Nicht mein Knoblauch!

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Bis kurz vor zwei bin ich selbst eingespannt und vergesse sogar das Mittagessen, zu dem mich Pip dann extra ziehen musste. Wobei ich wie ein Magnet nach dem Essen wieder an meinem Schreibtisch saß und in den Räumen herum gegangen bin, nachdem ich mir die richtigen Schuhe wieder angezogen habe. Lager machen. Aufschreiben, was man braucht. Das wiederum von Lady Integra überprüfen lassen, sodass sie ihr Okay gibt und dann wieder in das Büro, um alles telefonisch zu bestellen und auch die Mengen anzugeben. Ich kenne meine Lieferanten schon und sie mich. Ist also kein Problem. Ich sage ihnen das durch, was ich brauche, sie schreiben es sich auf, wiederholen alles noch einmal und wenn es passt, wird die Bestellung in Auftrag gegeben und die Rechnung geschrieben, die in ein paar Tagen kommen sollte. Und die Lady wird es bezahlen.

Fünf Minuten habe ich noch. Also ab zurück in mein Zimmer und umziehen! Aber was? Er meinte etwas von Selbstvertrauen. Also... ist die Jeans am besten. Jogginghose weg, Jeans an. Das schwarze Top habe ich schon ausgezogen und bringe nur ein wenig Deo drauf, da ich gestern vor der kleinen Wundversorgung eigentlich schon geduscht habe. Oberteil... Hm... "Missy! Wo bleibst du!", zischt eine genervte Stimme und ich drehe mich um. Alucard sieht mich an. Mustert mich von oben bis unten. Ich bin für einen Moment erstarrt, bis ich das benutzte Top vor mich halte. "VERPISS DICH! RAUS!" Mein Gesicht ist hochrot und ich ziehe mich noch weiter zurück, als eh schon. Er bleibt ruhig. Geht aber nicht nach draußen, so wie er es tun sollte, sondern kommt auf mich zu! "Alucard... geh. Bitte!" Wieder gehe ich einen Schritt zurück. Und noch einen. Und noch- Ich knalle mit dem Rücken gegen etwas und drehe meinen Kopf um nachzusehen. Hinter mir steht der offene Schrank.

Wieder sehe ich nach vorn. Und erstarre zur Salzsäule. Er steht direkt vor mir. Nur ein kleines Vorbeugen reicht, sodass wir uns berühren würden. "Weg." Weg? Weg?! W-Was meint er damit? Nun ja. Vielleicht will er ja an den Schrank. Also trete ich im gesamten einen Schritt auf die Seite. Genervt schnaubt er. "Nicht du. Das.", zischt er und deutet auf das Top. Ich sehe runter und dann wieder hoch. Schüttle den Kopf. "Vergiss es. DU gehst jetzt raus. Ich ziehe mir was an und dann gehen wir in die Stadt, so wie du es wolltest." Er hingegen scheint andere Pläne zu haben. Erneut stellt er sich direkt vor mich. Legt einen behandschuhten Finger unter mein Kinn und drückt es hoch. "Wir sollten dein Selbstbewusstsein hochbringen. Und wieso fangen wir nicht mit ein paar Grundlagen-" "Alucard. Geh raus, oder du kannst die Stadt mit mir vergessen.", unterbreche ich ihn kalt und seine Augenbrauen gehen hoch. Langsam lässt er mich los, ehe er schmunzelt. "Hm...? Scheint ja, als ob du ja doch so ein wenig Selbstbewusstsein hast, Missy." Als wäre er zufrieden, dreht er sich von mir weg und verschwindet durch die Mauer nach draußen, um dort zu warten.

Ohne mich groß zu wundern, ziehe ich einfach ein anderes Top an. Dunkelblaue Jeans. Dunkelrotes Top. Schwarze Jacke. Das passt. Das Handy habe ich in der Jackentasche und ich schalte das Zimmerlicht aus, ehe ich auf den Gang gehe und die Tür schließe. Aus dem Augenwinkel sehe ich Alucard, welcher sich von der Wand abstößt. "Klopf einfach. Dann passiert so etwas nicht.", zische ich und wir gehen los. "Wir haben zwei ausgemacht und jetzt rate mal, wer um zwei NICHT draußen war.", erwidert er nur. Seufzend lasse ich meinen Kopf hängen. "Tut mir ja leid, aber ich hatte noch Arbeit zu tun. Außerdem ist das keine Entschuldigung, um nicht zu klopfen!" Der schwarzhaarige sieht gerade aus, während wir die Gänge entlang gehen. "Woher sollte ich wissen, dass du dich umziehst. Was du echt nicht hättest machen müssen, nur so nebenbei gesagt." Flo, komm wieder runter. Ruhig, Mädchen. Ganz ruhig. Den Nasenrücken reibend, atme ich tief durch. "Das ist der Sinn vom Klopfen, du Idiot. WEIL man nicht weiß, was auf der anderen Seite ist!"

Draußen angekommen, bis jetzt gab es noch keine Antwort von Alucard, blendet die Sonne erst einmal. "Du reagierst schlimmer als ein Vampir auf Sonne." Ohne zu fragen, reißt er meine Hand an sich, zieht sich selbst den Handschuh aus und legt zwei Finger an mein Handgelenk. "Puls ist noch da. Noch bist du Mensch." Ich entreiße ihm mein Handgelenk und sehe ihn skeptisch an. "Noch? Was hast du vor, Alucard?" Nur ein kurzer Blick. Wieso habe ich so ein ganz mieses Gefühl, dass ich vielleicht bald kein Knoblauch mehr essen kann...? "Ich schwöre dir. Wenn du irgendetwas zwischen mich und meine Knoblauchbaguetts bringst, wird das nicht gut ausgehen!" Ich mache mir die Dinger einmal in der Woche, nehme sie mir in mein Zimmer und schau mir dann auf YouTube etwas an. Als wäre ich in meiner Welt, bekomme ich hier die neuesten Videos auch vorgeschlagen. Bedeutet, ich sehe Videos aus 2020 im Jahre 1999. Brandaktuell. Wie war das von wegen, man sollte nicht mit der Zeit spielen? Aber... tue ich das eigentlich? Eher nicht. Ich spiele ja nicht damit.

"Lange würdest du nicht verzichten müssen.", erwidert er und ich verschränke die Arme. "Vergiss es. Du wandelst mich ganz sicherlich nicht!" Eine kurze Pause entsteht, in der ich nachdenke. "Gut. Außer, ich würde so oder so drauf gehen." Ein wissendes Grinsen erscheint auf meinen Lippen und ich lehne mich zu ihm. "Aber da ich ja sicher sein kann, dass du immer in meiner Nähe bist, sollte ich mir darum keine Sorgen machen, nicht wahr?" Ein kleiner Klaps auf dem Hinterkopf ist meine Antwort auf die Frage. Ein stummes ja, wie ich jetzt einfach einmal annehme. "Du warst mir lieber, als du geschlafen hast. Ich wusste nicht, dass man Stille so sehr vermissen kann." Aus meinem Grinsen wird ein Lächeln. "Und mir war es lieber, als du die Wahrheit ausgesprochen hast. Ich wusste nicht, dass man die Wahrheit so sehr vermissen kann." Ich weiß, dass der zweite Klaps auf den Hinterkopf kommt, bevor ich ihn spüre. "Irgendwann liegst du tot in deinem Bett." Ich muss mir das Lachen verkneifen und bringe nur ein: "Wenn ich ein Vampir bin, dann bin ich tot, jop!", raus, ehe ich immer wieder tief ein und aus atme. Er legt seine Hand auf meine Schulter und wir sinken langsam in den Schatten, während ich weiterhin wie blöde grinse und versuche, ja nicht zu lachen! Den eigenen kleinen Witz fand ich dann doch irgendwie amüsant.

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