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" I am grateful
that my suffering,
did not force me to become cruel."

...

Der Vollmond spiegelte sich im Wasser des Teiches, welches völlig still stand. Der Wind strich sanft über die Sträucher und das leise quaken von Fröschen erklang in regelmäßigen Abständen. Ruhig saß Keana auf dem feuchten Gras und starrte auf das Wasser. Einzelne Glühwürmchen flogen umher und fasziniert betrachtete sie die kleinen Insekten. Gedankenverloren legte sie ihre Finger auf ihre Lippen und dachte an Artair. Er hatte sie geküsst und sie hatte diesen Kuss erwidert und das Schockierendste war, dass sie dabei gefühlt hatte.

Der Kuss mit dem Schattenkönig hatte Gefühle in ihr ausgelöst, die sie versucht hatte zu verstecken. Nun war es nicht mehr möglich. Artair war wie ein Räuber in ihr Herz vorgedrungen und hatte es sich als seinen Besitz angeeignet. Hatte sie wirklich ihr Herz an diesen skrupellosen Elfen verloren? Das konnte unmöglich sein. Verzweifelt raufte sie sich die Haare und seufzte tief.

„Ich mag euch Menschen nicht besonders. Artair genauso wenig. Doch irgendetwas findet er an dir." Erklang eine bekannte Stimme und überrascht drehte sich Keana um, nur um in Iliors violetten Augen zu blicken. „Ilior!" Erschrocken hielt sie sich die Hand aufs Herz und der Schattenelf grinste leicht, ehe er sich ebenfalls in das Gras sinken ließ.

„Ich weiß nicht was genau er an dir mag, doch du scheinst tatsächlich ein eher kleineres Übel zu sein." Stellte er dann fest und lehnte sich an einen dicken Baumstamm. „Wie meinst du das?" Verwirrt musterte die Königin den Elfen. „Du bist unvoreingenommen. Du verurteilst uns nicht, obwohl du jedes Recht dazu hättest. Anstatt uns zu hassen, versuchst du unsere Beweggründe zu verstehen. Du scheinst ein gutes Herz zu haben und das hat Artair von Anfang an gewusst." Erklärte Ilior gelassen und erstaunt von seinen Worten weiteten sich Keanas Augen.

Weshalb war er so nett zu ihr? Irgendeinen Hintergedanken musste er doch hegen. Er war brutal und gewalttätig. Sie hatte es bereits zu spüren bekommen, wie unberechenbar der Elf war.

„Er wollte mein Blut haben, oder will es immer noch." Entgegnete Keana trocken und Ilior lachte auf. „Das will er nicht mehr, Keana." Widersprach Ilior ihr und verwirrt runzelte die Kreatonierin die Stirn. „Was will er dann?"
„Dich." Antwortete der Elf so gelassen, als würde er über das Wetter sprechen. Keanas Herz setzte kurzzeitig aus und versuchte das Kribbeln in ihrem Bauch zu ignorieren. Ilior manipulierte sie bestimmt.

„Ich meine das ernst. Du hättest ihn sehen müssen, als er dich damals aus dem Schnee zog. Ich habe noch nie solch eine Angst in seinen Augen gesehen seit.." Ilior stockte schluckend und blickte zur Seite. „Seit?" Hakte Keana heiser nach, ihr Mund fühlte sich plötzlich so trocken an. „Seit dem Tod seiner Mutter. Artair hatte nie die Möglichkeit zu trauern. Unser Vater hat ihn angefangen zu hassen, all seine Wut an ihm rauszulassen - er hasste ihn weil er seiner Frau so ähnlich war."

Keana spürte wie sich ihr Herz zusammenzog. Artair... sie hätte ihm damals helfen sollen, doch sie hatte es nicht getan. Sie hatte die Veränderungen an ihm gemerkt, wie er bei jedem Treffen kühler wurde, distanzierter und dennoch war sie blind gewesen und hatte es nicht erkannt.

„Es ist nicht deine Schuld, falls du das jetzt denkst. Es war einzig und allein unser Vater, der ein Monster war. Er hat uns zu welchen gemacht. Artair versucht gegen seine Schatten zu kämpfen und dabei braucht er dich. Du musst ihm die Hand reichen." Vorsichtig legte er eine Hand auf ihren Arm und sah sie nachdenklich an. „Ich weiß nicht ob ich das kann.." Meinte Keana unsicher und Ilior nickte ihr aufmunternd zu. „Wenn es einer kann, dann du." Er ließ sie los und stand auf, ehe er langsam in Richtung Palast schritt.

„Und Keana." Er drehte sich noch einmal um. „Das was zwischen uns vorgefallen ist, das tut mir Leid." Mit diesen Worten verschwand er und ließ eine verblüffte Königin zurück.
Hatte er sich wirklich bei ihr entschuldigt? Aufrichtig?

Krone der SchattenWhere stories live. Discover now