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,,Also ich muss schon sagen. Das Essen hast du echt gut gemacht.", sagte Harry und stopfte sich noch eine Ladung Müsli in den Mund. ,,Woher weißt du, dass ich das gemacht habe? Ich hab dir das nicht erzählt.", bedachte ich. ,,Ich weiß, aber da die Leute, die eigentlich das Essen machen sollten, krank sind und das Frühstück sehr nach Mädchen aussieht, kannst nur du das gewesen sein." Ich verdrehte die Augen, denn welcher Junge kann nach dem Aussehen beurteilen, ob das Essen von einem Mädchen oder von einem Jungen gemacht wurde?

Gestärkt und voller Energie gingen wir gut gelaunt auf den Sportplatz und liefen ein paar Runden um den Platz. Es waren zwar nur zwei Kilometer die wir gelaufen sind, aber da ich diesmal in dem Tempo der Jungs gelaufen bin, hätte ich danach eigentlich in ein Beatmungszelt gemusst. Aber ich hatte durchgezogen und das war das einzige was zählte. ,,Payton? Ist es okay für dich, wenn ich dich erstmal auf die Bank setzte? Die andere Mannschaft gegen die wir gleich spielen ist ein Jahr älter und ich weiß nicht wie gut die sind.", fragte mich der Coach. ,,Liebend gerne. Ich kann eh nicht mehr." Immer noch schnell atmend schnappte ich mir meine Wasserflasche und trank drei große Schlucke draus, bevor sie am Ende zusammengedrückt wurde und mir eine Ladung Wasser ins Gesicht spritzte. Louis stand jetzt lachend vor mir und bekam sich nicht wieder ein. Das wird er sowas von zurück bekommen! Ich nahm noch einen großen Schluck, schluckte ihn aber nicht runter, sondern spuckte ihn Louis direkt in die Fresse. ,,Bäh! Das ist ja ekelig!", beschwerte er sich und wischte mit seinem Shirt sich das Gesicht ab. ,,Hier hast was zum saubermachen." Ich kippte den restlichen Inhalt der Flasche über ihn aus und betrachtete mein Werk zufrieden. Jetzt stand er da, wie ein begossener Pudel und guckte mich böse an. Beim Vorbeigehen wuschelte ich ihm noch kurz durch die nassen Haare und setzte mich zufrieden mit der Welt auf die Ersatzbank. 

Man sah unseren Gegnern nicht an, dass sie ein Jahr älter als wir waren. Sie sahen genauso alt aus wie wir und deswegen konnte man noch schlechter einschätzen wie gut sie waren. Ich spielte mich noch mit den Jungs zusammen ein, bevor ich mich dann auf meine heißgeliebte Ersatzbank setzte. Ich machte es mir mit den Jacken der anderen bequem und guckte gespannt dem Spiel zu. Zuerst passierte in der ersten Hälfte nichts Nennwertes. Die Gegner machten Punkte und wir auch. Die Teams waren ziemlich auf einer Höhe und spielten beide super gut. Gerade spielte Louis einen sehr langen Pass zu Harry, der daraufhin einen Touchdown landete. Eigentlich nichts besonderes, aber mir viel trotzdem was auf, worauf ich den Trainer auch ansprach, nachdem ich mir sicher war, dass es so war. ,,Coach?" Er drehte seinen Kopf zu mir und lächelte mich freundlich an. ,,Ja?" ,,Nachdem Louis gerade zu Harry gepasst hat, benutzt er seinen rechten Arm kaum noch. Macht er das manchmal einfach oder ist das was anderes?" Mein Trainer beobachtete Louis jetzt genau und kam zu dem gleichen Ergebnis wie ich. ,,Du hast recht. Ich werde ihn in der Pause gleich mal darauf ansprechen und mach du dich bereit, gleich zu spielen." Ich nickte und lief mich am Spielfeld nochmal ein bisschen warm und dehnte mich danach. Als ich fertig war, wurde auch gerade zur Halbzeit abgepfiffen und Louis sofort zum Trainer geschickt. Es war auch so klar, dass bei den beiden eine laute Diskussion entstand. ,,Louis! Du kannst nicht mit einem eingequetschten Muskel in deiner Schulter spielen! Wie oft soll ich es dir denn noch sagen?!" Langsam sah Louis es auch ein und gab auf. ,,Aber wer soll jetzt auf meiner Position spielen? Doch wohl nicht Payton oder?" Wie er meinen Namen aussprach war nicht gerade sehr nett, aber wenn es ihn beruhigte: Ich wollte auch nicht Quarterback sein. ,,Wenn du jemanden anderen findest, der mit ihr freiwillig tauscht, bitte gerne- aber den wirst du nicht finden." Bitte was?! Ich will nicht auf Louis' Position. Ich kann das gar nicht! Wir werden durch mich verlieren! Ich sehe es schon kommen.

Louis kam auf mich zu und fing an auf mich einzureden, doch ich war viel zu sehr damit beschäftigt mich in seinen Augen zu verlieren, anstatt ihm zuzuhören. ,,Payton? Hörst du mir überhaupt zu?" Er wollte an meinen Schultern rütteln, doch seine verletzte Schulter hinderte ihn daran. ,,Konzentrier dich!" Ich nickte nur benommen, um gleich danach wieder den Kopf zu schütteln. Was war denn jetzt schon wieder mit mir los? ,,Alles klar. Du-...", Louis wurde von dem Pfiff, der die zweite Halbzeit ankündigte, unterbrochen. ,,Fuck. Ok. Du machst genau das, was ich dir zurufe. Das und nichts anderes! Verstanden?" Wieder nickte ich abwesend. ,,Gut. Du schaffst das!" Er drehte mich in Richtung Feld und spätestens als er mir auf den Hintern schlug, war ich wieder in der Wirklichkeit angekommen. ,,Arschloch!" Ich zeigte ihm meinen Mittelfinger und verschwand aufs Feld.

Ich war gar nicht so schlecht-für meine Verhältnisse-, aber leider konnte man Louis' Gebrülle von hier hinten nicht verstehen, sodass ich manchmal-etwas häufiger- einen Fehler machte. Und wieder hatte ich den Ball, stand kurz vor unserer Endzone und wusste nicht wohin ich spielen sollte, denn alle anderen wurden gedeckt und alles war still. Wie soll man sich denn dabei konzentrieren?! Ich blickte mich um, aber wieder war keiner frei. Was soll ich den jetzt machen? ,,Lauf!" Diesmal konnte ich Louis verstehen. Warum war ich eigentlich nicht schon früher darauf gekommen? Ich sprintete mit Ball aka dem Ei im Arm los. Die ersten beiden Gegner konnte ich noch gut umlaufen, den dritten musste ich zur Seite stoßen und dann war da nur noch der gegnerische Quarterback-groß und breit wie kein anderer- der anscheinend Wand spielen wollte und sich in meine Laufbahn stellte. Aus meinen Augenwinkeln sah ich, wie Noah neben mir herrannte. Ohne weiter zu überlegen, passte ich zu ihm. Sofort wechselte der Quarterback vor mir seine Richtung und lief nun Noah hinterher, der wesentlich langsamer war als ich, was Sprinten anging und es somit dem Quarterback schnell gelang ihn einzuholen. Was würde Louis jetzt machen? Mit einem Satz sprang ich den Quarterback der gegnerischen Mannschaft auf den Rücken und da wir beide so viel Schwung hatten, landeten wir auf dem Gras und Noah konnte ohne Probleme in die gegnerische Endzone laufen.

Da ich nicht unsportlich sein wollte hielt ich dem andern Quarterback meine Hand hin, die er ergriff und ich ihn zurück auf seine Beine zog. ,,Bis echt eine Ehrenfrau." Mit diesen Worten klopfte er mir auf die Schulter und ging wieder zu seiner Mannschaft. Und ich war glücklich. Glücklich darüber, dass ich was richtig gemacht hatte.

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Wie man sieht habe ich keinen Plan von Football und ich hoffe mal, dass das beim Lesen nicht zu sehr gestört hat...

Ein Mädchen im Team?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt