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Die Ausbildung zum "Proxy", wie sich die Gruppierung, die Untergebenen von  ihm nannten, war hart. Morgens in der Früh mussten die Kadetten sich bereits auf dem Platz ein befinden und eine Stunde Aufwärmübungen machen. Danach standen die Kampftechniken auf dem Plan. Dabei konnte man sich aussuchen, welche man lernen und meistern wollte. Die Auswahl war groß. Ob Karate, Boxen, Fechten, Kapoera oder Messerwurf - das war einem selbst überlassen. Natürlich gab es noch weitaus mehr und viele von ihnen wurden dann doch nicht gelehrt, da zu wenig Schüler zusammen kamen, um jenen Unterricht überhaupt gründen zu können. Jack jedoch entschied sich für die Selbstverteidigung. Er stand nicht so auf das eins gegen eins. Unbemerkt zu bleiben war ihm viel lieber. Außerdem würde er nie allein auf Streifzüge gehen. So viel war sicher.
Jeff entschied sich für Ringen und Raufen. Dort schien er regelrecht zu glänzen. Jedenfalls hatte Jack den Eindruck, dass ihn niemand besiegen konnte, nach all der Prahlerei, die Jeff in der Kaffeetaria immer zu Tage gab.
Um von dem Adrenalin runter zu kommen wurde danach meditiert, allerdings auch um die Sinne zu schärfen. Denn die Sinne, so hatte Helen zu seinen Schülern gesagt, war das wichtigste was sie besaßen. Wenn alles richtig trainiert wäre, so könnten sie Eichhörnchen aus einer höhe von zehn Metern Niesen hören. Bei Talentierten sogar bis zu zwanzig Metern. Dementsprechend konnte man gewisse Laute aus einigen Metern Entfernung wahrnehmen.
Aber auch die Nase war wichtig, denn war diese trainiert, so könne man Gerüche wahrnehmen, die ein normaler Mensch nicht riechen könnte.
Aber auch gab es einen gewissen Unterricht und Lernstoff, den die Neulinge aufnehmen mussten.
Bei Hoodie, so hieß der Mann im orangefarbenen Hoodie und der schwarzen Maske, gab es Anatomie- und Wissenschaftsunterricht. Weiß man genau wohin man Zielen muss, blieben einem unnötige Kämpfe erspart. Dies war Jacks lieblings Fach. Denn dort konnte er so richtig mit seinem Wissen prahlen. Vielleicht, dachte Jack sich, würde er ja mal selbst Schüler in Anatomie unterrichten können. Doch derzeit genügte es ihm seinen Mitschülern zu helfen.
In IT stellte Jack sich weniger geschickt an, aber seine Leistungen reichten wenigstens, um nicht durch zufallen, wie es Jeff ständig tat.
Medizin und Kräuterkunde machten ihm umso mehr Spaß, da er neues lernte, was er in der Natur praktisch einsetzen konnte, um im Ernstfall nicht den Löffel abgeben zu müssen.
Menschenkenntnis war anstrengend, nicht wegen dem was gelehrt wurde, sondern wegen dem Lehrer. Es war Masky, der das Fach unterrichtete - und scheinbar hegte er immer noch wegen Jack und seiner ersten Begegnung einen Groll, den er Jack spüren ließ.
Toby bekam er allerdings in keinen der Fächer als Lehrer - schließlich, so hatte Toby erklärt, war er ganz frisch zum Mentor ernannt worden und hatte (während andere, ältere Mentoren mehr als 3 Schützlinge hatten) einen Schützling bekommen, nämlich Jack.
Nachmittags, immer um vier, gab es dann schließlich Essen, dass die Köchin Margarethe zubereitete. Mit Erstaunen musste Jack feststellen, dass die fette Dame scheinbar niemanden leiden konnte. Niemanden, außer Toby und ihn. Ihnen gab sie sogar immer einen Löffel extra, wenn Toby sie nett drum bat.
Nach dem Essen hatten die Lehrlinge schließlich so viel Freizeit wie sie wollten.
Ohne, dass Jack es wirklich wahr nahm, vergingen drei Jahre wie im Flug mit dem selben Ablauf. In diesen drei Jahren freundete er sich mit Jeff an und lernte, dass er ein wirklich sehr schwieriger Mensch war. Er war Streitsüchtig, aber hatte auch seine tiefen Momente. Aus einem ihm unerfindlichen Grund, konnte Jeff allerdings Toby nicht leiden.
Jack lernte auch Helen kennen. Er agierte unter den Namen Bloody Painter und war von eher ruhiger Natur. Helen war es auch, der Jeff festgehalten hatte, als sie sich geprügelt hatten. Zudem war er Jeffs Mentor.
Und Toby kam Jack auch immer näher. So nah, dass es glatt gefährlich war. Jack mochte ihn sehr. Vielleicht ein wenig zu sehr, dass er es mit der Angst zu tun bekam, Toby würde Jacks Gefühle herausfinden. Doch tatsächlich fühlte Toby genauso. Und seit sie zusammen waren hatte er das Gefühl, dass Jeff Toby sogar noch weniger leiden konnte.

»Puuuh«, gab Toby ausgelaugt von sich und ließ sich auf einen der Stühle in der Kaffeetaria fallen.
»Ach komm«, sagte Jeff. »Du weißt genauso gut wie ich, dass DAS geschauspielert war!«
Jack ließ sich neben Toby nieder und funkelte Jeff böse an. »Lass ihn doch.«
»Nein, nein. E-Er hat schon recht.«, sagte Toby und ergriff die Hand Jacks. »Das war geschauspielert.« Dann drückte er ihm einen Kuss auf die Wange.
»Ist ja abartig.« Jeff rollte genervt seine Augen und setzte sich angewidert den zwei gegenüber.
Höhnisch grinste Jack Jeff zu und schmiegte sich an die Schulter Tobys. »Nur weil du niemanden hast?«
»Halts Maul! So etwas brauch ich nicht! Das ist abartig!«
»A-Abartig?«, überlegte Toby und grinste daraufhin breit. »Ich glaube, das Wort das du suchst heißt neidisch
»Garantiert nicht!«, rief Jeff empört. »Ihr seid doch behindert! Beide! Ich hasse euch!«
Lachend beugte Toby sich über den Tisch und kam Jeffs Gesicht gefährlich nahe. »Warum sitzt du dann hier?« In seiner Stimme schwang ein anzüglicher Singsang mit. »Hast wohl k-keine anderen Freunde.«
Jeff drehte wütend und mit der Zunge schnalzend seinen Kopf weg und seine Augen richteten sich auf Helen, der sich gerade neben Jeff setzte, um in Ruhe seinen Breihaufen zu essen. Helen war recht dürr und hatte eine relativ helle Haut. Seine schwarzen Haare waren kurz, wirkten aber als wären sie seit einer Ewigkeit nicht mehr geschnitten worden. Seine blauen Augen wanderten einmal über die Runde und fokussierten dann das Essen. Doch lange hielt seine Ruhe nicht an. Denn kurzerhand warf Jeff seinen Arm um Helens Hals und riss ihn zu sich.
»Ich habe sehr wohl Freunde, ihr Versager! Helen ist mein Freund!«
»Ich bin dein Mentor«, sagte Helen, der einfach nur in Ruhe essen wollte, und versuchte sich aus Jeffs Schwitzkasten zu befreien.
»Ist doch das selbe!«, rief Jeff.
»Nicht wirklich.«, gab Helen zu verstehen, dass er seine Ruhe haben wollte und schaffte es schließlich sich zu befreien.
Toby und Jack fingen laut an zu Lachen und sich köstlichst zu amüsieren.
»Wohl doch ganz einsam«, brachte Jack unter sein Gelächter hervor.
Jeff presste seine Lippen zusammen und stand auf. »Ich bin nicht einsam.«, sagte er und ging.
»Ich glaube, wir haben es etwas zu weit getrieben«, bemerkte Jack, als er Jeff hinterher sah.
»W-Wieso? Er hat doch angefangen.«, sagte Toby und wischte sich einige Lachtränen aus den Augenwinkeln.
»Schon«, gab Jack nach. »Aber ich bin sein Kumpel.«
»Vielleicht betrachtest du dich als sein Kumpel, aber seien wir mal ehrlich. Hat der Kerl dir jemals gezeigt o-oder zu verstehen gegeben, dass er dich auch a-als Kumpel sieht?«
»Nein«, sagte Jack demütig und überlegte. »Aber man muss es nicht offen zeigen, um es zu wissen. Bevor ich hier ankam, kannte ich das Wort Freundschaft oder Liebe nur aus den Büchern meines Vaters. Ich habe dir erzählt wie er war. Was er mir angetan hat, was er mir beigebracht hat. Wie er mich unter Verschluss vor der Außenwelt gehalten hat. Ich hatte keine Freunde, keine Liebe. Ich habe Tiere gequält und unsere Bedienstete ermordet. Freundschaft und Liebe habe ich erst hier gelernt. Durch dich und Jeff.« Jack lachte heiser. »Man, klinge ich sentimental.«
»Ja«, sagte Toby. »Das musst du dir d-dringend abgewöhnen.«
»Das sagt der Richtige«, merkte Jack an. »Ich muss ihm nach.«
Jack stand auf und war bereit zu gehen - als er plötzlich am Handgelenk festgehalten wurde.
»Dann k-komm ich auch mit«, sagte Toby und tat es seinem Freund gleich.
Verträumt lächelte Jack. »Danke«
Sie ließen Helen sitzen, verabschiedeten sich von Margarethe und verließen schließlich die Kaffeetaria.
Gemeinsam verließen sie das große Haus und liefen Richtung des Bungalows, in dem sie, Jeff, Helen und vier weitere Menschen lebten. Es war später Nachmittag. Die Sonne hing schief am Himmel und warf tiefe Schatten in Form der Bäume über den Platz. Es war warm. Sie hatten Mitte Juni.
Die Tür des Bungalows stand offen. Jeff schien es in seiner Rage wohl nicht als nötig empfunden haben diese Tür zu schließen.
»Der war wohl wütend.«, sagte Toby verschmitzt. Daraufhin warf Jack ihm einen viel sagenden Blick zu. Abwehrend und entschuldigend hob Toby seine Hände.
»Lass uns rein gehen«
Ein wenig verwirrte es Jack trotzdem, dass Jeff so wütend geworden und vor allem aufgestanden und gegangen war. Wütend oder genervt war er zwar fast immer, aber nicht so wie heute. Jack hatte das Gefühl, dass da vielleicht noch etwas mehr hinter stecken könnte. Und es nicht nur daran lag, das Toby übertrieben hatte. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was es war.
Im Gegensatz zur Bungalowtür war Jeffs und Helens Zimmertür verschlossen. Hilflos warf Jack einen Blick zu Toby. Dieser verdrehte seine Augen und gab nach. Er trat einen Schritt näher auf die Tür zu und klopfte drei Mal.
»Jeff? Ich wollte mich ent-entschuldigen.«, rief Toby laut - doch bekam er keine Antwort. »Er antwortet nicht. Er ist nicht da. Wir haben unser besten versucht. K-Können wir jetzt gehen?«
Doch Jack schüttelte seinen Kopf.
»Nein. Lass mich mal.«, sagte er, schob Toby ein Stück beiseite und trat selbst an die Tür heran. Dann klopfte auch er. »Jeff! Bitte mach auf - oder gib wenigstens überhaupt ein Wort von dir! Es tut uns Leid! Besonders mir tut es Leid! Du bist mein Kumpel! Du bist nicht allein! Bitte mach auf.«
Doch, wie auch zu vor bei Toby, antwortete Jeff nicht, noch öffnete er. Es war, als wäre er gar nicht da - oder wollte nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Jack würde es verstehen können, wenn Jeff so dachte. Schließlich war es echt nicht okay so etwas behauptet zu haben. Ein schlechtes Gewissen beschlich Jacks Inneres.
»Er hat offenbar keine Lust zu r-reden.«, bemerkte Toby und Jack nickte langsam mit den Kopf.
»Du hast wohl recht.«
Geknickt war Jack bereit zu gehen und drehte sich auch schon um - als plötzlich Helen ihnen entgegen kam.
»Keinen Erfolg?«, fragte er und Jack verneinte. »Wartet kurz«
Jack und Toby machten Helen Platz und er zückte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche hervor. Damit öffnete Helen das Zimmer von Jeff und ihm. Neugierig spinksten Toby und Jack an Helen vorbei - doch sie sahen keinen schmollenden Jeff. Er war nicht da. Stattdessen sahen sie ein verwüstetes Zimmer. Die Kleiderschränke waren aufgerissen. Der Spiegel war zerbrochen. Kleidungsstücke und Scherben lagen auf dem Boden. Und das Fenster stand offen.
»So wütend hab ich ihn noch nie erlebt.«, sagte Helen verblüfft. »Dabei muss ich mir immer sein Geheule über euch anhören.«
»Wir sollten ihn suchen«, unterbrach Jack Helen. Doch Toby legte eine Hand auf seine Schulter.
»D-Der ist weg. Ich glaub, der will einfach nur seine Ruhe.«
»Schön.«, sagte Jack trotzig. »Wen ihr mir nicht helft, dann geh ich ihn alleine suchen!«
Toby seufzte und gab nach. Schließlich wollte er seinen Freund nicht so fertig sehen. Und teilweise überraschte es Toby, wie weit Jacks Sinn für Freundschaft ging. Für ihn waren am diesem Tag Jack und Jeff nicht ganz sie selbst. Der eine dreht durch, der andere wird zu sentimental. Und irgendwie war ihm das ein wenig zu viel. Doch er biss die Zähne zusammen. Zur Liebe zu Jack.
Die drei jungen Männer verließen den Bungalow und um rundeten ihn, bis sie vor der Fensterseite von Helen und Jeff standen. Helen und Toby untersuchten den Boden nach Spuren von Jeff.
»Sieht so aus, als wäre er in den Wald gelaufen.«, sagte Helen.
Toby lachte auf. »Gelaufen. D-Das ist gut. Die Spuren sehen eher so aus, als wäre er wie verrückt in den Wald g-gesprintet!«
»In den Wald?«, warf Jack ein. »Warum sollte er einfach in den Wald rennen?«
»Wo würdest du denn hingehen, wenn du wütend und voller H-Hass blind drauf los rennst?«, fragte Jack voller Ironie in der Stimme seinen Freund.
»Ja aber, du hast doch gesagt, er wäre wie verrückt los gesprintet. Deshalb ja auch der weite Abstand zwischen seinen Spuren und der aufgewühlte Dreck! Außerdem, warum sollte er einfach aus dem Fenster springen, wenn er auch hätte leise verschwinden können?«
»Da könnte etwas dran sein, Jack.«, dachte Helen nach. »Doch das einzige, was in dieser Richtung liegt ist..« Helen kam ins Stocken. »Jack! Toby! Ihr müsst ihm sofort nach! Ich geh Hilfe holen!« Damit stand Helen auf und rannte zum großen Haus aus Holz.
»Steh auf!«, sagte Toby hastig und zog Jack auf die Beine. Dann rannte er los. Jack folgte ihm.
»Was liegt in dieser Richtung?!«, rief Jack ihm zu. Doch Toby schluckte nur.
»Ich weiß nicht, wie er es herausfinden konnte,«, rief er. »aber in dieser Richtung befindet sich die schwarze Dimension! Ihr s-solltet erst erfahren, wo sie sich befindet - und vor allem, wie man sie a-aufspüren kann, wenn ihr eure Prüfung und euren Eid ablegt!«
Jack antwortete nicht. Mehr beschäftigte es ihn, warum Jeff, wenn all dies stimmte, zur schwarzen Dimension aufgebrochen war. War es wirklich wegen all dem Ärgern? Jack fühlte sich schlecht. Vielleicht hatte er doch nicht so viel Ahnung von Freundschaft. Vielleicht gar keine.
Die Bäume und das Gestrüpp sausten an ihm vorbei und alles verschmolz zu einem grün, braun, gelb und roten Farbbild. Er war vielleicht nicht so schnell wie Toby, aber immerhin hatte er den Lauf gelernt. Mit ihm konnte er Stunden durch die Wälder laufen, ohne an Erschöpfung zu leiden.
Nach einiger Zeit des Laufens und Suchen blieb Toby plötzlich stehen. Auch Jack kam daraufhin zum Stehen, um nicht mit Toby zusammen zu knallen. Nachdem er seine Atmung einigermaßen wieder in den Griff bekommen hatte, - denn der Lauf war für Jack anstrengend, wenn er zum Stehen kam - sah er auch warum Toby so urplötzlich stehen geblieben war.
»Jeff! Was auch immer du gedenkst zu tun, tu es nicht!«, versuchte Toby Jeff einzureden. Dieser drehte sich jedoch erschrocken um.
Jeff stand vor einer Art großem, schwarzen Loch. Es hatte keine wirkliche Form und es pulsierte. Schwarzer Rauch und Nebel umgaben diese mysteriöse Dimension. Und einzelne Fäden aus Nebel lösten sich von ihr und um rundeten es sehr langsam. Jacks Augen weiteten sich. Er konnte es selbst kaum fassen, dass so etwas existierte. Und doch tat es das.
»Warum?!«, schrie Jeff. Er klang beinahe verzweifelt. Und es erschütterte Jack, denn in Jeffs Augen tanzten die Trauer und der Wahnsinn miteinander.
»Jeff«, versuchte es auch nun Jack. »Warum bist du hier?«
»Warum ich-?!« Aus unerklärlichen Gründen begann Jeff wie verrückt zu Lachen und Tränen bildeten sich in seinen Augen. »Ich habe einen Fehler gemacht! Das hier-« Er deutete auf die ganze Umgebung. »-ist das beste, was mir jemals passieren konnte! Ich werde ihn zurück holen! Und du, Jack, hast mir genügend Antrieb geben! Ich hasse euch! Verreckt doch!«
Diese Worte trafen Jack tief im Inneren. Er wusste nicht mehr was Freundschaft war, doch es schmerzte.
»Jeff«, sagte er. »Lass uns reden«
»Reden?«, lachte er. »Das ist Zeitverschwendung!«
»Jack«, sagte Toby. »Ich werde ihn aufhalten. Jetzt. Er wird sonst alles vernichten.«
»Toby! Warte!«, rief Jack und versuchte ihn zu packen - doch es war zu spät.
Alles passierte zu schnell. Jeff griff nach der schwarzen Dimension. Toby lief auf Jeff zu. Die Dimension wurde berührt. Sie pulsierte schneller, härter. Dann breitete sich die Dimension explosionsartig aus und verschluckte einen ganzen Teil des Waldes mit seinem schwarzen Nebel.
Jeff, Toby und Jack wurden zurück geschleudert. Jack spürte, wie er an einem Baum auf prallte. Er musste sich mindestens drei Rippen bei der Stärke des Aufpralls gebrochen haben. Aber er konnte sich bei Bewusstsein halten. Unter starken Schmerzen suchte er nach Jeff und Toby, doch fand sie nirgends. Überall sah er stattdessen diesen schwarzen Nebel. Er färbte die Bäume, den Boden, den Himmel und alles, womit er in Berührung kam in ein tiefes, endloses Schwarz. Es war, als wäre er in einer anderen Dimension. Und ihm war es, als würde sich Kälte und Trauer unter seine Haut fressen. Er fühlte sich so einsam und verlassen. War all das hier überhaupt real? Als gäbe es weder Hoffnung, noch Rettung. Jack rollte sich zusammen. Er war verloren.
»Zahle deinen Wegezoll!«, holte eine sehr schrille und hohe Stimme Jack aus einer langen Zeit der Stille.
Langsam hob Jack seinen Kopf und sah geradewegs in ein großes, blutrotes Auge eines dunklen Wesens, das mindestens um die drei Meter maß. Es war schlank und starr. Unter dem Auge hatte es ein sehr breites, verzerrtes Lächeln mit großen, Spitzen Zähnen, die so groß wie ein menschlicher Schädel waren. Von ihm entwisch eine todesgleiche Kälte, die mehr und mehr in Jack zog. Er hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen.
»Zahle deinen Wegezoll«, wiederholte das Wesen, ohne dabei seine Zähne zu bewegen.
»Nein!«, rief Jack verwirrt und voller Demut. »I-Ich habe nichts..«
»Jeder, der die schwarze Dimension betritt - ob mit oder ohne Wunsch - muss einen Wegezoll zahlen!«, durch drang diese grelle Stimme die Dimension. Sie Klang gefährlich - als ob sie einen warnen wollen würde.
»Ich sagte bereits, ich hab-«, doch das dunkle Wesen ließ Jack nicht aussprechen. Es warf sich auf ihn und hüllte Jack mit dem schwarzen Nebel ein. So kalt. Die Kälte, die von dem Wesen ausging, diese todesgleiche Kälte - das Wesen war diese Kälte. Als wäre seine Existenz die reinste Kälte.
Jack fror und er fühlte sich mehr als je zuvor verloren. Es war, als würde er im Nichts schweben. Die Angst übermannte ihn und er konnte nichts anderes tun, als zu Weinen und Schluchzen.
Dann drang etwas noch viel kälteres in seinen Brustkorb ein und Jack fühlte sich, als würde dieses Wesen ihm etwas sehr wichtiges nehmen.
»Der Wegezoll ist bezahlt«, war das Letzte, was Jack vernahm und er das Bewusstsein verlor.

Als Jack wieder zu sich kam war die Kälte verschwunden. Auch befand er sich nicht mehr in der schwarzen Dimension. Er war zurück. Zurück im Diesseits.
Er blickte sich um. Jeff lag vor der Schwarzen Dimension - und so wie es aussah, kam auch er gerade wieder zu sich. Dann erblickte er Toby - reglos am Boden liegen. Jack nahm alle Kraft zusammen, die er noch übrig hatte und schleifte seinen schweren Körper zu ihm. Zu Toby. Bei ihm ging er auf die Knie. Jacks Finger zitterten. Seine Hände zitterten. Sein gesamter Körper zitterte. Alles in ihm zog sich zusammen. Toby war ganz kalt. Bitte atme!
Erneut nahm Jack seine gesamte Kraft zusammen und zog Toby auf seinen Schoß. Seine Augen waren geschlossen. Er atmete nicht. Sein Herz schlug nicht. Doch äußere Verletzungen schien er nicht zu haben. Er war einfach tot.
Jack schrie. Alles in ihm schmerzte. Alles war verloren. Er war einsam. Der Wegezoll hatte Toby genommen.

REBORN || Jeff x Ben || All We Need Is Faith 2Where stories live. Discover now