17. Dezember: Schicksal oder Zufall?

1.5K 214 37
                                    

Am heutigen Tage macht uns die Liebe sAm_dZba eine Freude. Lasst ihr doch gerne ein paar Kommentare und votes da. Außerdem schreibt sie auch Geschichten, schaut deswegen gerne mal auf ihrem Account vorbei, wenn euch dieser One Shot gefallen hat :) Ich danke dir vielmals für deine Teilnahme am diesjährigen Adventskalender und deine Mühe für den One Shot <3

Lots of Love

Michelle xx 

Wörteranzahl: 3375



"Meinst du nicht, dass es langsam Zeit wird?"

"Zeit wofür?", fragte Louis verwirrt und nahm die Mütze vom Kopf.
"Dir auch jemanden zu suchen. Du bist der Älteste von uns und-"
"Hör auf damit, Lottie. Du weißt genau, dass ich es nicht mehr hören kann. Hat dich Dan wieder mal darauf angesetzt mir ins Gewissen zu reden?", unterbrach er seine älteste Schwester. "Oh natürlich hat er das. Das tut er immer", beantwortete er sich seine Frage selbst und sah sich dann im Flur um. "Wo bleibt Ernest?"
"Er kommt gleich. Daisy hilft ihm beim Anziehen."
Louis weiß, dass er vermutlich überreagiert hatte. Gerade jetzt kurz vor Weihnachten sollte er nicht so reagieren und doch konnte er es sich nicht mehr anhören. Immer wieder dasselbe Thema: Louis soll sich endlich einen festen Partner suchen. Immer heißt es: 'Louis, du bist 25 Jahre alt und hast uns noch nie einen deiner Partner vorgestellt. Es wird Zeit.' Dass Louis einfach noch nie den Richtigen gefunden hat, den er für würdig erklären würde, seiner Familie vorzustellen, bedenkt dabei keiner.
"Es tut mir leid, dass Doris nicht mitgehen kann", versuchte Lottie, die unangenehme Stille zu durchbrechen. "Sie hatte sich so darauf gefreut."
"Sie kann nächstes Jahr wieder mitkommen. Erkältet nehme ich sie nicht mit."
"Ich weiß. Ich wollte damit eigentlich nur sagen, dass du wenigstens mal zu ihr gehen könntest", motzte Lottie genervt. Wann hat sich Louis in den Grinch verwandelt?
"Louuu!", rief sein kleiner, vierjähriger Bruder, der angezogen aus der Stube kam, dicht gefolgt von Daisy, die allerdings im Türrahmen stehen blieb.
Louis nahm das Fliegengewicht auf den Arm, auch wenn seine Schwestern immer sagen, dass er das nicht mehr tun soll. Der Unterschied zu sonst ist, dass keiner etwas dazu sagte, denn alle Anwesenden spürten sofort, dass sich Louis' Stimmung aufklärte, wie der Himmel nach einem Regenschauer. Auch wenn Louis es niemals zugeben würde: Kinder waren schon immer voll sein Ding und es ist eine Schande, dass er kein Erzieher geworden ist.
"Auf geht's", murmelte er und verschwand dann ohne sich zu verabschieden. Nicht weil er noch sauer auf Lottie oder Dan war, sondern weil er es schlicht und einfach vergessen hatte.
Der Plan war Weihnachtsgeschenke zu besorgen und Louis nimmt Ernest und Doris eigentlich jedes Jahr mit in die Mall, weil sie es lieben. Viele Menschen, viele Lichter, viele Spielsachen. Kinderparadies eben. Dass Doris dieses Jahr krank ist, ist schade, doch Ernest deswegen auch verzichten zu lassen wäre unfair. Das hatte er auch gesagt, als seine Schwestern wollten, dass er zuhause bleibt.
"Was bekomme ich dieses Jahr, Lou?", fragte der kleine Zwerg, der hinter Louis in seinem Kindersitz saß und an den Bändern seines Pullovers kaute.
"Ich weiß nicht", antwortete Louis geheimnisvoll und blickte durch den Rückspiegel in das schmollende Kindergesicht. Ernest weiß, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Das hat man ihm schon von Anfang an beigebracht. Eigentlich hat sich der Brauch, den Kindern die Wahrheit über den Weihnachtsmann zu sagen, nur angeeignet, weil Louis als Teenager ein Mistkerl war und es seinen Geschwistern immer wieder vermiest hat.
"Ich freue mich schon am meisten auf den großen Toys R Us", schwärmte Ernest aufgeregt und Louis lachte. "Ja, das konnte ich mir denken."
☃︎☃︎☃︎
"Und denk daran niemals meine Hand loszulassen. Auch nicht wenn etwas besonders Spannendes um der Ecke wartet. Du weißt was sonst passiert", belehrte Louis seinen kleinen Bruder ein letztes Mal, als er das Auto schloss.
"Ja", antwortete er brav und nahm sich die nicht sonderlich große Hand von Louis.
Wenn ein 25-Jähriger Mann und ein 4-Jähriger Junge in einen Douglas spazieren, sollte man meinen, dass die Leute komisch schauen, doch der Laden war beinahe leer. Nur ein Mann mit schulterlangen, braunen Haaren stand vor ihnen an der Kasse. Louis muss zur Kasse, weil er nur einen Gutschein braucht. Ernest läuft wie immer zwischen den Parfüms rum. Er liebt die Parfümabteilung und Louis kann das nicht verstehen. Vermutlich liegt es an der ungleichen Verteilung von Männern und Frauen in der Familie.
Zugegebenermaßen träumte Louis ein bisschen und achtete darauf, dass Ernest keine Blödsinn anstellen würde. Somit bekam er auch nicht mit, dass sich der große Mann vor ihm umgedreht hatte, ohne ihn zu sehen und nun direkt in ihn reinstolperte.
"Huch, das tut mir leid. Ich habe Sie nicht gesehen. Manchmal bin ich ein wenig tollpatschig", entschuldigte dieser sich noch bevor Louis überhaupt realisiert hatte, dass ihn jemand angerempelt hat.
"Oh, uhhm- nicht so schlimm. Ich hab auch nicht aufgepasst und außerdem ist nichts passiert." Mit einer lässigen, wegwerfenden Handbewegung signalisierte Louis seinem Gegenüber, dass es wirklich nicht schlimm wäre.
Der Unbekannte schenkte Louis ein Lächeln, wobei sich Grübchen auf seinen Wangen bildeten und verabschiedete sich dann von der Verkäuferin und auch von Louis. Noch immer ein wenig überrumpelt kaufte er den Gutschein und verließ den Douglas dann zusammen mit Ernest.
Sie kauften noch einige Geschenke und aßen zwischendurch eine Kleinigkeit. Als letztes stand der Toys R Us auf der imaginären To-Do-Liste. Insgeheim graute es Louis davor. Wer geht schon freiwillig mit einem Kind in einen riesigen Toys R Us? Richtig: Niemand. Da mögen die Kinder noch so gut erzogen sein, dieser Laden zerstört immer den gemütlichen Familieneinkauf. Immer. Es gibt keine Ausnahme.
Bei jedem zweiten Spielzeug stehenzubleiben, weil es ja "so cool" ist, ist vor allem anstrengend und definitiv nicht so cool, wenn man über 16 Jahre alt ist. Das musste auch Louis feststellen. Nach 20 Minuten, in denen sich Ernest nicht entscheiden konnte, wurde es Louis zu langweilig.
"Hör mal, ich schaue auch mal für die anderen. Bleib in meinem Sichtfeld, ja?", bat er den Kleinen, der nur abwesend nickte. Louis seufzte, da er sich ziemlich sicher war, dass Ernest gar nicht erst zugehört hat.
Trotzdem entfernte er sich einige Meter und warf hin und wieder mal einen Blick auf Ernest, während er für Weihnachtsgeschenke für seine anderen Geschwister schaute.
Wenn Louis eines schon immer gehasst hat, dann sind es die Barbies, die er für seine Schwestern kaufen musste. Sie sind so teuer, dass man sich dafür dreimal die Haare beim Friseur hätte schneiden lassen können und das hat sich bis jetzt nicht geändert. Weder der Preis, noch Louis mangelnde Begeisterung.
Louis' Blick suchte seine Umgebung ab. Als er Ernest nicht mehr dort sah, wo er gerade noch war, war er nicht sonderlich beunruhigt. Wahrscheinlich war er nur in irgendeinen Gang gelaufen, um sich das nächste ferngesteuerte Auto anzusehen, also schlendert Louis an den Gängen entlang, schaute in jeden einmal, nur um festzustellen, dass dort nirgendwo ein kleiner Knirps von vier Jahren war.
Mit gerunzelter Stirn dreht er sich noch einmal um sich selbst und entdeckt eine ältere Dame. "Guten Tag! Haben Sie vielleicht einen kleinen blonden Jungen mit Locken hier entlang laufen sehen? Er ist in etwa vier Jahre alt", beschrieb Louis seinen kleine Bruder. Die Dame schüttelte jedoch nur den Kopf. "Lassen Sie doch eine Durchsage an der Kasse machen", schlug sie vor, doch Louis bestand darauf, ihn weiter zu suchen. Ohne Hilfe selbstverständlich. Wer wäre er schon, wenn er um hilfreiche Hilfe bitten würde?
Ernest selbst merkte gar nicht, dass er Louis nicht mehr sah. Er lief und lief und irgendwann lief er dann nicht mehr. Das war dann auch der Moment, in dem er merkte, dass er ja ganz woanders als gerade eben noch war.
Er irrte ein wenig durch die Gänge, bis er verzweifelt stehen blieb und aufgab. Eigentlich wollte er nicht weinen. Er wollte sich wie ein Erwachsener verhalten und mutig nach Louis suchen, doch zwischen so vielen Menschen allein zu sein, ist beängstigend. Die erste Träne merkte er selbst nicht einmal. Erst die, die ihr folgten.
"Hey Kleiner. Hast du dich verlaufen?", fragt ihn ein großer Mann. Er sieht nett aus und Ernest weiß, dass er eigentlich nicht mit Fremden reden soll, aber das ist eine Ausnahme, schließlich hat er Louis verloren. "Ja", schluchzte er und wischte sich mit seinem Handrücken unter der Nase lang. Sie läuft etwas und er hat kein Taschentuch. Die hat Louis.
"Ich bin Harry und du?", stellte sich der große Mann vor und hockte sich vor den kleinen Jungen, der nicht älter als 5 zu sein scheint. "Ernest", murmelte er und wischte sich die Tränen von den Wangen.
"Zu wem gehörst du, hm?" Ernest überlegte, wie er Louis am besten beschreiben könnte. "Er hat braune Haare und blaue Augen. Manchmal hat er auch eine Brille auf, aber die trägt er nur zu Hause, weil er findet, dass er damit doof aussieht, aber das stimmt nicht", fing Ernest an zu erklären. Harry musste ein wenig lächeln, da er mit der Info natürlich nicht viel anfangen konnte. Wer weiß, wie viele Männer mit braunen Haaren und blauen Augen hier herumliefen. "Wie groß ist er?", fragte er deswegen höflich und nahm den kleinen Mann an die Hand, lief schon langsam los, um sich nach möglichen Personen umzusehen.
"Er ist größer als ich aber nicht so groß wie du", antwortete er, was Harry nur zu niedlich fand, aber leider auch nicht sonderlich nützlich war. "Und was hat er an? Vielleicht etwas Auffälliges, wie...", Harry überlegte. Was gibt es denn so an auffälligen Kleidungsstücken? "... vielleicht eine rote Mütze oder einen gestreiften Schal oder sowas?", schlug er vor. Ernest überlegte.
"Ja, eine Mütze hat er auf. Ich glaube sie ist dunkelgrün." Ernest ist sich nicht sicher, was die Farbe betrifft, aber dass er eine Mütze trug, wusste er ganz sicher. "Kannst du mir vielleicht zeigen, wo du ihn das letzte Mal gesehen hast?"
Er nickte. Ja, an das ferngesteuerte Auto, von dem Ernest Louis noch gesehen konnte, kann er sich noch erinnern. Er zog den komischen großen Kerl hinter sich her bis zu der Stelle, an der Louis vorhin stand. "Hier war er", murmelte Ernest und sah sich nach seinem Bruder um.
"Hier scheint er nicht mehr zu sein", stellte der Mann nach einigen Minuten fest, in denen sie die nähere Umgebung abgesucht hatten. "Vielleicht sollte wir mal an die Kasse gehen und dort nach Hilfe fragen", schlug er dann dem kleinen Zwerg vor, der nur unschlüssig mit den Schultern zuckte.
"Da bist du ja! Mein Gott, ich hab doch gesagt... oh." Ernest drehte sich schwungvoll um und sah in das verwunderte Gesicht von Louis. Auch der Mann neben ihm, der ihn noch an der Hand hielt, drehte sich zu Louis um. "Ich glaube, ich habe hier jemanden, der nach dir sucht." Schmunzelnd übergab Harry den kleinen Jungen wieder an den jungen Mann mit braunen Haaren, blauen Augen und der dunkelgrünen Mütze, dem er heute nicht zum ersten Mal über den Weg läuft. Bei ihrer ersten Begegnung hätte Harry ihn fast umgerannt.
"Sieht wohl ganz so aus." Auch Louis lächelte ein wenig. Nicht aus Höflichkeit, sondern weil er den Zufall ganz witzig fand. "Wo hast du ihn aufgegabelt?", fragte Louis und hielt Ernest an der Hand, damit er bloß nicht wieder verschwinden würde "Beim Babyspielzeug. Er muss wohl schon eine Weile rumgelaufen sein." Louis nickte, lächelte und schaute auf den Boden. Babyspielzeug also. Wahrscheinlich ist dieser junge Mann vor ihm gerade erst Vater geworden.
Louis weiß nichtmal, warum es ihn enttäuscht. Er kennt ihn nicht und irgendwie ist es lächerlich, aber Louis hat ein wenig an Schicksal geglaubt, als er Ernest mit dem Kerl aus dem Douglas dastehen sah.
"Er hat mir erzählt, dass du eigentlich eine Brille tragen solltest, sie aber nicht trägst, weil du denkst, dass sie doof an dir aussieht", beichtete er. Louis sah erschrocken zu Ernest. Wäre dieser attraktive junge Mann nicht hier, würde er seinen kleinen Bruder zur Schnecke machen.
"Uhm- ja. Ich-... Sie sieht wirklich blöd aus", stotterte Louis und drückte Ernests Hand etwas zu fest. "Nun, ich bin mir sicher, dass sie dir steht."
Es dauerte eine Weile bis Louis verstand, dass er mit ihm flirtete. Dafür reagierte er schneller als er denken konnte: "Versuchst du gerade mit mir zu flirten?"
Mit geweiteten Augen sah Harry den Kleineren an. Seine Hand wanderte aus Gewohnheit einmal durch seine Haare und blieb dann an seinem Nacken stehen, den er nervös kratzte. "Ja- Ich meine nein!" Harry seufzte und ließ die Hand schlapp aus seinem Nacken fallen. "Tut mir leid. Ich sollte das nicht tun. Ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist, dass ich mit Vätern von Kindern, die ich im Laden finde, flirte." Er musste selbst lachen, als er merkte, wie dumm sich das anhörte.
Es war ein beschämtes Lachen und Louis brauchte einen kurzen Moment, um zu realisieren, was man ihm da gerade gesagt hatte. "Was? Du denkst er ist mein Sohn?"
Ernest, der die ganze Zeit damit beschäftigt war, seinen Retter zu inspizieren, schreckte jetzt aus seiner Welt, die daraus bestand, sich vorzustellen, dass Harry wohl viel cooler wäre als Louis. "Nein! Louis ist mein Halbbruder!", rief er und klammerte sich an Louis' Bein. Louis' Bein scheint so klein im Gegensatz zu Harrys.
"Oh!" Harrys Augenbrauen hoben sich und er schmunzelte ein wenig. "Das... macht Sinn." "Und du? Wieso kramst du in der Babyabteilung rum?", fragte Louis nun deutlich lockerer."Meine große Schwester hat ein 5 Monate altes Kind und ich brauche etwas für Weihnachten", erklärte Harry. Insgeheim war er froh, dass - wie auch immer er hieß - gefragt hatte, denn das hieß, dass auch Interesse von seiner Seite vorhanden war.
"Ich bin übrigens Harry. Ich denke, dass es langsam Zeit wird, mich vorzustellen." Harry reichte seinem Gegenüber die Hand und dieser nahm sie nur grinsend an und schüttelte sie. "Louis."
"Wir müssten jetzt zur Kasse. Wie sieht's bei dir aus?", fragte Louis und hoffte, dass sie vielleicht zusammen zur Kasse gehen könnten. "Ja, das trifft sich gut. Ich nämlich auch."
Louis merkte es, dass Ernest Harry super fand, als er sich von seinem Bein löste und Harrys Hand nahm, als sie zur Kasse gingen. Er wusste nicht, ob er es gut fand, oder ob er beleidigt sein sollte. Schließlich ist das ein nahezu fremder Mann und Ernest scheint ihn schon jetzt lieber zu mögen.
Harry wollte Louis erst vorlassen, aber Louis bestand darauf, dass Harry zuerst bezahlte. Er hatte schließlich viel mehr als Harry.Als dieser dann allerdings noch auf ihn wartete, schmunzelte Louis ein wenig und seine Wangen färbten sich ein wenig.
Es ist lächerlich, dass Louis darüber nachdenkt, ob Harry nicht derjenige ist, den er seiner Familie eines Tages vorstellen wird, aber er tut es trotzdem. Einfach weil der Gedanke ganz schön ist und weil er daran glaubt, dass es Schicksal ist.
Sie liefen zu dritt aus dem Laden und verabschiedeten sich dann. Weder Louis noch Harry trauten sich, nach der Nummer des anderen zu fragen, doch als sie lustigerweise auf dem Parkplatz in dieselbe Richtung liefen, war Louis erleichtert. Und vor allem war er sich jetzt wirklich sicher, dass es nicht anders sein sollte.
Als sie feststellten, dass ihre Autos direkt nebeneinander standen, lachten sie. "Ich glaube, irgendjemand will, dass wir uns wiedersehen", meinte Harry und Louis fühlte sich, als hätte er seinen Seelenverwandten gefunden.
Sie tauschten nun doch ihre Telefonnummern und als Louis ins Auto stieg, um Ernest wieder zu seinen Schwestern zu bringen, fühlte er sich ein wenig komisch, weil er nicht wollte, dass sie sich vielleicht nie wieder sehen werden. Er hat zwar Harrys Nummer, aber wer sagt schon, dass sie sich tatsächlich treffen würden?
Dass sie sich tatsächlich wiedersehen würden, sogar schneller, als Louis erwartete, würde sich erst später herausstellen.
Louis brachte Ernest nach Hause und auf dem Weg zu seiner Wohnung hörte er, wie sein Handy einen Nachrichtenton von sich gab. Als er auf dem Parkplatz vor seiner Wohnung parkte, checkte er sein Handy. Harry hatte ihm geschrieben.
Würdest du in zwei Stunden etwas mit mir trinken gehen? XX
Erst brachte es Louis zum Schmunzeln, dann realisierte er, dass er nur zwei Stunden hätte, um sich selbst in Ordnung zu bringen. Louis schickte ihm die Adresse seiner Lieblingsbar, dann ging er duschen.
Er war sich unsicher, was er anziehen sollte. Ist es ein Date oder nicht und was ist es, wenn es kein Date ist?
Eigentlich hatte er geplant, sich vielleicht etwas schicker anzuziehen, aber am Ende sah er doch wie immer aus, also gab er es auf.
Als er die Brille auf dem Tisch liegen sah, musste er schmunzeln. Louis schnappte sie sich und machte sich dann auf den Weg zur Bar.
☃︎☃︎☃︎
Louis sah Harry vor der Tür der Bar stehen. Die Hände in den Jackentaschen und die Schultern ein wenig hochgezogen, um sich vor der Kälte zu schützen. Er selbst saß noch im Auto und atmete tief durch, bevor er sich die Brille auf die Nase setzte und ausstieg.
Schon als er die Autotür zugeschlagen hatte, bereute er das mit der Brille. Er setzte sie doch nicht ohne Grund nicht auf. Allerdings war es schon zu spät um sie wieder abzunehmen, denn Harry hatte ihn schon gesehen. Er lächelte ihn an und winkte ihm zu.
Seufzend lief Louis auf ihn zu. "Ich sagte doch, dass sie dir stehen würde. Du siehst süß aus", fing Harry an, ohne Louis auch nur zu begrüßen.
Harry schmollte ein wenig, als sie die Bar betraten und Louis die Brille doch absetzte. "Was willst du trinken? Ich bezahle." "Nein, ich bezahle." Harry bestand darauf, also einigten sie sich darauf, dass die nächste Runde auf Louis gehen würde.
Nach dem zweiten Bier fing Harry an von seiner Familie zu erzählen. "Sie drängen mich fast schon dazu endlich mal jemanden mitzubringen."Louis lachte. "Oh, ich weiß nur zu gut wovon du redest."
"Ich weiß, dass sie es nur gut meinen, aber manchmal eben doch zu gut", murmelte Harry und tippte mit den Fingern auf der Theke herum. "Ich habe schon oft darüber nachgedacht jemanden dafür zu bezahlen, dass er zu Familienfeiern meinen Freund spielt", gab Louis kichernd zu. "Hast du's gemacht?" Harry sah ihn ungläubig an, doch Louis lachte nur, bevor er verneinte. "Leider nicht. Ich hätte es aber vermutlich tun sollen."
Harry nahm einen Schluck von seinem Bier, sah dabei nachdenklich aus. "Eigentlich ist das gar keine schlechte Idee", stellte er fest. "Ich komme zu Weihnachten mit zu deiner Familie und du am ersten Weihnachtsfeiertag mit zu meiner Familie", schlug er vor. Louis lachte erst, doch dann merkte er, dass Harry es ernst meinte.
"Du willst das wirklich durchziehen?", fragte er verwundert. "Ja, wieso auch nicht. Du scheinst ganz nett zu sein und ich habe im Gefühl, dass ich mich nicht für dich schämen würde, wenn ich dich meiner Familie vorstelle", erklärte Harry schmunzelnd und brachte Louis damit auch zum Lächeln. "Dann sollten wir das tun."
Sie unterhielten sich noch eine Weile und dann brachte Louis Harry nach Hause, weil er kein Auto hat und es ziemlich kalt ist.
"Dankeschön. Du hättest mich nicht fahren müssen", bedankte sich Harry ein wenig verlegen. "Ich habe das gern gemacht. Wirklich", versicherte Louis ihm. Es fühlte sich an wie auf dem Parkplatz vor der Mall. Beide wussten, dass sie sich jetzt verabschieden müssten, doch sie wussten auch, dass sie es am liebsten ewig rauszögern würden.
"Ich-" Louis wurde von Harry unterbrochen, denn er beugte sich zu ihm rüber, um ihn zu küssen.
"Tut- mir leid", stotterte Harry, als er sich von Louis löste. "Normalerweise bin ich nicht so." "Ist okay. Wenn du es nicht getan hättest, hätte ich es vermutlich getan", flüsterte Louis.
Harry sah ihm in die Augen, lächelte sein Grübchen-Lächeln. "Wir sehen uns in drei Tagen bei deiner Familie. Schreib mir die Adresse, ja?" Louis nickte schmunzelnd, bekam noch einen kurzen Kuss auf die Lippen, dann stieg Harry aus und winkte ihm, als er zur Tür lief.
Hätte man Louis heute morgen gesagt, dass er jemanden treffen würde, der ihn ein paar Tage später zum Weihnachtsessen mit seiner Familie begleiten würde, hätte er wahrscheinlich lauter gelacht, als er sollte, doch jetzt fühlte es sich realer an, als es vermutlich sollte.
Vielleicht war es Schicksal, vielleicht auch nur Zufall, doch am Ende ist das unwichtig. Wichtig ist, dass es irgendwie passiert ist und dass es etwas auslöste. Etwas, das nicht so leicht zu erklären ist und das für viele anfangs unverständlich war, denn wenn man bei der Familienfeier sagt, dass man den anderen erst vor ein paar Tagen kennengelernt hat, stößt das nicht immer auf Verständnis. Aber vielleicht muss man es nicht verstehen, sondern einfach nur daneben sitzen und zusehen, wie zwei Menschen miteinander umgehen und man kann es vielleicht nachvollziehen, denn die Liebe bahnt sich ihren Weg und dabei ist es egal, auf welche Weise.

sAm_dZba





Larry-OS Adventskalender/2020Where stories live. Discover now