Kapitel 11

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Kenma wusste nicht wie er es finden sollte, dass er ein leiser, schüchterner Mensch war.

Ja, auf Menschen, die ihm fremd waren, wirkte er so. Nichts als Gemurmel und ein abgewendetes Gesicht, um den urteilenden Blicken aus dem Weg zu gehen. Das war der Kozume Kenma, den die Meisten kannten.

Aber es gab da noch den Kenma, der sich mit bestimmten Menschen so wohl fühlt und ihnen seine leidenschaftliche Seite zeigt. Das Glitzern in seinen Augen zu sehen; Die Erhöhung seiner Stimme zu hören wenn er über etwas spricht, was wirklich sein Interesse weckt. Er war sich sicher, dass ihn Momenten wie diesen, er das Level von Bokuto erreicht. Zumindest wurde ihm das gesagt.

Eine Person, die jeden etwas lauteren Moment von Kenma miterlebte, war Kuroo. Er war da, als er so in ein Videospiel vertieft war, dass er geschrien hat, als er sein letztes Leben verlor. Er war da, als Kenma über das Volleyball Feld geschrien hat, als er dachte, dass die Nekoma die Nationals verlieren würde. Er war da, um die Aufregung zu feiern, dass Bouncing Ball seine erste Zusammenarbeit mit einer anderen Firma hatte.

Vielleicht waren es nicht die Ereignisse, die Kenma erlaubten sich auf so eine Art zu verhalten, vielleicht war es der Fakt, dass jedes Mal Kuroo dabei war. Das war die Einzige Verbindung, die Kenma zwischen diesen Momenten aufbringen konnte.

Vielleicht ist das auch der Grund, warum er sich nicht über seinen öffentlichen Ausbruch wunderte; er konnte nicht überrascht sein, wenn es dabei um seine Hauptleidenschaft im Leben ging: Kuroo Tetsurou.

„Es ist fucking Bullshit, Akaashi." Akaashi's Augen weiteten sich, auf Grund Kenma's Lautstärke, über seiner Tasse Tee. Er war noch nie Teil eines solchen Momentes, aber das war Kenma gerade egal.

Akaashi seufzte und stellte die Tasse wieder auf den Tisch des kleinen Cafés, in dem sie saßen. „Ich kann mir nicht vorstellen wie das für ihn sein muss. Für euch beide."

Kenma strich mit einer Hand durch seine Haare und zog an den Spitzen aus Frustration. Er dachte nicht, dass er überhaupt die Worte dazu hatte, Akaashi zu erklären, wie es ist. Er dachte nicht einmal, dass es solche Worte gibt.

„Es ist genetisch, oder?" fragte Akaashi, rechnende Augen starrten direkt auf Kenma und fragten ihn darüber zu reden, aber vorsichtig, um die Grenze nicht zu übertreten. Kenma scherte sich nicht um diese Grenze.

„Seine Mutter hatte auch ALS, wenn es das ist, wonach du fragst." sagte Kenma, seine Augen starrten runter auf den Tisch. Er hatte nie die Chance Kuroo's Mutter kennenzulernen. Eine Krankheit hat sie aus der Welt gerissen, bevor sie auch nur die Chance hatte, ihren Sohn beim Erwachsenwerden zuzusehen. Aber er hatte Geschichten gehört. Geschichten darüber, wie sie die netteste Person war, die Kuroo und sein Vater jemals gekannt haben, wie sie Kuroo immer in den Schlaf gesungen hat, wie sie in jeder Situation etwas gefunden hat, worüber sie lächeln konnte. Kenma hatte sich oft gedacht, dass die Geschichten ihn an Kuroo erinnerten, ihre Gemeinsamkeiten in der Persönlichkeit waren zu stark, um sie zu ignorieren; etwas worauf Kuroo schon immer stolz war.

ALS war eine Gemeinsamkeit ohne die er leben könnte.

„Tut mir leid." Kenma's Griff um die Tasse wurde durch Akaashi's Worte fester. Beileid war keines seiner Stärken, aber Kenma wollte Akaashi nicht dafür verurteilen, dass er es versuchte. Er war selbst zu schlecht darin, um zu urteilen.

„Wie nimmt Bokuto es auf?" Kenma war ziemlich klar, dass Bokuto früher wusste was abging, als Kenma, auch wenn Kuroo ihm das nicht direkt gesagt hatte. Er wusste, dass Bokuto derjenige war, der Kuroo zu den ersten Arztterminen gebracht hat und versprochen hat, dass er für ihn da sein wird bis er es Kenma erzählt, und dann immer noch da ist.

Da war er zumindest heute. Er sagte, dass er Kuroo zu einem Restaurant mitnehmen würde, wo sie immer 'Bro Night' verbracht hatten, auf alte Zeiten. Dass die Beiden Spaß zusammen hatten, solange sie noch konnten, war gut.

Es gab auch Akaashi die erste richtige Chance sich mit Kenma zu treffen, etwas was er Kuroo versprochen hatte. Nicht das Kenma das wissen sollte. Kuroo war einfach nur sehr durchschaubar.

Akaashi seufzte. „Nicht gut." Kenma wartete auf Akaashi's Erklären, aber die Worte kamen nie. Wahrscheinlich weil er sich sorgte, dass er Kenma damit auf irgendeine Art verletzten und beleidigen würde. Das ärgerte Kenma sehr.

„Warum?" fragte Kenma nach.

„Lass uns lieber darüber reden, wie du dich damit fühlst."

Kenma knallte seine Tasse zurück auf den Tisch, was dafür sorgte, dass heiße Schokolade hoch spritzt und auf den Tisch tropfte. Er hatte nicht geplant so einen Ausbruch zu haben, aber er konnte nicht anders, nicht bei einem Thema wie diesem. Nicht wenn Akaashi so sprach als wäre Kuroo schon weg.

„Was denkst du denn, wie ich mich fühle, Akaashi? Ich kann ihn nicht anschauen ohne daran zu denken, dass ich das alles bald nicht mehr habe. Und ich kann ihm das verdammt nochmal nicht erzählen, weil wenn ALS nicht das Ding ist, was ihn tö- verletzen wird, dann ist es sein eigenes Schuldgefühl. Und er leidet, durchgehend. An manchen Tagen muss er sich hinsetzen und sich allein auf sein Atmen konzentrieren, da es mittlerweile so mühsam ist. Und er erwähnt es kaum, da er mich nicht verletzen möchte. Und Gott, auch wenn ich es liebe, dass er sich darum sorgt, wie ich es aufnehme, denke ich nicht, dass er versteht, dass mir viel wichtiger ist, wie er es aufnimmt. Also sind wir beide gefickt, wirklich." Kenma wollte nicht so lange reden, aber sobald der Korken gezogen war, konnte er den Fluss nicht stoppen.

Akaashi hob eine Hand, um seine Brille hochzuschieben. Kenma wusste, was er gerade dachte. 'Kenma hat noch nie so viele Wörte auf einmal gesagt. Er muss das alles schrecklich aufnehmen. Was kann ich sagen um es besser zu machen?'

Wenn Kenma ein bisschen mehr Arschloch wäre, hätte er ihm gesagt, dass es keine Worte gibt, die es bessern könnten. Aber er wollte ihn nicht so auspeitschen; nach allem war nichts davon Akaashi's Schuld. Er wollte nur ein guter Freund sein.

Kenma seufzte erneut. „Sorry. Es ist nur- Ich verstehe nur nicht wie die Welt so grausam sein kann, dass sie uns einen Stern wie Kuroo wegnimmt."

Akaashi nickte nur, überlegte immer noch was er sagen könnte.

„Das Universum ist ein grauenhafter Platz" waren die Worte für die er sich letztendlich entschied.

Kenma fand, dass wahrere Worte nie gesprochen wurden.

the galaxy is endless (I thought we were, too) (german)Where stories live. Discover now