24. Kapitel - Rachepläne

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Leise Schritte weckten mich am nächsten Morgen, wobei ich die ersten Lichtstrahlen bereits auf meiner Haut spürte. Es dauerte einige Sekunden, bevor ich mich an meine Situation erinnern und so, mit rasendem Herz aufspringen konnte. Mein Körper der jedoch noch bis vor wenigen Sekunden im Tiefschlaf lag, weigerte sich derartig unerwartet Bewegungen auszuüben, sodass schwarze Punkte meine Sicht versperrten, die Welt sich kurz drehte und ich mit einem überraschten Laut auf allen vieren landete.

Ein leises Zischen entwich mir, als dabei mein Arm beansprucht wurde. Reflexartig kniete ich mich hin und legte meine Hand über den Verband. Mit angespanntem Bauch atmete ich die Punkte weg, sodass ich binnen wenigen Sekunden wieder meine Umgebung erkennen konnte. Als ich aufblickte, schaute ich nur in die funkelnden Augen von Conan. Seine Mundwinkel zuckten auffällig. Bevor ich ihm ein Lachen verbieten konnte, entwich ihm ein glucksender Laut, sein Atem wurde unregelmäßiger sowie abgehackter bis sich schließlich ein lautes kehliges Lachen aus seinen Lungen bahnte.

Würde er mich in diesem Moment nicht derartig auslachen, würde ich vermutlich einsteigen. Er lachte so herzhaft, dass die glucksenden Laute durch den halben Wald hallten und vermutlich noch an der Grenze zu hören waren. Und obwohl er mich auslachte und ich ihm am liebsten dafür einmal ins Gesicht geschlagen hätte, gewann mein Interesse. Noch nie in all den Jahren zuvor hatte ich ihn so ernsthaft Lachen hören. Es gab mir Hoffnung, dass unsere Reise vielleicht doch nicht ein einziger Reinfall werden würde.

Geduldig und mit zusammengekniffenen Augen starrte ich ihn an, bis er sich endlich beruhigt hatte. Dabei fielen mir auch die kleinen Schüsseln mit Obst auf. Schnell schnappte ich mir eine davon und begann zu essen. Sobald Conan dies sah, beruhigte er sich recht schnell und fing immer noch grinsend an zu essen.

Auch nachdem wir gegessen hatten, saßen wir noch einige Augenblicke still. Das Tau verabschiedete sich langsam von den Blättern, auf denen es genächtigt hatte und verschwand in der immer wärmer werdenden Luft.

Die Pause nutzend verband ich meinen Arm von Neuem und ging sicher, dass die Wunde nun auch wirklich heilte.
Letztendlich war es Conan der sich zuerst aufrappelte und mir sagte ich solle schnell die Schüsseln auswaschen, während er unser Gepäck so umpacken würde, dass wir damit laufen konnten.

Wenige Minuten später machten wir uns also auf eine gemütliche Wanderschaft. Das Klima war angenehm warm und Laubbäume über Laubbäume begleiteten unseren Weg, als wir über die Wurzeln, Gräser und Moose schritten. Der Weg war nicht sonderlich anstrengend und ich vertraute Conan darauf, dass er wusste welche Richtung wir nach Silfan einschlagen müssten.
Es war auch Conan, der nach einiger Zeit die Stille brach und kurz für eine Pause stehen blieb. Sein Blick richtete sich neugierig auf mich.

„Wir sollten uns besser überlegen, was genau wir jetzt vorhaben", bemerkte er ruhig. Ich konnte nicht anders als mit einem verlorenen Blick zu ihm zu sehen und ahnungslos den Kopf zu schütteln.

Conan seufzte leise, ehe er weitersprach. „Ich hatte die Nacht über Zeit zu grübeln. Ich hätte auch einen Vorschlag, aber davor würde ich gerne von dir wissen, was wir tun könnten."

Ich verstand nicht, warum er genau das erfahren wollte, doch hinterfragen tat ich es auch nicht. Ich wusste nicht genau, was ich jetzt tun sollte. In den Unterrichtsstunden war ich zu selten, sowohl geistig als auch körperlich anwesend, als das ich einen Ort gekannt hätte, an dem ich mich niederlassen könnte.

„Das Einzige was ich weiß, ist dass ich nicht glaube so schnell eine neue Heimat zu finden. Dafür bin ich zu ruhelos. Der Elfenwald war und wird immer meine Heimat, mein Zuhause bleiben. Ich denke ich bin noch nicht bereit... ein neues Zuhause zu finden", erklärte ich mich. Zu meiner Überraschung nickte mein Begleiter daraufhin entschlossen und ging einige Schritte weiter. Überrascht folgte ich ihm schnell. Bevor ein großer Anstand zwischen uns entstehen konnte, drehte er sich mit ernsten Augen und erhobenem Kinn um.

Entschlossenheit strahlte von ihm aus, als er mit verschlossenen Fäusten seinen Plan erklärte.
„Gut. Dann wirst du denke ich auch nichts dagegen haben, durch die Welt zu reisen und denjenigen zu finden, der auf die absolut grandiose Idee kam unsere Heimat und unser Zuhause anzugreifen. Ich würde nämlich wirklich gerne ein ernstes Wörtchen mit ihm sprechen. Ich glaube nämlich er hat noch nie den Zorn eines Elfen auf sich gespürt!". Ein diabolisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht.

Es kostete mich einiges an Beherrschung dieses nicht zu erwidern. Mir gefiel die Idee. Sehr gut sogar.

Ich wusste zwar, dass es schwierig werden könnte. Die wenigen Male die ich in dem menschlichen Dorf Silfan war, hatten mich die Sitten der Anwohner bereits überfordert. Ich konnte mir gut vorstellen, dass die Reise anstrengend werden könnte. Doch das Ziel würde sich lohnen. Wenn wir den Angreifer finden würden, könnten wir sicher gehen, dass unsere Familien in Zukunft ein ruhiges ungefährliches Leben haben könnten.

Conans Funkeln übertrug sich auf meine Augen, als ich mit großen forschen Schritten auf ihn zu trat. Ein böses Grinsen schoss in mein Gesicht.

„Und wenn wir ihn oder sie finden... dann verspreche ich dir, dass ich ihm das gleiche Leid antun werde, dass er oder sie uns angetan hat. Dann wird er bereuen jemals unseren Wald angegriffen zu haben". Mein Blick verlor an Freude und vermischte sich mit Wut, als die Bilder des brennenden Waldes vor mein Auge traten. „Denn den Zorn eines Monsters möchtest du niemals auf dir verspüren". Hätte meine Tonlage in diesem Moment die Umgebung verändern können, wäre es deutlich kühler geworden. So aber lief ich mit einem letzten Grinsen an Conan weiter.
Der dunkelhaarige Elf grinste ebenso. „Wusste ich es doch!", murmelte er leise, doch ich hörte es klar und deutlich.

Allerdings hörte ich seine darauffolgenden Worte noch klarer und noch deutlicher.
„Ach übrigens! Du läufst in die falsche Richtung! Ein paar mehr Besuche bei der Ausbildung hätten dir wohl echt gut getan!".

Nyra - Die VerbannungWhere stories live. Discover now