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Nisha verließ das Haus. Sie blickte nicht einmal zurück, denn sie hatte das Gefühl dadurch angreifbar zu sein. Und das wollte sie nicht.
Die Luft war warm und schwül, ein Anzeichen dafür, dass es bald anfangen würde zu regnen. Das hatte Nisha in der Schule gelernt gehabt. Das Haus stand etwas abseits einer kleinen Stadt. Also musste sie eine Weile dem teils löchrigem und aufgesprengten Asphalt folgen, der sich vor ihr wie ein lang gezogener Kaugummi dehnte. In der Ferne sah sie die ersten Häuser aufblitzen. Auf dem Weg dahin standen alle paar Meter ein Baum. Einige von den Bäumen sahen tot aus, wobei die Äste wie lange dürre Finger wirkten, die nach dem Himmel gestreckt um Wasser flehten.
Nisha schüttelte leicht den Kopf. Ein paar ihrer Haare, die aus ihrem Zopf hingen, kitzelten dabei ihren Nacken. Es war ruhig. Nicht mal eine Krähe pickte in der Nähe. Das einzige, was sie vernahm waren ihre eigenen Schritte, die im Sand auf dem Asphalt knirschten.
Ich hätte nicht danach fragen sollen, hallte es plötzlich in ihrem Kopf. Sie machte sich Vorwürfe. Sie hatte Jack in Verlegenheit gebracht, ohne überhaupt darüber nachzudenken, dass es nicht ihre, sondern Jack und Jeffs Unterhaltung gewesen war. Dennoch hatte sie nachgefragt. Das war dumm von ihr. Nisha seufzte. Zumindest hoffte sie, dass sie diesen Fehler mit dem Einkäufen wieder gutmachen könne und Jack ihr verzeihen würde. Schließlich hatte sie niemand anderen, an den sie sich wenden konnte. Ben, der ihre innere Stimme vernehmen konnte und ihr gefolgt war, rettete sie aus ihrem eigenen Haus und vor ihren eigenen Eltern und war nun tot.
Nisha bekam kaum Luft. Ein leises Wimmern ertönte aus ihrer Kehle, doch ihr Vater interessierte sich nicht für ihr Leiden. Ihr Körper war grün und blau geschlagen worden und Blutergüsse zeichneten sich nicht nur an ihrem Körper sondern auch in ihrem Gesicht ab. Ihre Augen waren rot geschwollen. Um Hilfe wollte sie schreien, doch konnte sie es nicht. Schließlich konnte sie nicht sprechen. Sie hatte es sich seit ihrer frühesten Kindheit verboten. Seit sie zum ersten Mal ihre Fähigkeit anwandte. Seit sie als Hexe verachtet wurde. Seit dem ihre Eltern sie hassten. Und alle hatten recht, sie war eine Hexe, das sah sie ein. Wer sonst konnte Dämonen beschwören, mit ihnen kommunizieren und ihnen Befehle erteilen? Niemand. Nur sie. Auch sah sie ein, dass es richtig war sie so zu behandeln, wie man sie behandelte. Wer weiß wozu sie fähig gewesen wäre, wenn sie normal aufgewachsen wäre? Jemand musste doch ihre Fähigkeiten einhalt gebieten. Sie verstand es. Also wehrte sie sich nicht. Sie hatte Angst vor sich selbst. Dennoch, irgendwas in ihrem Inneren wollte dies alles nicht. Nisha schüttelte den Kopf. Sie musste diese lächerlichen Gedanken los werden. Es spielte keine Rolle ob sie es wollte oder nicht. Es hatte so zu sein, wie es jetzt war.
Plötzlich spürte sie einen gewaltigen Schmerz in ihrem Gesicht und fiel nach hinten und knallte mit ihrem Gesicht auf den Boden. Sie machte sich nicht einmal die Mühe sich vorher abgestützt zu haben oder jetzt im Nachhinein sich wieder auf zu stämmen, denn ihr Vater beobachtete sie genau. Er lachte. Er hatte seine Faust in ihr Gesicht befördert. Doch irgendwie schien es ihm nicht genug. Aus irgendeinem Grund verspürte er eine größer werdende Lust. Verunsichert sah er zu Nishas Mutter, die im roten Abendkleid auf der Couch saß und ihrem stämmigen Mann genüsslich dabei zu sah, wie er ihr Kind misshandelte.
»Mach wie du denkst«, hatte ihre kratzige Raucherstimme gesagt, bevor ihrem Vater ein noch breiteres Grinsen durchs Gesicht lief. Mit schneller Hand öffnete er seinen Gürtel und ließ seine Hose fallen. Dann zog er sich seine Boxershorts hinab. Er stieg über beides und machte einige Schritte auf Nisha zu. Diese sah an ihrem Vater verängstigt hoch. Sie zitterte am ganzen Leib. Hatte dies auch noch damit zu tun, ihre Untaten und ihre Existenz zu bestrafen? Nisha betrachtete die haarigen Beine, die einem Urwald glichen, und ihr Blick wanderte ein Stückchen höher, bis sie die Scharmhaare ihres Vaters sah, welche ungepflegt und lang waren. Aus ihnen heraus quoll ein steifes Glied. Dick und unschön.
Nishas Vater griff nach ihren Haaren und zog sie an sich heran. An das Ding. Nisha wusste instinktiv was sie zu tun hatte. Sie sollte es lieber machen, dachte sie, bevor er ihr noch schlimmere Dinge an tat. Also öffnete sie langsam und zitternd den Mund. Sie wollte es nicht. Ihr Vater steckte sein Glied direkt tief in ihren Rachen. Nisha begann zu würgen und gleich darauf fing sie sich einen Schlag gegen den Kopf ein.
»Stell dich nicht so an!«, keifte ihr Vater sie an. Nisha kämpfte mit denahe Tränen. Sie wollte dies nicht. Sie schrie innerlich nach Hilfe.
Dann wandte er sich der Couch zu. Des Stehens müde geworden riss er Nisha mit, als er sich auf die Couch setzte. Dann ließ er sie das fortführen. Nisha wehrte sich nicht. Aus ihr quollen lediglich mehr Tränen empor, aber tat das, wie ihr Vater ihr gehießen. Doch innerlich schrie sie. Dabei wollte sie solche Gefühle unterdrücken, denn sie verstand, warum ihre Eltern dies mit ihr taten. Sie war ein Monster.
Plötzlich trat ihr Vater mit aller Kraft ihr in den Magen. Am Boden krümmte sie sich vor Schmerzen. Unweigerlich musste sie sich übergeben.
»Heinz!«, rief ihre Mutter aufgebracht, während ihre grünen Hängeohringe hin und her tanzten. »Das ist widerlich! Und es stinkt!«
Ihr Mann schnalzte mit der Zunge und zuckte die Achseln, denn es interessierte ihn nicht wirklich. »Dann soll sie es auflecken!«
Nisha betrachtete ihr Erbrochenes. Wieder kam ihr die Galle hoch. Du musst, mahnte sie sich selbst und schloss die Augen - als plötzlich sie ihre Eltern schreien hörte. Sie zögerte, schließlich öffnete sie die Augen und sah empor. Vor ihr stand ein junger Mann. Er trug ein grünes, langes Wrack und hatte blonde Haare. Sie sah seinen Rücken und teils sein Gesicht. Eines wusste sie, er war kein Mensch. Denn ein Mensch hatte keine solchem Augen, wie er hatte. Die Augäpfel waren schwarz, nur die Iris war rot. Auf seinen Lippen war ein verschmitztes Lächeln abgebildet. Auf dem Arm, zu ihrem Überraschen, trug er einen glücklichen kleinen Huskywelpen.
»Knock, knock«, sagte er in einem amüsierten Singsang. »Dein Beten wurde erhört, kleines Fräulein.«, sagte er schließlich. Wahrscheinlich wollte er einen coolen Auftritt hinlegen. »So nehmet meinen Husky und wartet draußen.«
Zögernd stand Nisha auf. Sie wusste nicht, warum sie zögerte, denn eines wusste sie direkt. Diesem Mann würde sie bis ans Ende der Welt folgen.
Ohne das Nisha es wirklich mitbekommen hatte, stand sie plötzlich vor dem Einkaufsladen. Bevor sie den Laden betrat warf sie noch mal auf den Einkaufszettel, welcher mittlerweile zerknittert durch das schnell in die Tasche stopfen war.

REBORN || Jeff x Ben || All We Need Is Faith 2Where stories live. Discover now