28. Kapitel - Tollpatschiges Schwesterlein

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Bewusst hatte Nyra sich die zweite Schicht der Nachtwache ausgesucht. Bevor also die Sonne über dem Himmel aufgehen konnte, weckte sie den Elfen und machte sich gemeinsam mit diesem auf den Weg zu den Toren des Dorfes. Doch anstatt den Haupteingang zu wählen, führte sie ihn durch die Weiden der Tiere, bis sie sich unbemerkt hinter einem der Häuser verstecken konnten.

Fragend blickte er sie an. Mit einer stillen Andeutung, bat sie ihn zu warten. Wenige Minuten später stieg die Sonne bereits auf und sie erblickten die ersten Menschen auf den Straßen.
Bei dem Anblick dieser, begann der Elf zu verstehen. Die meisten schauten sich ängstlich um. Zumindest wirkte es so auf ihn. Doch was ihm direkt ins Auge stieß, war die Kleidung der Menschen. Insbesondere die der wenigen Frauen, die zu dieser Morgenstunde den Weg entlangliefen.

Bevor sie entdeckt werden konnten, schlichen sie zurück zum dem Waldrand.
„Wir wären am Tag zu auffällig", bemerkte der Elf nun laut, was ihr Problem war. Nyra nickte zustimmend.

„Die Menschen grüßen Fremde nicht begeistert", stimmte sie zu. Conan sah sie für kurze Zeit abschätzend an.

„Was schlägst du vor?", wollte er wissen.
Das Mischwesen sank zu Boden und stierte wie auch in der Nacht zuvor auf das Tal.
„Nachts fallen fremde Gestalten nicht auf. Reisende versorgen sie im Austausch mit Geld gerne. Als Mann werden sie dir mehr Respekt zollen...". Das Elfenmädchen stockte in ihrer Berichterstattung. Conan bemerkte dieses zögern. Neugierig sah er zu ihr herab, da er neben ihr stehen geblieben war. Sie schüttelte den Kopf, als würde sie eine Frage beantworten, die er nie gestellt hatte.

„Sie mögen keine Fragen".
Mit diesen Worten wandte sich das Monster ab und verschwand im Wald. Der Elf konnte sich bereits denken was geschehen war und ließ sie daher gehen.
Den restlichen Tag bereitete er sich für die Ankunft im Dorf vor...

...

Die Sonne schwebte nahe an dem Horizont, als wir uns auf den Weg zum Dorf machten. Auf Conans Befehl hin, hatte ich mir einen dunklen Mantel über die Schultern geworfen. Ich wehrte mich nicht dagegen. Schließlich hatte ich bereits meine Erfahrungen gemacht. Conan sollte ruhig den Vortritt haben. Sollte er sich doch die Zähne an diesen verängstigten Bewohnern ausschlagen.

Neugierig und mit großen Augen traten wir auf die einzige Straße, welche zu dem Dorf führte.
Da ich den harten unnatürlichen Untergrund schon gewohnt war, zögerte ich nicht weiter, doch Conan hielt erschrocken inne. Leise lächelte ich vor mich hin und wartete, bis er sich an den seltsam steinigen Untergrund gewöhnt hatte. Nun liefen wir Seite an Seite auf die ersten Häuser zu. Je näher wir kamen, desto mehr versteckte ich mich hinter meinem Begleiter.
Mit einem leichten Nicken in meine Richtung, wobei sein Profil scharf im Licht der Sonne aufblitzte, bestätigte er mein Handeln.

Unauffällig führte ich Conan zu einer kleinen Taverne, in welcher die Bewohner ihre ruhigen Abende verbrachten und die Neuigkeiten des Dorfes autauschten.

...

Als wir schließlich das Gebäude betraten hatte ich mir die Kapuze tief über das Gesicht gezogen und beobachtete die bekannten Gesichter, die in all der Zeit nur weiter gealtert waren.
Sanft schubste ich Connan über den hölzernen Boden zu der Theke, an welcher die Getränke ausgeschüttet wurden. Auf dem Weg dorthin wurden sowohl Conan, als auch mir bereits seltsame Blicke zu geworfen. Um weniger aufzufallen, hatte mein Begleiter sich ein Band um die Stirn und über die Ohren gezogen. Ähnlich war es bei mir, nur sah man mein Gesicht so oder so nicht.

„Was wollt Ihr?", wollte der Mann hinter der hohen Holzwand wissen. Misstrauen und Vorsicht begleiteten dabei seine Handlungen. Da Conan der sozialere war, überließ ich ihm das Sprechen. Dass er dabei auf ähnliche Stolpersteine traf, wie ich, ließ mich Lächeln.
„Wir suchen einen Ort für eine Rast und eine kleine Mahlzeit". Er lächelte freundlich, schien anderweitig jedoch nicht wirklich zu wissen, was er tun sollte.

Nyra - Die VerbannungWhere stories live. Discover now