Kapitel 15

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Kuroo's permanente Betreuung im Krankenhaus war weniger monumental als Kenma gedacht hatte.

Weniger als 24 Stunden nach einer Episode, bei der Kuroo Probleme hatte zu atmen, mit so einem Ausmaß, dass Kenma kurz davor war einen Krankenwagen zu rufen, entschieden die beiden, dass es das Bessere für ihn wäre, auch wenn es unglaublich schwer war zuzugeben. Kenma rufte beim Krankenhaus an, half Kuroo seine Sachen zu packen und begleitete ihn anschließend zu seinem neuen Wohnort.

Keiner der Beiden erwähnte, dass Kuroo wahrscheinlich das letzte Mal einen Fuß in ihr Apartment setzte.

Sie brachten Kuroo ziemlich schnell auf ein Zimmer, Kenma machte sicher, dass er ihm die Türen öffnet. Die weißen Wände und der stechende Geruch des Desinfektionsmittels verdrehten Kenma's Magen. Der Raum war viel zu unpersönlich und klar, als das man sich dort einleben und wohlfühlen konnte. Ihm fiel der Gedanke schwer, dass dies nun Kuroo's Zuhause war.

Die Zeit schien ab dann ausnahmsweise schnell vorbei zu gehen. Stunden verflogen, Kenma konnte Arbeit und die Zeit, die er mit Kuroo verbringen wollte, kaum in einem Tag unterbringen. Der Gedanke daran, dass Kuroo alleine in so einem kühlen Raum war, ließ sein Blut gefrieren.

Glücklicherweise kamen Bokuto und Akaashi immer vorbei, wenn sie frei hatten. Bokuto's Lachen erfüllte oft den Raum, außerdem half er Kenma dabei, Fotos und hässliche Katzenmemes aufzuhängen, die Kuroo bestimmt gefallen würden, genauso wie Sterne, die im Dunklen leuchten, in der Form seiner Lieblingskonstellationen. Kuroo's Augen sind aufgeleuchtet als sie das Licht ausgemacht hatten und er die Sterne zum ersten Mal leuchten sah. Sie leisteten ihm Gesellschaft.

Dazu noch war das Krankenhaus nur drei Blocks von Akaashi's Firma entfernt. Deshalb verbrachte er viele seiner Mittagspausen bei Kuroo und schickte Kenma Fotos von den Beiden um ihn auf dem Laufenden zu halten.
Als er ein Foto bekam auf dem Kuroo lachte, machte er es schnell zu seinem neuen Sperrbildschirm.

Tage wurden zu Wochen und die Monate schlichen sich an. Kuroo's Zustand verschlechterte sich in einem beängstigenden Tempo, genau das, wovor Dr. Yamazaki sie gewarnt hatte. Kuroo nahm es aber an. Er wehrte sich nie gegen einen neuen Schlauch oder eine neue Maschine.

Eines Tages, als die Kirschblüten in dem Park, an dem Kenma jedes Mal vorbeilief um zum Krankenhaus zu kommen, blühten, bekam Kenma den schrecklichen Gedanke, dass er Kuroo nicht mehr wirklich erkannte.

Er verabscheute sich, da er das dachte, aber es war zu spät, um es zurückzunehmen.

Kuroo schlief in dem Moment, sein Kopf lehnte zur Seite, die Venen in seinem Hals drückten gegen seine blasse Haut. Sein Gesicht war hager, seine Mundwinkel hingen herunter. Sein gewöhnliches unordentliches Haar war nun komplett gegen seine Stirn gepresst, es verlor sein Leben durch die steifen Krankenhaus Kissen. Die unendlichen Schläuche an seinen Armen verursachten ein Jucken an Kenma's Arm und ließen ihn wie angewurzelt an der Tür stehen.

Es sah nicht mehr aus wie sein Kuroo.

Kenma liebte ihn jedoch nicht weniger.

Er biss auf seine Unterlippe, immer noch eingefroren vor der Tür. Er war noch nie so zögerlich, wenn es um Kuroo ging. Er wusste nicht warum. Sein Kopf wusste, dass er irrational dachte, das war immer noch sein Kuroo, er wünschte nur, dass er auch sein Herz davon überzeugen könnte.

Kenma raufte die Nase, ein Wall an Selbsthass überschüttete ihn. Er wird jetzt nicht anfangen, so zu denken.

Er liebte Kuroo. Das tat er wirklich.

Als konnte er ihn hören, riss Kuroo seine Augen auf „Hey, Kitten."

„Hi" antwortete Kenma. Er winkte leicht. „Wie geht es dir heute?"

„Mhm gut. Keiji ist vorbei gekommen. Hat erzählt wie der Manga endet an dem er arbeitet." Kuroo blinzelte ihn an und versuchte sich aus seiner Schläfrigkeit zu befreien. „Und dir?"

Kenma lächelte. „Mir geht's gut." Er fühlte sich nun, da er mit Kuroo redete, besser. Er wusste nicht, wie er jemals daran zweifeln konnte, dass das sein Kuroo ist.

„Ich bin für heute mit der Arbeit fertig" sprach Kenma mit warmer Stimme. „Willst du etwas mit mir schauen?"

Kuroo nickte. „Das wäre toll."

Kenma durchbrach die Barriere, die zwischen ihnen geweilt hatte, als er noch an der Tür des Zimmers stand. Er ließ schnell, nachdem er seinen Laptop heraus nahm, seinen Rucksack auf den Boden fallen und legte sich zu Kuroo. Er platzierte den Laptop zwischen ihnen, er balancierte nun auf ihren zusammengepressten Beinen. „Willst du etwas Bestimmtes schauen?"

„Du entscheidest" murmelte Kuroo.

Kenma scrollte für ein paar Minuten durch die Netflix Startseite, bevor er sich für einen Comedy Film entschied. Er drückte Start als er seinen Kopf auf Kuroo's Schulter ablehnte. Es brauchte nicht lang, bis er seine Augen zufallen spürte und der Schlaf ihn übernahm.

Als er wieder zu sich kam, sah er nur noch den Abspann des Filmes, Kuroo starrte immer noch auf den Bildschirm. Wenn ihm aufgefallen wäre, dass Kenma eingeschlafen ist, hätte er nichts gesagt.

„Hat es dir gefallen?" fragte Kenma und streckte sich.

„Ja" war Kuroo's einzige Antwort.

Kenma verzog das Gesicht. Kuroo's Antworten wurden in letzter Zeit wirklich knapp, er verbrachte mehr Zeit im Stillen, als in einer Unterhaltung. Kenma hatte das Wort „ruhig" noch nie zuvor mit Kuroo in Verbindung gebracht, aber langsam wurde es zu einem Teil ihrer Beziehung.

„Willst du noch einen schauen?"

Kuroo zog einen Mundwinkel nach oben. „Damit du noch ein Nickerchen halten kannst?"

„Nicht meine Schuld, dass du so gemütlich bist." Als wolle er es demonstrieren, lehnte Kenma seinen Kopf erneut auf Kuroo's Schulter ab. Sie war knochiger als damals und stach ein bisschen in Kenma's Wange, aber trotzdem war sie auf ihre eigene Art und Weise bequem. „Also...noch einen Film? Oder können wir etwas Anderes machen?"

„Musst du morgen nicht zur Arbeit?" fragte Kuroo, so verantwortlich wie immer.

„Um ehrlich zu sein, ich überlege die ganze Nacht hier zu bleiben und mich für morgen krank zu melden."

„Kenma," sagte Kuroo. „Du solltest das nicht machen."

„Warum denn nicht? Das Schöne daran, mein eigener Boss zu sein, ist, dass ich machen kann was ich will. Ich bin der Leiter der Firma." Seine Stimme war tief, außergewöhnlich politisch.

Das Kichern, was es in Kuroo auslößte, war es wert. „Ach Gott, du bist so niedlich."

Kenma summte. „Du bist selber ziemlich niedlich."

„Bitte sag mir nicht, dass ihr Beiden immer noch so seid." Eine dritte Stimme kam aus Richtung des Flurs dazu. Kenma und Kuroo schauten beide hoch, um niemand anderen zu begrüßen als Bokuto, Akaashi stand direkt neben ihm. „Ihr Beiden seid der Beweis, dass die Frisch verliebt-Phase niemals endet."

„Sagst du" spotteten Kuroo und Kenma gleichzeitig. Sie beide hatten einen Running Joke, dass Bokuto Akaashi in jedem Interview erwähnt, manchmal direkt, manchmal indirekt, entweder nennt er ihn Akaashi, 'mein Verlobter' oder 'mein Ein&Alles'.

„Unterbrechen wir gerade irgendetwas?" fragte Akaashi und schob seine Brille hoch.
„Wir können auch morgen nochmal kommen."

„Nein, kommt rein." Wegen Kenma's Einladung traten beide in den Raum. Akaashi setzte sich auf einen Stuhl und Bokuto an das Bettende.

Durch die 4 war der Raum erfüllt mit mehr Geräuschen und Lebendigkeit als es zuvor war, nun ist es hier fern von Dunkelheit, so wie Kenma es davor aufgefallen war. Auch wenn Kuroo nicht die Energie hatte, so viel zu sprechen wie die Anderen, sah Kenma an seinem Lächeln, dass er glücklich war.

Und das bedeutete Kenma die Welt.

Unter der Decke vereinte er seine Hand mit Kuroo's. Er wollte sie nie mehr loslassen.

the galaxy is endless (I thought we were, too) (german)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora