Kapitel 10

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Samstagmorgens hatte Kenma es am Liebsten. Es gab keine Verpflichtungen. Keine Arbeit. Keine Meetings. Nichts Erzwungenes mit dem er seinen Tag verbringen musste. Er öffnete seine Augen langsam, der Raum war gebadet in einem weichen, warmen Glanz. Die Sonne ist aufgegangen. Er nahm das als Aufforderung, auch aufzustehen.

Kenma griff müde nach Kuroo, aber spürte nur eine kalte Decke unter seiner Hand. Er tastete für ein paar Sekunden hin und her, als hätte er ihn einfach verfehlt, doch spürte er immer noch nichts. Er öffnete seine Augen nun ganz und nahm das leere Bett wahr.

Kuroo wartet samstags normalerweise auf Kenma bis er wach wird, aber vielleicht war heute eine Ausnahme. Das Bett fühlte sich kalt und einsam ohne ihn an. Kenma dachte, es wäre lächerlich, sowas zu denken.

Er durchbog seinen Rücken für eine unentgeltliche Dehnung, bevor er die Decke weg lag und hiefte sich aus dem Bett. Er war noch nie eine Morgenperson.

Kurz danach tapste er den Flur entlang ins Wohnzimmer, wo hoffentlich Kuroo saß.

Und da war er, saß am Ende des Sofas, schaute aus dem Fenster mit einer Tasse Tee in der Hand und komplett unwissend von
Kenma's Anwesenheit. Kenma konnte nicht anders als seine dunklen Augenringe zu bemerken, sie waren so präsent in letzter Zeit. Er ging langsam zu ihm und ließ ihn sein Dasein bemerken, als er sich neben ihn auf das Sofa setzte, Beine zusammengepresst. Kuroo schenkte ihm kein bisschen Aufmerksamkeit.

Irgendetwas war falsch. Sehr, sehr falsch.

„Kuro?" Kenma's Stimme war so sanft wie möglich.

Kuroo schüttelte seinen Kopf, seine Augen schienen glasig zu werden, vielleicht nur ein Trick des Lichtes. Er drehte sich immer noch nicht um, um Kenma anzuschauen.

Kenma spürte sein Herz rasen. Irgendetwas stimmte nicht und er wusste nicht, was es sein könnte. Es machte ihn krank, sein Magen verdrehte sich, seine Galle drohte ihm aus dem Hals zu springen. Irgendetwas stimmte nicht mit Kuroo, und Kenma konnte es nicht mal erraten. Auf keinen Fall war er so besorgt um seine Doktorarbeit, es musste mehr als das sein.

Er legte eine Hand auf Kuroo's Bein. „Kuro? Was ist los?"

Kuroo's Griff um die Tasse verfestigte sich, sein Kiefer zitterte. Kenma wünschte, dass er das was ihm so wehtat, vertreiben könnte. Sein Herz schmerzte, als er die wichtigste Person in seinem Leben in so einem Zustand sah; in einem Zustand, den er nicht verstand.

„Du kannst mir alles erzählen, das weißt du."

„Kenma?" Kuroo's Stimme war heiser. Ein weiteres schlechtes Zeichen.

„Hi," flüsterte Kenma und massierte kleine Kreise in Kuroo's Bein. „Was ist los?" Kenma wäre normalerweise nicht so aufdringlich und vertraute Kuroo, dass er es ihm rechtzeitig erzählen würde. Jedoch geht sein komisches Verhalten jetzt schon monatelange und Kenma konnte sich nicht einfach zurücklehnen und Kuroo dabei zusehen, wie er das alleine durchstehen muss.

„Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll." Kuroo's Stimme wackelte in einer Art, die Kenma noch nie gehört hatte. Er hat sich noch nie so unsicher angehört.

Kenma's Herz schlug Saltos in seinem Brustkorb. Er konnte sich an nichts erinnern oder auf ein Szenario kommen, bei dem Kuroo Probleme hatte, es ihm zu erzählen. Sie kannten sich schon ihr ganzes Leben lang, das einzig Wichtige, was Kuroo vor ihm geheim gehalten hat, war, dass die beiden Seelenverwandte sind. Unsicherheit war nie etwas was Kenma mit Kuroo verbunden hatte, und im jetzigen Moment machte es ihm Angst.

Er löste eine Hand von Kuroo's Tasse und nahm sie in seinen Schoß, um sie zu streicheln. Es gab die Möglichkeit, dass wenn er Kuroo erzählt, wie sehr er ihm gerade Angst einjagt, er ihn nur noch unsicherer macht, also ließ Kenma es. Sein Herz klopte weiterhin in einem ungesunden Tempo und drohte aus seinen Rippen zu springen.

the galaxy is endless (I thought we were, too) (german)Where stories live. Discover now