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Jeff schlief unruhig. Im Nachhinein würde er sich nicht mehr erinnern können, wovon er träumte, aber es zog an seiner Energie. Er fürchtete sich. Er wandt sich. Sein Herz schlug schnell. Jeder Muskel in seinem Körper schien sich zu krampfen. Dann entspannten sie sich wieder, bis sie wieder von neuem krampften.
Als plötzlich etwas sein Gesicht mit enormer Geschwindigkeit und Schwere umschlung, hatte er das Gefühl zu ertrinken. Er würde gleich nicht mehr atmen können und ersticken. Gierig langte er nach Luft. Es klang verzweifelt. Verängstigt. Panisch. Er schlug wild um sich, ohne etwas zu treffen.
Dann öffnete er ruckartig die Augen. Sein Atem war nach wie vor schnell und rasselnd und sein Körper angespannt. Als Jeff sich dann ein wenig beruhigt hatte, bemerkte er, dass etwas sein Kopf umhüllte. Schwach leuchtete das Licht hindurch. Jeff griff danach. Es war Stoff. Schnell riss er es hinunter und blickte sich verwirrt umher. Er saß im Wohnzimmer. Auf dem Boden lag seine nasse Kleidung. Jeff selbst lag halb nackt, nur noch in Boxershorts, auf der Couch an der Rücklehne angelehnt. Und in dem Sessel gegenüber saß Jack und grinste ihn verschmitzt an. Jeff erinnerte sich. Der Junge, der Angriff, seine Verletzung und Nisha. Er war zuhause und wollte mit Jack sprechen.
»Ausgeschlafen, Dornröschen?«, lächelte Jack Jeff herausfordernd an.
»Schnauze.«, brummte Jeff und kämpfte immernoch mit seiner Orientierung.
»Ich hab dir etwas zum Anziehen mitgebracht.«
Jeff folgte Jacks Blick, der auf seiner Hand und dem Stoff lag. Eine blaukarierte Boxershorts, eine graue Jogginghose und ein weites, rotes T-Shirt.
»Und ich war so frei dich zu wecken.«
»Bastard.«, sagte Jeff. »Das wäre auch weniger arschig gegangen.«
»Aber es sah so ulkig aus, wie du dich so gewunden hast. Wie ein hilfloses Kleinkind.«
»Ich war zu keinem Zeitpunkt hilflos.«, gab Jeff scharf von sich und stand drohend auf. Er fühlte sich, als würde er jeden Moment zu schlagen können. Und das würde er, wenn Jack weiterhin solch einen Unsinn erzählen würde.
Jacks Miene änderte sich. Von belustigt zu ernst.
»Setz dich.«, sagte er barsch. »Wir sind nicht hier, um eine lustige kleine Teeparty zu veranstalten. Ich will wissen was passiert ist. Und ich denke, in deinem Interesse liegt es, dass ich deine Wunde versorge. Also setz dich.«
Jeff stieß gereizt und entrüstet seinen Atem aus, dann setzte er sich.
»Also?« Jack sah ihn erwartungsvoll an.
»Das da,« er zeigte zu dem Jungen, der ein paar Meter von der Eingangstür entfernt lag. Jack folgte mit seinem Blick. Er trug ein blaues Ringel Shirt und eine orangene, knielange Hose.
Jeff fuhr fort: »Das ist Henrik.«
»Henrik?«, wiederholte Jack erwartungsvoll, aber gelassen und forderte Jeff auf weiter zu sprechen. Jeff ging dem nach.
»Henrik.«, sagte Jeff. »Er hat mich gereizt. Mich um den Schlaf gebracht. Verrückte Dinge gefragt, wie "bist du tot?". Er hat mich wirklich seltsame Dinge gefragt.«
»Welche?«, wollte Jack wissen.
»Jack,«, sagte Jeff. »Ich weiß es nicht mehr. Es war so viel. So viel auf einmal. Ich erinnere mich nur bruchweise vom Gespräch. - Jedenfalls, er hatte ein Fahrrad.« Jeff ließ den Traum über Ben und die Eieruhr bewusst aus. »Und er stand plötzlich vor mir. Er war aus dem nichts erschien. Er weckte mich aus dem Schlaf und fragte mich komische Sachen, wie ich bereits sagte. Seine Mutter war nicht bei ihm. Er war allein. Wir waren allein. Und dann klingelte er. Er klingelte mit seiner Fahrradklingel. Es nervte. Und ich wurde gereizt und wütend. Plötzlich befand ich mich über ihn gelehnt und erwürgte ihn. Dann war er tot. Und ich realisierte es. Auf einmal war da Nisha-«
»Nisha? Was ist mit ihr? Wo ist sie? Hast du ihr etwas getan?!«, Jack lauschte auf. Er wurde panisch, dann zynisch, wütend und urteilend.
»Nein, Jack. So war es nicht.«, sagte Jeff mit fester Stimme. »So war es nicht. Hör zu! Nisha war da. Sie sah mich an. Den Jungen. Und kam zum Schluss, dass ich ihn scheiße nochmal getötet hatte. Ich habs versucht zu erklären. Sie wollte mir nicht zu hören - und plötzlich wurde ich angegriffen. Von hinten. Ich weiß nicht wer es war, aber ich konnte knapp ausweichen. Auch wenn es mehr ein Instinkt als Bewusstsein war. Als ich wach wurde, war sie weg. Die Angreifer auch. Alles was blieb, ist dieser Scheiß hier!«
Jeff meinte die Wunde. Beide betrachteten sie diese. Sie war tief. Sehr tief. Blut quoll immer noch leicht hervor. Es schmerzte. Rote, getrocknete Rinnsale an Blut verliefen über seinen Rücken und seiner Brust. Auf der Schulter selbst war das Blut verschmiert und bedeckte sie vollständig. Jeff wurde blass. Es hatte knapp seinen Hals verfehlt. Er hätte tot sein können. Die Wunde war zu tief. Wie hatte er es nur hier er geschafft? Und dann noch mit dem Jungen.
»Wie hast du es bitte vom Park hier hoch geschafft?«, sprach Jack seine Gedanken aus.
»Ich weiß es nicht.«, entgegnete Jeff entrüstet. »Adrenalinkick?«
»Das muss genäht werden.«
Jack griff neben sich. Erst jetzt bemerkte Jeff, dass neben Jack der Verbandskasten aus der Küche stand. Allerdings war nicht nur das Übliche, wie Verband, Pflaster, Schere oder Rettungsdecke, enthalten, sondern auch Spritzen, Beruhigungsmittel, Nadel und Faden.

REBORN || Jeff x Ben || All We Need Is Faith 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt