•Kapitel 1•

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Pov: Manuel

Ich schaute noch einmal durch mein Zimmer. Alles sah so leer aus. Mein gesamter Besitz befand sich nun in den beiden blauen Koffern, welche noch offen auf dem Boden lagen. Seufzend schaute ich das Bild von mir und meiner besten Freundin an, welches an der Wand hing, ich machte natürlich wie immer eine furchtbare Fratze.

Ich hatte noch kurz mit mir gerungen, ehe ich das Bild dann doch abnahm und zu meinen anderen Sachen in den Koffer legte. Ich würde sie schrecklich vermissen und dieses Bild würde es mir nicht gerade einfacher machen die nächsten paar Jahre ohne sie auszukommen.

Allerdings wollte ich sie und alles, was sie je für mich getan hatte nicht vergessen. Das hätte sie nicht verdient. Ich wollte sie nicht als irgendjemand, den ich mal kannte in Erinnerung behalten, sondern als das, was sie nun mal war. Meine Lebensretterin!

Das ist nicht rhetorisch gemeint. Sie hatte mich damals gefunden, als ich dabei gewesen war mein Leben zu beenden und rettete mich jedes mal, wenn ich es wieder versuchte, was leider nicht selten vorgekommen ist. Ich würde hier nichts und Niemanden vermissen, bis auf sie, obwohl es meiner Psyche wohl auch mal ganz gut tat, mal ein bisschen Ruhe vor ihr zu haben.

Es ist traurig, was Mobbing mit einem Menschen machen kann. Man fühlt sich allein und ungeliebt und sosehr man sich auch einredet ein Einzelgänger zu sein und keine anderen Menschen um sich herum zu brauchen ist es doch der falsche und vor allem der ungesündeste Weg sein Leben zu leben.

Das begriff ich, da war ich gerade 13. Ich war der Inbegriff eines Mobbingopfers, einfach weil ich anders war. Ich war immer in der hintersten Reihe, kam immer zu spät und manchmal gar nicht. Ich redete mit niemanden und beantwortete keine Fragen, ob von Lehrern oder von Mitschülern.

Die gesamte siebente und achte Klasse redete ich kein Wort. Meine Mitarbeitsnoten und die Anzahl der unentschuldigten Fehltage auf meinem Zeugnis sprachen Bände über mich. Und das alles, weil mein Großvater und damit die letzte Person mit der ich reden konnte gestorben war.

"Er hat dem falschen Menschen vertraut und bezahlte dafür mit seinem Leben." Diese Worte, die damals von meiner Mutter ausgesprochen wurden, hallten jetzt noch in meinem Kopf wieder.

Meine Mittschüler und Lehrer wussten weder etwas von dem tragischen Schicksaal, noch davon, dass ich jeden einzelnen Tag weinend auf meinem Bett verbracht hatte. Ich machte keine Hausaufgaben, ich aß weder, noch trank ich besonders viel.

Was wiederum der Auslöser für die nächste Katastrophe in meinem Leben war. Meine Magersucht. Man kann sich ja in etwa vorstellen, wie gut mein dünner und abgemagerter Körper bei meinen Klassenkameraden ankam. Ich erinnere mich noch zu gut, wie sie mich einmal über zwei Tische gelegt haben und dann auf mich schlugen und auf meinen Bauch sprangen, weil sie sehen wollten ob ich durch brach, das einzige was dabei allerdings brach war meine Rippe, hat nur ein bisschen wehgetan.

Und als dann noch die einzige Person, von der ich dachte, ich könnte ihr vertrauen, aka. Schleimi Mc. Schleimbolzen, der Anerkennung von den "coolen" Jungs aus meiner Klasse wollte, meiner kompletten Jahrgangsstufe von meiner Homosexualität erzählte, war es vorbei. Ich konnte nicht mehr weinen und das war das mit abstand schlimmste, was mir je passiert ist.

Früher konnte ich einen Teil des Frusts und der Trauer eben dadurch loswerden, doch dann ging es gar nicht mehr. Ich war gezwungen alles in mir drin zu behalten, was mich von innen auffraß. Das war für mich dann der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte und somit der letzte Funke meines Lebenswillens, der verschwand.

Und als ich da so stand, hinter dem Geländer der Brücke, in dieser viel zu kalten und windigen Herbstnacht vor ein und einem halben Jahr fand sie mich. Mich, wie ich krampfhaft versuchte loszulassen und es auch fast geschafft hätte. Eine Minute. Eine Minute länger und sie wäre zu spät gekommen. Seit diesem Tag glaubte ich fest an das Schicksal.

My Love and the demon inside me // freedomsquad ffTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang