25. Kapitel - Die Reise beginnt...

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An diesem Tag wanderten die beiden Verbündeten schnell und energisch durch den Wald. Der Gedanke an Rache beflügelte ihre niedergeschlagenen Gemüter und gab ihnen eine neue Hoffnung; einen neuen Sinn. Sie machten nur selten Halt und hingen vor allem stumm ihren Gedanken nach.

Während die Stämme der Bäume an ihnen vorbei zogen und sie immer wieder über die Wurzeln steigen mussten, schien das helle Sonnenlicht leuchtend durch die Blätter und tauchte den Wald in einen magischen Ort.

Sowohl Conan als auch Nyra blieben hin und wieder verblüfft stehen, um die veränderte Umgebung zu betrachten. Die Bäume des Waldes waren kleiner und weniger dicht verwachsen. Ihre Blätter waren ebenso geschrumpft und bald fiel ihnen auf, wie viel weniger Tierarten dort hausten.

Mit Wehmut im Herzen bemerkten sie schnell, dass sie ihre Heimat nun endgültig verlassen hatten.

Doch je länger sie wanderten, desto mehr wurde das Schweigen gebrochen. Es war Conan, welcher oftmals mit hämischen Bemerkungen versuchte Nyra zum Sprechen zu bewegen. Doch zu seiner eigenen Verwunderung wurde er lediglich mit Stille bestraft. Lediglich ihre Körperhaltung zeigte, dass sie ihn sehr wohl hörte. Sie war angespannt und wandte sich immer mehr ab. Als die Sonne nur noch dicht am Horizont schwebte hatte sie bereits eine große Distanz zu ihm aufgebaut, sodass der Elf das Monster schon gar nicht mehr sah. Als er stehen blieb, konnte er sich einen weiteren hämischen Kommentar nicht verkneifen...

„Nyra! Wenn du noch weiter in diese Richtung läufst kommst du nicht in Silfan an! Ich weiß, Orientierung und Intelligenz waren noch nie deine Stärke, aber deswegen hast du ja mich. Vielleicht solltest du deshalb nicht die ganze Zeit vorrennen. Sonst dirigierst du uns noch versehentlich zurück zur Grenze!"

...

Conans Ruf hallte laut und unüberhörbar durch den Wald und schreckte einige der einheimischen Wesen auf. Während wieder Leben in den Dämmerschlaf der tagaktiven Tiere trat, erstarrte ich in meinen Bewegungen. Mein Körper verkrampfte sich, wenn das überhaupt noch möglich war noch mehr, bis ich wie ein Brett im Wald stand und verzweifelt darauf erpicht wach, meinen Zorn unter Kontrolle zu bekommen. Ich spürte, wie die Schuppen auf meiner Haut pulsierten; auftraten und wieder verschwanden, sobald ich sie verdrängte.

Ich wollte mir nicht vorstellen, wie viel Kraft es mich noch im weiteren Verlauf der Reise kosten würde, diese Kommentare zu ignorieren.

Letztendlich kehrte ich erst einige Minuten nach seinem Ruf um und ging zumindest etwas ruhiger wieder auf Conan zu. Wortlos betrachtete ich das Lager, welches er zwischenzeitlich aufgebaut hatte und bemerkte schnell wie er erneut versuchte mit den zwei Feuersteinen und dem damit einhergehenden nervigen Klacken ein Feuer zu erzeugen. Doch meine Geduld waren an diesem Tag schon zu strapaziert.

„Geh und schäle die Früchte. Ich kümmere mich um das Feuer", befahl ich ihm. Er hielt in seinem konzentrierten Handlung inne und blickte langsam zu mir auf. Mit einem breiten Grinsen schaute er mir entgegen. Es kostete mich für kurze Sekunden einiges an Kontrolle, ihm dieses Grinsen nicht aus dem Gesicht zu schlagen.

„Es spricht also doch!", bemerkte er, mit einem belustigten Funkeln in seinen Augen.
„Jetzt!". Ich sah, wie er bereits kurz davor war weitere Kommentare abzugeben, doch mein Gesichtsausdruck schien ihn doch eines Besseren zu belehren. Er stand zögerlich auf, bis er mit mir auf Augenhöhe war; soweit dies möglich war, denn er war doch noch ein Stückchen größer als ich.

Mit einem leichten Nicken stimmte er mir zu und wandte sich an unsere Vorräte. Diese kleine Geste lieferte mir ausreichend Genugtuung, sodass ich ruhig und kontrolliert die Schuppen auf meiner Hand ausbreiten konnte, bis die Verwandlung meinen Arm erreichte. Es kostete mich einiges an Konzentration. Doch früher hatte ich genau diese Aktion so oft geübt, dass es mir immer leichter viel.

Nyra - Die VerbannungWhere stories live. Discover now