3. Dezember: Die Brücke

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RenundHaru123 hat uns an diesem Tag einen neuen tollen One Shot in die Tasten gehauen! Ich danke dir vielmals dafür, dass du bei dem diesjährigen Adventskalender dabei bist (: ❤️ wer möchte, kann ja mal auf ihrem Account vorbei schauen! Außerdem wäre es super lieb, wenn ihr ihr ein paar Kommentare da lassen würdet (aber das macht ihr ja die ganze Zeit schon, vielen Dank!)
Und jetzt viel Spaß! Euch erwarten knapp über 2100 Wörter ❤️

Lots of love
Michelle xx



Immer weiter beugte sich der Junge  nach vorne.  Nur noch etwas weiter und er würde das Gleichgewicht verlieren und fallen. 

Mit einem leisen Seufzen schloss er die Augen und löste die Hände vom Geländer.

> Gleich ist alles vorbei! <

Doch statt zu fallen spürte der Junge, wie er zurück gerissen und dann über das Geländer gehoben wurde.

" Lass mich los! " brüllte der Kleine und versuchte verzweifelt sich aus dem Griff der fremden Person zu befreien, doch diese war einfach zu stark. Nur am Rande bekam er mit, dass es sich bei der anderen Person wohl um einen jungen Mann handelte. Gefühlt minutenlang rangelten die beiden. Der Kleine schrie und schlug um sich, doch irgendwann verließen ihn die Kräfte und er ließ sich fallen.  Zu seiner eigenen Verwunderung landete er aber nicht auf der Erde, sondern auf dem Körper des anderen.  Noch immer hielt dieser ihn, eng umschlungen, fest. Er spürte die Wärme, die von ihm ausging. Ihm wurde nun endgültig klar, dass er noch immer lebte und er fing leise an zu weinen.

" Wieso hast du mich nicht springen lassen? " flüsterte er.   " Das hätte so vieles einfacher gemacht. "

" Springen ist doch nicht die Lösung! "

Zum ersten Mal hörte er die Stimme des anderen. Sie klang so angenehm. Ohne, dass er es wollte, hatte sie irgendwie eine beruhigende Wirkung auf ihn. Er versuchte sich aufzusetzen, doch seine Arme hielten ihn noch immer fest umfangen.

" Kannst du mich bitte loslassen? "

" Nur,  wenn du mir versprichst, nicht sofort wieder springen zu wollen. "  

" Okay, ich verspreche es, " nickte der Junge.

" Na dann... "   

Er spürte, wie sich der Griff um ihn lockerte, sich die Hände sanft von seiner Taille lösten. Sofort krabbelte er einige Schritte von dem jungen Mann weg. Schwer atmend lehnt er sich ans Geländer der Brücke, was der andere ihm gleich tat. So verharrten sie eine Weile stumm nebeneinander.

" Geht es dir besser? " will der junge Mann irgendwann von dem Kleinen wissen. Dieser nickt leicht.

" Willst du mir erzählen, wieso du da runter springen wolltest? " hakt er weiter nach. Es war einfach nur eine Frage. Es schwang keinerlei Vorwurf in seiner Stime mit, nur Neugier. Für einen Moment haderte der Kleine mit sich, ob er antworten soll oder nicht. Immerhin kannte er ihn ja nicht. Er drehte den Kopf zur Seite und schaute sich den jungen Mann genauer an.

Er schien ein paar Jahre älter als er zu sein, hatte braune, verwuschelte Haare. Blaue Augen fixierten ihn, schauten ihn mit offenen Blick an.

> Was hatte er schon zu verlieren? <  Also fing er an zu reden.

" Ich wollte einfach nur verschwinden. Weg aus dieser Welt. Weg von all dem Elend. "

" Welches Elend? "  Der Kleine seufzte.

" Einfach alles. Ich hasse mein Leben, die Schule, das Mobbing der anderen. Ich will und kann einfach nicht mehr. "  Erneut liefen ihm die Tränen über die Wangen. Der andere nahm ihn sanft in den Arm. Durch diese Geste fühlte sich der Kleine so geborgen bei dem anderen, dass alle Dämme bei ihm brachen und er weinte all seinen Schmerz heraus. Noch Stunden saßen die beiden dort an der Brücke. Der junge Mann erfuhr nun alles, was dem Kleinen widerfahren war. Die Familie, die bei einem Unfall alle gestorben waren, das Leben im Heim und der Wechsel in eine neue Schule, wo man ihn jeden Tag mobbte. Es tat weh, dies alles zu hören. Der Kleine wirkte so zart und empfindsam.

Larry-OS Adventskalender/2020Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora