Ceithir

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Point of View
Jamie

Die Küche der Schule hatte ich in der ersten Pause schon entdeckt, also war das Hinkommen kein Problem. Ich öffnete die Tür und trat in die große Küche ein. Die Wände waren in pastellgelb und -orange gestrichen. An der Fensterfront standen ein paar Tische, auf der anderen Seite waren vier Küchenzeilen mit Herd, Backofen, Kühlschrank und Mikrowelle. Viele Schränke und Schubladen in denen Schüsseln, Teller, Töpfe, Besteck und Zutaten waren. Es waren nicht viele Schüler da, scheinbar war der Kurs nicht so beliebt. Besser für mich, weniger Leute mit denen ich mich nicht unterhalten konnte. 

Ein großer Mann kam auf mich zu, vermutlich der Lehrer. Doch anstatt mit mir zu sprechen, zog er einen Block und einen Stift hervor, auf dem er etwas drauf schrieb. Du bist James richtig? Ich nickte mit einem kleinen Lächeln. Wieder schrieb er auf den Zettel. Ich bin Mr. Murray. Denkst du, du kommst hier zurecht? Wieder nickte ich und nahm kurz den Block meiner Lehrers. Ich komme schon irgendwie zurecht, machen Sie sich da keine Sorgen. Er lächelte und nickte, ehe er den Block wieder nahm und sich von mir entfernte. Danach kam er wieder zu mir und gab mir das Rezept und verschwand wieder zu den anderen Schülern. 

In dieser Zeit begann ich mir das Rezept durch zu lesen und suchte mir raus was ich brauchte. Es dauerte nicht lange und ich fing an zu kochen. Die Spaghetti kochten schon fröhlich vor sich hin, während ich den Schinken schnitt. Ich musste zugeben schon ein paar Erfahrungen gesammelt zu haben. Als ich noch hören konnte, half ich meiner Mutter oft beim Kochen. Nachdem ich mein Gehör verlor, wurde es seltener; trotzdem half ich ab und zu beim Schneiden von Sachen. Das konnte ich mir jetzt zu Nutze machen, da ich gut mit dem Messer umgehen konnte. Ich sah nach hinten um zu schauen was meine Mitmenschen so taten. Dabei sah ich, dass jeder mit jemand anderem arbeitete. Nur ich stand alleine an einer der vier Zeilen und kochte die Spaghetti alla Carbonara. Kurz zuckte ich mit den Schultern und machte weiter. Es könnte sich sowieso niemand mit mir unterhalten.

Gerade war ich dabei den Speck mit dem Knoblauch an zu braten, spürte ich ein Tippen auf meiner Schulter. Ich drehte mich um und sah zu einem Jungen. Er war ein wenig größer als ich und hatte eine sportliche Figur. Dadurch dass er die Ärmel seines Pullovers hochgekrempelt hatte, sah man seine Armmuskeln. Sie waren etwas deutlicher als meine, aber auch nicht überdeutlich; die perfekte Mitte eben. Er hatte schwarze Haare, kurz geschnitten und einen Undercut an beidem Seiten und scheinbar auch im Nacken. Seine Augen waren dunkelblau, erinnerten mich ein wenig an den Ozean. Er hatte ausgeprägte Wangenknochen, was bei anderen wahrscheinlich nicht wirklich toll aussähe, doch ihm stand es irgendwie. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen und legte so seine Grübchen frei. 

Er sah gut aus, nur wusste ich nicht was er von mir wollte. Seine Lippen bewegten sich, doch für mich kam kein einziger Ton heraus. Ich beobachtete angestrengt seine Lippen, doch im Lippenlesen war ich eine komplette Niete. Da ich ihm nicht so schnell mitteilen konnte dass ich nichts verstand, sagte ich es ihm einfach in Gebärden. Er würde es zwar nicht verstehen, aber es würde ihn vom Sprechen abhalten. "Ich bin Gehörlos und verstehe kein einziges Wort was du sagst, tut mir leid." Er sah zu meinen Händen, beobachtete ihre Bewegungen und sah mich etwas geschockt an, als ich fertig war. Was er dann tat, überraschte mich wirklich. Er antwortete mir in Gebärden. "Das tut mir leid, ich wusste es nicht. Ich bin Jack MacKenzie." Kurz starrte ich ihn an, bis ich realisiert hatte, dass er mit mir sprach. Ich schüttelte den Kopf um mich aus meiner Starre zu lösen und lächelte ihn leicht an. "Freut mich sehr Jack, ich bin James Fraser." Jack lächelte leicht zurück. 

"Sehr erfreut. Du bist so alleine, hat das einen bestimmten Grund?" Ich schüttelte mit dem Kopf. "Meine Schwester hat einen anderen Kurs und Freunde habe ich hier noch nicht." Er wollte gerade etwas sagen, doch mir fiel wieder ein, was wir in diesem Kurs überhaupt taten. Wir kochten. Und meine Nudeln waren kurz davor über zu kochen und mein Speck dabei schwarz zu werden. Hektisch drehte ich mich zu meiner Herdplatte und nahm den Speck aus der Pfanne und holte den Nudeltopf von der Herdplatte. Als ich mir sicher war, dass demnächst nichts mehr anbrennen oder abfackeln würde, drehte ich mich wieder zu Jack um. "Reden wir nachher? Sonst fackelt noch die Schule ab." Er lachte leicht und zeigte ein 'ok' bevor er verschwand und ich mich wieder meinem Essen widmete.

𝕋𝕒𝕝𝕜𝕚𝕟𝕘 𝕀𝕟 𝕃𝕠𝕧𝕖Where stories live. Discover now