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Erst war ein Klirren zu höhren, gefolgt von einem dumpfen Aufprall.
»Jeff hat bestimmt wieder sein Handy durch die Gegend geworfen.«, stellte Jack fest und drehte sich vom Herd zu Nisha um. Er trug über seinen grauen Hoodie eine weiße Kochschürze, welche Flecken von Öl und verschüttetes Essen aufwies. In seiner linken Hand hielt er eine Bratpfanne mit Spiegeleiern und Bacon, in der rechten einen Pfannenwender. »Wieviel möchtest du?«
»Zwei. Von jedem.«, sagte Nisha und steckte sich ihre weißviolette Strähne hinters Ohr. Sie trug ihre Haare, wie sie damals von Miles Nova gebunden wurden. Zu einem Teil als geflochtenen Zopf, zum anderen als Hochsteckfrisur und einen langen Pony auf der rechten Seite. Doch die Augenklappe, die sie damals immer getragen hatte, trug sie in ihrem Heim nicht. Ein leichtes, weißes Kleid mit violetten Mustern fiel an ihrem Körper hinab. Nisha saß hungrig am Tisch.
»Ich bekomme alles!!!«, rief ein kleiner Dämon, der an Nishas Rockzipfel zog.
»Yo! Du sollst doch nicht einfach rauskommen!«, beschwerte sich Nisha lauthals. Jack musste lächeln. Sie machte seit damals große Fortschritte das Sprechen zu erlernen. Das hatte sie wohl der Schule zu verdanken. Auch wenn es eine traurige Angelegenheit war, dass sie ihre Stimme erst mit dem Tod Miles' fand.
»Ich will aber!«, schmollte die kleine schwarze Kreatur.
Jack drehte sich erneut um, stellte Pfanne und Pfannenwender ab und streckte sich zu den viel zu hoch eingerichteten Schränken. Von dort nahm er vier Teller heraus. Auf den ersten Teller schob er mithilfe des Pfannenwenders zwei Eier und zwei Streifen Bacon. Auf den zweiten Teller genau die selbe Anzahl. Er legte den Wender beiseite und nahm beide Teller in die Hand. Er ging zu Nisha und stellte den Teller vor ihr auf den Tisch. »Guten Hunger.« Dann stellte er den anderen Teller neben Nisha und deutete Yo sich auf den Stuhl zu setzten. »Hier soll ja keiner Verhungern.«, lächelte Jack und zwinkerte Yo zu. Der Dämon war außer sich vor Freude. Seine kleinen weißen Flügel flatterten auf und ab und mit einem Satz saß er neben Nisha und machte sich über den Bacon her.
Jack machte sich daran nun auch was für sich selbst auf den Teller zu schieben. Er nahm sich allerdings keine Eier. Nur vier Baconstreifen. Plötzlich, aus dem Nichts, hörten sie dumpfe Aufschläge. Immer und immer wieder. Auch dies kam aus Jeffs Zimmer. Anders konnte es nicht sein, schließlich war Jeffs Zimmer genau über der Küche eingerichtet. Nisha zuckte zusammen. Ihr kamen unangenehme Erinnerungen hoch. Doch schnell wollte sie diese, über ihre toten Eltern, verdrängen. Ben hatte dafür gesorgt, dass sie nun so unbeschwert sein konnte. Sie wollte ihm zu Ehren nicht eine Sekunde an diese abscheulichen Menschen verschwenden. An die menschenunwürdigen Taten, die sie begangen hatten. An das Gefühl minderwertig und verhasst zu sein.
Nach dem fünften Mal hörte das Geräusch auf. Stille. Jack sah, dass Nisha bedrückt drein sah. Er schenkte ihr ein Lächeln und setzte sich mit seinem Baconteller ihr gegenüber.
»Lasst es euch schmecken.«, sagte Jack und setzte Messer und Gabel an.
»Kommt Jeff denn nicht?«, wollte Nisha wissen. Sie wusste zwar, es war nicht das erste Mal, dass er dem gemeinsamen Essen fern blieb, dennoch fühlte es sich für sie nicht richtig an ohne ihn zu essen.
Jack senkte den Blick um Nishas ungewöhnlichen Augen auszuweichen. Denn das eine war rot und das andere grau. »Wahrscheinlich nicht.«
Nisha wusste es, warum hatte sie überhaupt gefragt? Es war immer so. Ein Seufzen entfloh ihrem Mund. Dann setzte auch sie Messer und Gabel an. Das Bacon war schön knusprig, allerdings auch sehr fleischig und fettig. Sie wusste nicht wie Jack das ständig hin bekam, aber es war allemal lecker. Sie sah in die schwarzen Augenhöhlen des Brünetten und zwang sich ein Lächeln ab.
Schweigen trat in die Runde. Jeder genoss das gute Essen, welches Jack angerichtet hatte. Niemand beschwerte sich, als plötzlich die Küchentür aufsprang und mit einem lauten Krachen gegen die Wand flog. Nisha und Jack schreckten hoch und starrten den heruntergekommenen Jeff im langen pinken Bademantel an. Außer Yo. Der Dämon interessierte sich nicht für die Heulsuse und fraß lieber sein Essen weiter. Wer wusste schon, wann er erneut sowas leckeres vorgesetzt bekam.
Nana lief hinter Jeff her und machte sich dann, in der Küche angekommen, an den Napf voll mit Wasser.
»Willst du doch was essen?«, fragte Jack und war Inbegriff aufzustehen. Doch Jeff murrte nur.
»Bleib sitzen.«, sagte er und schlurfte lustlos zum Kühlschrank. Mit einem Ruck öffnete er diesen und starrte hinein, bis er fündig wurde. Er griff nach einer Flasche Wodka und einem Tetrapack Blutorangensaft. Er schwenkte den Saft, scheinbar war noch etwa die Hälfte drin. Der Wodka war ungeöffnet.
»Jeff, muss das sein? Am frühen Morgen sich zu besaufen?« Genervt und mitleidig sah Jack zum Dunkelhaarigen.
»Halt du dich daraus.«, fauchte Jeff mürrisch zurück und kippte den Wodka in den Blutorangensaft. Wodka pur mochte er nicht. Allerdings würde er den Rest, sobald er genügend von seinem Gemisch angetrunken hatte, dazu kippen.
»Wie läuft's mit der Arbeitssuche?«, wollte Jack wissen. Doch Jeff antwortete nicht. Er kippte sich sein Gemisch die Kehle runter und nahm große Schlücke. »Meinst du echt ins Koma saufen wäre eine Lösung? Du solltest dir im übrigen dieses Gestrüpp aus dem Gesicht rasieren. Sonnenlicht würde auch nicht schaden. Warst du schon mit Nana draußen?«
»Bist du meine Mami oder was, Maskenheini?!«
»Jeff, ich meine es nur gut.«
»Gut, nicht gut. Ist doch egal! Es ist alles egal! Scheiß auf alles! Wem machen wir hier eigentlich was vor?! Es geht gar nichts! Ich weiß ja nicht, warum dich das null kümmert, aber Miles ist nicht hier. Ben ist nicht hier! Wozu nüchtern bleiben?! Der Schmerz bleibt der gleiche! Scheiße noch mal, Jack! Hör auf mir alles vorschreiben zu müssen!«
»Ich weiß selber, dass sie nicht mehr da sind! Aber wir können doch nicht einfach da sitzen und Däumchen drehen?! Das Leben geht weiter! Wir müssen geradeaus sehen! Für sie!«
»Halt deine Schnauze! Du hast nicht die leiseste Ahnung! Du hast niemanden verloren, der dir so nah stand, wie ich ihm! Ich hab ihn geliebt! Er ist nicht mehr da... Scheiße nochmal!«
Jeff fühlte es wieder. Wie vorhin. Dieses Gefühl der Begierde. Doch was war es? Ehe er sich versah holte er aus und in der nächsten Sekunde war die Wodka Flasche an der Wand zerschollen. Splitter und Wodka flogen durch den Raum. Nisha zuckte zusammen. Diese Atmosphäre war fast genauso wie damals der ihrer Eltern. Alkohol und Streit. Tränen flossen ihr die Wangen runter. Nicht nur aus Angst, sondern auch wegen dem, was Jeff gesagt hatte. Miles war nicht mehr hier um sie zu trösten. Ben war nicht mehr hier um diese zwei Streithähne auseinander zu halten.
»Scheiße.«, fluchte Jeff und nahm erneut einen großen Schluck von seinem Gemisch.
»War das jetzt nötig?!«, keifte Jack wütend.
»Ach leck mich.«, murmelte Jeff und schwankte zu Nana, um sie auf seinen Arm zu heben. »Nana, wir gehen Wodka holen.« Dann ging er an Jack vorbei.
»Nur damit du's weißt,«, sagte Jack. »ich hab damals ebenfalls jemanden verloren, der mir so nah stand, wie Ben dir. Und ich muss dir nicht unbedingt auf die Nase binden, wessen Schuld das war, oder?«
Jeff blieb kurz stehen, erinnerte sich an ihr erstes Treffen und daran, wie sie auseinander gingen, bevor sie sich durch Ben erneut getroffen hatten. Dann ging Jeff ohne ein Wort zu sagen aus der Küche.

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Was wohl zwischen den zwei damals passiert sein mag? :3
Bleibt am Ball und findet es raus ;D
Wir sehen uns nächste Woche! <3

Eure AkisuraXD
♡*( ͡˘̴ ͜ ʖ̫ ͡˘̴ )*♡

REBORN || Jeff x Ben || All We Need Is Faith 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt