13. Kapitel - Ich, Du, Er/Sie/Es, Wir, Ihr, Sie

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Die Wucht der Steinkugel ließ für einige Sekunden bunte Punkte vor Nyras Augen tanzen. Sekunden, in denen sie gemeinsam mit dem Geschoss gen Boden raste.

Der Einschlag nahm ihr für einige Sekunden die Möglichkeit zu atmen. Als sie dann ein weiteres Mal an diesem Tag verzweifelt die Luft einsog, explodierte ein höllisches Pochen durch ihre gesamte linke Körperhälfte.
Nun erstarrt durch die plötzliche Welle Schmerzen stürzte sie weiterhin mit der Kugel in die Tiefe.

Erst als sie bereits außerhalb der Elfenstadt durch das verbrannten Geäst des Regenwaldes preschte und die verkohlten Zweige kitzelnd ihre dicke Schuppen besetzte Haut streiften oder an dieser zerbrachen, wurde sie aus ihrer Starre gerissen. Perplex schaffte sie nicht mehr, als ihre Pfoten einmal kräftig gegen den Stein zu drücken und sich kräftig von diesem zu stoßen. Denn auch wenn der Schlag in der Luft noch keine ihrer Rippen gebrochen hatten, würden diese nicht mehr hallten, sollte der Stein auf ihr landen und ihren Brustkorb zerquetschen.

Das Geschoss krachte nur wenige Meter von ihr entfernt auf den Boden, richtete allerdings nicht mehr Schaden, als einen großen Krater an, da er nicht von der brennenden Eisenkette ummantelt war.
Nyra, die nach der erfolgreich geschaffenen Distanz ihre Flügel zum abdämpfen der Landung ausbreiten wollte, entwich ein schriller Schrei, welcher einige Elfen im Wald entsetzt erschaudern ließ.

Unerwartet, hatte sich der Drache gegen einen der abgestorbenen Stämme geschmissen und war unsanft am diesem angeprallt. Doch das war nicht die Ursache des schallenden Gebrülls.

Eine ihrer Hinterläufe verfing sich in dem scharfkantigen Rest eines Astes, der nach dem Brand abgebrochen war.
Mit einem ekelhaften Schmatzen wurde die bereits gereizte Haut mitsamt den Schuppen, dort wo sie mit dem Ast in Berührung kam aufgerissen. Die blutende, aber dennoch größten Teils nur oberflächliche Wunde brannte höllisch und nur durch die Reflexe, die der einer Katze ähnelten, konnte sie auf allen Vieren landen, verursachte dies jedoch nur noch mehr Schmerz.

Überrascht von der zweiten Welle des brennenden Schmerzes atmete sie gepresst aus, nur um gleich darauf keuchend nach Luft zu schnappen. Vorsichtig versuchte sie das verwundete Bein zu belasten, und erkannte schnell, dass die Wund vor allem dann schmerzte, wenn sie das Bein bewegte oder an ihren Körper zog. Leise hörte sie Schritte, aus weiter Ferne. Schnell und aus verschiedenen Richtungen erklangen die federnden Laute in unterschiedlichen Mengen.

•••

Als der Drache zur Überraschung Aller vom Himmel geschossen wurde, löste es eine Welle an Reaktionen aus. Lya die den Fall ihrer Freundin entsetzt beobachtete, stürmte bereits los, als diese noch nicht einmal durch das verbrannte Blätterdach gefallen war.

Ihr Vater, König Balthaïr, hingegen befahl seinen Soldaten den Drachen zu erledigen, wenn er nun schon am Boden und am ungefährlichsten war. Seine Befehle hallten jedoch erst über den Platz, als seine Tochter außer Reichweite war. Er würde keine weitere öffentliche Diskussion mit seiner Tochter riskieren. Besonders dann nicht, wenn sie sich auf die Seite des Wolfs stellte, welche sich solange im Pelz eines Schafes versteckt hatte. Dies war letztendlich auch der einzige Grund gewesen, warum er seiner Tochter den Wunsch erfüllte. Es würde kein gutes Bild abgeben, wenn König und Thronfolgerin miteinander diskutierten. Der Drache schien geschwächt genug, dass er die Reise aus dem Wald nicht rechtzeitig packen würde. Der König hatte damit also die Garantie, dass das Monster sterben würde, bevor es fliehen konnte.

Viele Elfen, besonders die von erhöhtem Alter hätten sich vehement gegen den Vorschlag gewehrt, doch es war jedem auf der Lichtung deutlich geworden, dass der König noch mehr geplant hatte. Auch Lya war dies aufgefallen, weshalb sie auch so schnell wie möglich zu ihrer Freundin gerannt war.

Nyra - Die VerbannungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt