17. Kapitel - Orima bringt Ordnung

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„Guten Morgen, Drache!"

Der laute Ruf Conans klirrte unangenehm in meinen Ohren und tat dabei seinen Zweck. Er weckte mich unsanft aus meinem erholsamen Schlaf. Nur tat er das leider so schlagartig, dass ich erschrocken aufsprang. Mein immer noch geschwächter Körper war allerdings noch nicht bereit dafür und wenige Sekunden später fiel ich wieder zu Boden. Während mir, nachdem ich Conans Stimme erkannt hatte, nur ein qualvolles Stöhnen entwich, lachte der Elf neben mir laut auf.

„Komm schon! Es ist zwar bekannt, dass du nicht die beste in Selbstverteidigung bist, aber selbst du solltest eine überraschende Attacke aus dem Nichts vorher sehen können!", grinste er mir breit entgegen. Kurz davor ihm meine fehlende Selbstverteidigung mittels eines Schwanzhiebes zu zeigen, brachten mich die bitteren Gedanken des Vortags von diesem Vorhaben ab. Stattdessen begnügte ich mich mit dem Wunsch den Elfen doch nicht bei mir zu haben und meinem linken Arm, den ich auf meine immer noch müden Augen legte.

„He!", rief er laut, als ich mich noch einmal umdrehen wollte, um weiter zu schlafen. „Steh auf! Ich habe deiner Mutter versprochen am Mittag vorbei zu kommen! Die Sonne steht bald an ihrem höchsten Punkt und du musst noch etwas essen!", beklagte er sich sofort. Zuerst wollte ich ihn weiter ignorieren. Mein Plan änderte sich jedoch, als er Orima erwähnte. Irritierte blickte ich ihm entgegen. Er wirkte riesig, wie er dort aufrecht neben mir stand und auf mich hinab grinste. Ich verkniff mir ein hämisches Schnaufen. Natürlich grinste er, immerhin schaute ich vermutlich so aus, wie er mich immer sah. Eine faule Elfe, die nicht aus dem Bett kam, weil sie nicht gerne früh aufstand. Wie hatten die Menschen das noch gleich genannt? Morgenpuffel? Oder doch Morgenknuffel?

Es schien beides nicht ganz richtig, doch die Vokabel kam mir nicht in den Sinn und so verdrängte ich es wieder.
Langsam rappelte ich mich auf, wobei mir ein lautes Keuchen entwich. Verdammt! Der Muskelkater war noch schlimmer geworden. Conans schadenfrohes Lachen ließ mich aus meinem Pein schrecken. „Du siehst aus, wie ein wildes Tier!", kicherte er und schritt um mich herum. Fauchend wollte ich ihn zurecht weisen, doch bevor das geschehen konnte, erinnerte ich mich daran, wie wahr diese Worte eigentlich waren. Immer hin war ich ein wildes Tier.

Niedergeschmettert schwieg ich und brauchte noch einige Sekunden länger um mich zu sammeln. Der Elf vor mir schien in dieser Zeit das Essen des Vortags wieder vorzubereiten. Schließlich saß ich aufrecht vor ihm. Mein Hals war trocken und der bittere Geschmack in meinem Mund veranlasste mich dazu, den köstlichen Duft zu ignorieren und nach dem Wasserschlauch zu greifen. Gierig schluckte ich die kühle Flüssigkeit und setzte es dann zufrieden wieder ab.
„Na da war ja jemand durstig". Conans Stimme ließ mich erschrocken zusammen Zucken. Ich musste mich noch daran gewöhnen, dass er wie ein Trottel von nun an jede meiner Handlungen kommentieren würde.

Die beste Umgangsmöglichkeit schien mir dabei ihn einfach zu ignorieren. Nun da mein Durst gestillt war, machte sich mein Magen laut bemerkbar und machte es mir erdenklich einfach dem Elfen keine weitere Beachtung zu schenken. Glücklich schaufelt ich das alles in mich hinein, bis ich satt war. Erst dann blickte ich wieder zu ihm auf. Er saß mit angelehntem Rücken und einem hinter dem Kopf verschränkten Arm vor mir und schenkte mir ein hämisches Lächeln, während er genüsslich in ein kleines Stückchen Orange zerkaute. Die Augen verdrehend, wollte ich mich abwenden, als er zu sprechen begann.

„Du solltest dich schonmal fertig machen. So lange wie du geraucht hast, bin ich mit dem Essen fertig, bevor du aufgestanden bist!". Durch seine Schadenfreude bekam ich langsam das Gefühl, Conan würde mich die ganze Reise über ärgern und meine verheimlichte Erleichterung über seine Anwesenheit verschwand langsam. Letztendlich war es lediglich die Vorfreude Orima wieder sehen zu können, die mich direkt aufstehen ließ. Wie der Elf neben mir es erwartete, geschah es ziemlich langsam und war für mich die reinste Qual. Muskeln von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie hatte protestierten gegen jede kleine Bewegung und langsam wunderte ich mich, wie ich den gestrigen Tag hatte herumlaufen können. Wenige Minuten später, ich stand schon eine ganze Weile, war auch Conan neben mir. „Also los geht es!". Er war motiviert. Beinah schien er sich mehr zu freuen, als ich und das wunderte mich.

Nyra - Die VerbannungWhere stories live. Discover now