•Kapitel 18•

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Pov: Palle

"Was soll das werden?" fragte ich Manu mit hochgezogenen Augenbrauen, als ich ihn mit Kopfhörern und Laptop auf der Brust auf dem Sofa gammelnd vorfand. "Wonach sieht es denn aus?" "Sieht nicht so aus, als hättest du was vor."

"Absolut richtig!" sagte er zufrieden und verschränkte die Arme im Nacken. "Heute mach ich absolut gar nichts! Ich lasse mir keinen Ball in die Fresse schlagen, ich mache keinen Sport, ne am besten bewege ich mich gar nicht!"

Na das wollten wir ja mal sehen. An den Beinen zog ich ihn vom Sofa. "EY!" "Kommt nicht in Frage! Es ist Wochenende und da willst du in der Schule bleiben? Du kommst mit mir in die Stadt!" Er grummelte und schenkte mir den Todesblick, aber ich ließ keine Wiederrede zu. "Komm ich kauf dir auch ein Eis."

"Du erpresst mich!" meckerte er beleidigt und sauer zu gleich, was bei ihm aber irgendwie süß aussah. "Was willst du überhaupt in der Stadt?" "Das Wetter ist schön und bald wird es wieder kalt, ich brauch noch Pullis."

Ich musterte ihn von oben bis unten und hob dann belustigt die Augenbrauen. "Na gut bei dir mangelt es ja nicht wirklich an Pullovern. Zieh dir bitte ein Tshirt an, sonst schwitzt du!" Ein Augenrollen bekam ich zur Antwort. "Okay Mama!"

"Manu komm endlich!" rief ich ungeduldig nach oben ins Zimmer, in das er vor gut einer Viertelstunde verschwunden ist. "Jaha bin doch da!" rief er zurück und sprang aus der Falltür. Sogar eine kurze Hose hatte er sich angezogen.

Schon von weitem sah man Narben an Beinen und Armen, auch rote Stellen und Überreste von Blutergüssen. Er sah meinen geschockten Gesichtsausdruck und drehte sich wie bei einer Modenschau. "Hübsch oder? Ich dachte wenn, dann ganz!"

"Tut mir Leid." sagte ich etwas beschämt. Hätte ich mir auch denken können, meine eigene Dummheit tat gerade einfach nur weh. "Warum? Du hast es doch nicht getan. Jetzt guck nicht so mitleidig, sonst kriegst du auch sowas!"

Zwei so gegensätzliche Dinge in einem Bild vereint. Sein Körper war wohl der Inbegriff von Schwäche, doch sein Blick leuchtete so stark, wie ich noch nie einen gesehen hatte. Ich konnte nicht umhin ihn zu bewundern.

Wie gerne ich gerade seine Gedanken gekannt hätte. Man konnte sein Gesicht nicht deuten, ob er wirklich so stark war wie er schien, oder ob das ganze nur eine Maske war, eine seit Jahren antrainierte Maske. Wie festgewachsen.

"Du starrst!" sagte er pampig und lief an mir vorbei aus der Tür. Ob ich wohl jemals schlau aus ihm werden würde?

"Häääääääässlich!" "Ach komm schon Manu-" "Hässlich hässlich häääääääässlich!" meckerte Manu rum, als ich den Laden mit einem rot-braunen Pulli und einem dunkelbeige-bräunlichen Schal wieder verließ, weshalb für mich mein Winter/Herbst Großeinkauf schon erledigt war.

"Du hättest ihn in blau kaufen sollen!" Genervt verdrehte ich die Augen, antwortete aber nicht weil ich keine Lust hatte diese Diskussion nochmal mit ihm anzufangen. Nachdem ich ihn eine Weile lang ignoriert hatte schmollte er ein wenig. "Du musst mir noch ein Eis kaufen!"

"Wie ein kleines Kind!" stöhnte ich und steuerte auf ein Eiscafé auf der anderen Straßenseite zu. Erbost erhob er die Faust und fluchte: "Schweig still du kleine Made!" Diese Geste brachte mich ungewollt zum lachen. Na toll jetzt ist er noch beleidigter!

Allerdings wendete sich seine Stimmung um 180 Grad, als er schließlich sein Eis in der Hand hatte. Es war wirklich krass wie schnell man es bei ihm verkacken und wie schnell man es wieder gut machen konnte.

My Love and the demon inside me // freedomsquad ffWhere stories live. Discover now