anfang an meine Mutter geschlagen und uns Kinder. Dann hatte mein Vater noch eine Affäre und als diese dann Schwanger geworden war mit Lukas verschwand meine Mutter. Ich dachte, wenn ich die Affäre meines Vaters aufhalte, dann würde meine Mutter wieder kommen. Also verschwand diese Frau, weil ich etwas gegen sie in der Hand hatte. Lukas ließ sie hier..." Er stockte kurz und sah mich an. "Er... Gott ich hätte ihm das alles ersparen können... Aber ich-ich habe es nicht getan. Ich hätte seine Mutter überreden können, dass sie ihn mit nimmt... Dann wäre er sicher gewesen. Zu der Zeit dachte ich, dass es normal war seine Kinder zu schlagen, ich dachte es wäre eine Erziehungsmasnahme" Traurig sah ich ihn an und schließlich krabbelte ich vom Bett um aufzustehen. Er sah auf, als ich nun direkt vor seinem Stuhl stand und seine dunklen grauen Augen starrten mich reuemütig an. Im Sitzen war er schon so groß wie ich und schließlich legte ich meine Arme um ihn und setzte mich tatsächlich auf seinen Schoß. Auch er schloss beschützend die Arme um mich und wir genossen einfach für diese Sekunden den Moment und die Berührung des anderen.

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Wieder ein längeres Kapitel :)
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The black WolfWhere stories live. Discover now