18. Kapitel - Ein Pakt

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Mit schweren Schritten stürmte er mir hinterher. Anstatt ihm jedoch meine Aufmerksamkeit zu schenken, wandte ich mich den Früchten zu, die ich gleich darauf auf schnitt und hungrig verschlang. Während ich aß, fluchte Conan laut vor sich hin.

„Ich war verdammt nochmal damit einverstanden, nicht heute früh loszugehen, damit du dich endgültig von deiner Mutter verabschieden kannst und es gefällt mir nicht, dass wir dann trotzdem den ganzen Tag damit verschwendet haben, deine Wunden zu verpflegen und einen Kurs über Heilmethoden zu bekommen und uns dann auch noch zu waschen! Es ist schlimm genug, dass wir unsere Abreise auf morgen verschieben mussten, aber ich werde sicher nicht noch länger als morgenfrüh hier bleiben! Hörst du mir überhaupt zu?!", fuhr er mich an. Ruhig nickte ich, heimlich die beruhigenden Atemzüge ausführend, die ich während der Meditation erlernt hatte. Es würde nicht helfen, ihm jetzt zu zeigen, was für ein Monster wirklich in mir leben konnte.

„Gut! Denn ich werde keinen weiteren Tag verschwenden! Wir müssen hier in weniger als einer Woche verschwinden! Und du kannst vergessen, dass wir fliegen! Es reicht schon, wie oft du in dieses Ungeheuer mutierst. Deine Art hat bereits genügend Elfen getötet. Du musst mir nicht die ganze Zeit unter die Nase reiben, was für ein gefährliches Monster du bist! Mag sein, dass du den Wald gerettet hast, aber das scheint dann wohl deine elfische Denkweise gewesen zu sein. Sonst hättest du vermutlich alles rücksichtslos niedergebrannt. Wahrscheinlich gäbe es den Regenwald dann nicht mehr!".

Seine Worte ließen mich meine ruhige Atmung vergessen. Meine anfängliche Ruhe schlug mit jedem seiner Worte immer mehr um. Meine Emotionen schienen, wie eine leichte Briese, die schlagartig von einem Sturm erfasst wurde, der in die entgegengesetzte Richtung rauschte. Die Ruhe die ich mir aufzwang, wurde von einem unbeschreiblichen Hagel aus Emotionen verweht. Verkrampft versuchte ich die Stille zurück zu bekommen. Versuchte mich zu beruhigen, in dem ich mir den Ausblick weit oben im Himmel wieder in Gedanken rief. Doch Conans Worte brachen meine Barrieren immer weiter.

„Und was würde passieren, wenn uns Elfen auf dem Weg begegnen? Würdest du sie direkt nieder brennen, wie du es bei den Soldaten gemacht hast?! Ich möchte dir wirklich helfen! Aber du machst es mir äußerst schwer! Glaubst du etwa, nur weil sie dir helfen, haben Lya und deine Mutter keine Angst vor dir?!".

Was hast du mit meiner Tochter gemacht, du grausames Biest?!

Und das war der Punkt, an dem der Sturm die überhand gewann. Binnen weniger Augenblicke, hatte ich meine Frucht fallen lassen, die ich sowieso schon länger nicht mehr berührt hatte. Die Dunkelheit schoss über meine Haut und gemeinsam mit ihr rückten meine animalischen Instinkte weiter in den Vordergrund. In meinem Sturm aus Gefühlen, packte ich Conan unsanft mit meinen Krallen und stieß ihn zu Boden. Meine Klauen lagen nun wie ein Käfig über ihm.

Blaues Licht flackerte in seiner Miene auf und erst da bemerkte ich, dass ich mit meinem Feuer im Rachen in seine Augen stierte. Conan der mir verstört in die Augen sah, war erstarrt.

Und endlich verstummt.

Doch das machte die Situation nicht mehr besser. Entsetzt bemerkte ich, dass ich gerade alles bestätigt hatte, was er mir vorgeworfen hatte. Mein heftiger Atem ließ Conans Haare umher wirbeln und machte mir umso deutlicher, wie wir uns gerade Beide gegenüber standen. Erschrocken drängte ich, immer noch in Conans braune Augen blickend, das Feuer in meinem Rachen zurück. Verängstigt von meinen eigenen Handlungen, drückte ich mich von ihm fort und stürmte mit einem letzten Blick auf sein erblasstes Erscheinungsbild aus der Höhle. Der Drang in den Himmel zu fliehen war riesig, doch ich erinnerte mich an die Warnungen. Ich durfte die Schlucht nicht verlassen und sollte meine Wunden schonen. Obwohl mir letzteres nicht sonderlich gut gelang, entschloss ich mich, zu dem Wasserfall zu sprinten. Schneller als zuvor erreichte ich die Quelle und stürmte unter das kühlende Nass.

Nyra - Die VerbannungWhere stories live. Discover now