Wieso, weshalb, warum

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"Bin ich niemand?" Perplex sehe ich den schwarzhaarigen an, der sich auf den Schreibtischstuhl setzt. Und zwar so, dass die Lehne vor ihm ist und er sich abstützen kann. "Ist das jetzt das Wahrheitsserum, oder bist du WIRKLICH beleidigt?" Sicher kann ich mir dahingehend echt nicht mehr sein. Den Kopf schüttelnd sieht er mich ein wenig erschöpft an. "Denk nach, kleines. Es ist ein WAHRHEITSserum." Irritiert runzle ich die Stirn. "Jap, das ist es...", stimme ich irgendwie zu. Weiß aber nicht so recht, was er jetzt von mir will. Es ist ein Wahrheitsserum. Da sagt man die Wahrheit und- Ich schließe die Augen und lege mir eine Hand auf die Stirn. "Meine Fresse... Ich hab manchmal echt das Hirn von einem verdammten Ghul!", zische ich und bin von mir selbst enttäuscht. "Hast du nicht. Manchmal übersieht man das offensichtliche."

Mit einem leichten Lächeln lasse ich die Hand wieder sinken. "Danke, Alu. Ich könnte mich glatt daran gewöhnen, dass du so nett bist und es auch zeigst, anstatt dir alles zu denken." Der schwarzhaarige verdreht nur die Augen. Ich stehe wieder auf und werde dabei von ihm beobachtet. "Was hast du vor." Ohne zu antworten, stelle ich mich hinter ihn, beuge mich nach vorn, bringe meine Arme unter seinen Armen nach vorn und umarme ihn. Mein Kopf liegt direkt an seinem. "Danke für alles, Alucard. Du hast mir so oft den Arsch gerettet, dass ich nicht mehr zählen kann. Und du hast mir mehr als einmal geholfen, als ich komplett unten wegen meinem alten Leben war." Seufzend schließe ich die Augen. Wie oft dieser Kerl schon für mich da war, ohne, dass er es wirklich gemerkt hat... "Auch wenn ich dich gern oftmals umbringen will... Ich bin trotzdem verdammt dankbar, dass du lebst und hier bist."

Das scheint ihn aus der Bahn geworfen zu haben. Als ich meine Augen öffne, starrt er mich seitlich an. Seine eigenen Augen skeptisch schmal. "Bist du im Delirium?", fragt er und verzieht sein Gesicht. Macht sonst aber nichts. Leicht hebe ich meinen Kopf und ziehe meine Augenbrauen hoch. "Ey. Alucard. Ich bin froh, dass du existierst! Nur weil ICH mal die Wahrheit sage heißt das nicht, dass ich in einem scheiß Delirium bin! Ich bin auch nicht betrunken oder High." Ein wenig beleidigt lasse ich ihn wieder los und richte mich auf. Verschränke die Arme, während er seinen Kopf zu mir dreht, wobei sein Oberkörper ein wenig mit geht. "Und nur, dass du's weißt. Jeder hier ist froh, dass du existierst, Alucard. Ich bin keine Ausnahme! Lady Integra hat einen starken und loyalen Untergebenen, den sie aber schon fast als Familie bezeichnen würde. Für Seras bist du ihr Master! Die Person, der sie am meisten vertrauen kann und von der sie alles lernt. Für Pip bist du ein unverzichtbares Mitglied der Hellsing Organisation! Also bitte..."

Immer noch ist er vor den Kopf gestoßen und ich setze mich wieder auf das Bett. Seinem Blick entgehe ich keine Sekunde. "Du bist nicht so alleine, wie du immer dachtest, Alucard. Jeder hier würde dich vermissen, wenn du verschwinden würdest." Meine Stimme wird ein wenig leiser. "Also denk nicht einmal dran." Immer noch ist er sehr skeptisch. "Du denkst also zu wissen, wie hier jeder zu mir eingestellt ist." Seufzend lasse ich mich nach hinten fallen und drehe meinen Kopf zu ihm. Leicht genervt, aber dennoch willig, alles irgendwie zu erklären. "Alucard. Du weißt, dass ich aus einer Welt komme, in der ihr nichts weiter als Serienfiguren seid. Fantasiegestalten. Ich weiß, wie alt du bist. Dieses Jahr dürftest du... Lass mich kurz nachrechnen... 569 werden. Im Winter. Wann genau du allerdings Geburtstag hast, weiß ich nicht. Stand nicht in der Beschreibung. Ich kenne alle deine Namen. Ich weiß, was mit dem osmanischen Fürsten war. Ich weiß, wann du offiziell hingerichtet wurdest. Und so, wie ich das alles von dir weiß, weiß ich auch einiges von den anderen." Die roten Augen gehen vor sich auf den Boden.

Was auch immer für eine Zeit er braucht, ich gebe sie ihm. Einfach, weil es neu ist, dass wahrscheinlich jemand so viel über ihn weiß und nichts gesagt hat. "Und nein.", fange ich nach ein paar Minuten an und drehe mich auf den Bauch. Sehe ihn aber weiterhin an. "Ich nutze dich nicht aus. Habe ich bis jetzt nicht und werde ich auch nie. Das gleiche werde ich bei den anderen tun. Keine Information kommt von mir, außer die betroffene Person will, dass ich es sage. Das ist mein Grundcredo und ich werde es sicherlich nicht brechen." Mit einem Mal steht er auf. Habe ich zu viel gesagt? Habe ich mein verdammtes Maul einfach nicht halten können? Fuck! Langsam setze ich mich auf und beobachte ihn dabei, wie er an dem Stuhl vorbei zu mir geht. Fragend runzle ich die Stirn. Lege den Kopf schief. Was ist jetzt los? Überrascht reiße ich meine Augen auf, als er sich vor mich stellt und dann auf die Knie geht. Seit wann kniet der Kerl vor irgendwem?!

"Warum." Das ist alles, was er sagt. Überfordert starre ich auf ihn hinunter. "W-Warum... was?", frage ich leise und bin mir nicht sicher ob ich wissen will, was er meint. "Warum bist du so. Du könntest mit dem Wissen so viel anfangen. Du könntest mich jetzt ausnutzen! Spielst du?" Alucard wirkt nun, als wäre er ein wenig sauer. "Spielst du mit mir? Sag mir, Mensch!" Er steht wieder auf und starrt auf mich hinunter, während ich den Kopf in den Nacken legen muss. "SPIELST DU?!" Angst. Ich habe Angst. Seine Augen leuchten. Das Gebiss ist vollständig mit den spitzen Zähnen bedeckt. Ein leises und warnendes Knurren ist zu hören, welches sich aus der Tiefe seiner Kehle zu manifestieren scheint. Meine Finger krallen sich in die Matratze. Mein gesamter Körper beginnt zu zittern. Warum sollte ich mit ihm spielen? Was würde mir das bringen? Kein Wort bringe ich im Augenblick zustande. Nichts will aus meinem Mund kommen, das ihn vielleicht beruhigen könnte. Würde ihn überhaupt etwas beruhigen? Würde ihn irgendetwas aus dieser schon fast mordlustigen Stimmung bringen, in die er sich selbst gebracht hat? Vielleicht noch ein Befehl von Integra, aber sonst nichts. Aber warum sollte er denken, dass ich mit ihm spiele? Was sollte ihn dazu bringen, solche Gedanken zu haben? Doch dann macht es klick.

Point of no returnWhere stories live. Discover now