#4

67 4 3
                                    

»Jeeeeff! Jeff! Jeff, ich hab Hunger!«, nervte eine sanfte, klare und in diesem Augenblick wirklich nervige Stimme Jeff bei seinem Mittagsschläfchen. Doch Jeff drehte seinen Kopf mürrisch zur anderen Seite. Plötzlich stocherte ein kalter Zeigefinger auf seiner Wange herum, verfehlte aber absichtlich den längst verheilten, durch Messerschnitte erweiterten Mund. Dann drehte sich Jeff auf den Bauch. Das Bett war einfach zu gemütlich, um aufzustehen. Soll der Idiot sich doch selbst was machen. Was glaubte er, was Jeff sei? Ein Dienstmädchen?! Ganz sicher nicht!
»Lass mich zufrieden pennen! Die Jagd gestern war anstrengend!«, grummelte Jeff.
»Aber Huuuuuunger!!!«, damit riss er an Jeffs Schulter, sodass Jeff hin und her gerissen wurde.
»MAN BEN! LASS MICH PENNEN!«, damit richtete sich der Schwarzhaarige gereizt auf und blickte in die wunderschönsten Augen der Welt, die gerade den Hundeblick ausübten. Sie waren komplett schwarz und hatten eine rote Iris. Zottelige, blonde, verschlafene Haare fielen ihm ins Gesicht. Und Jeff fand ihn einfach nur sexy, wie Ben in einem weißem, nur halb zugeknöpften Hemd vor ihm saß. Und das beste kam noch! Darunter trug Ben nicht! Aber leider konnte er sich nicht über ihn her machen. Er würde ihn wahrscheinlich nur verschrecken. Außerdem würde Jeff sich nicht trauen den ersten Schritt zu tun. Wer weiß, ob Ben bei ihm bleiben würde. Und wäre da bloß nicht die Sache mit diesem beschissenen Lagu und dem beschissenen Sprengstoff in ihm selbst. Würde er Ben verscheuchen, so würde er sein Leben lassen. Wenn Jeff jedoch jemals die Möglichkeit bekommen sollte, Satan bewahre, dieser scheiß Doktor würde nicht lebend davon kommen.
»Erde an Jeff!«, Ben schnipste seinen Zeigefinger gegen Jeffs Stirn und Jeff schrack auf. Er hatte nicht bemerkt, dass er in Gedanken versunken war und seine Stirn sich in Falten gelegt hatte. »Wenn du zu lange deine Stirn so runzelst, bekommst du noch Falten!« Ben lachte.
»Halts Maul.«, murrte Jeff und ließ sich wieder in sein wirklich außergewöhnlich gemütliches Bett zurück fallen.
»Also bitte, ich kann ja wohl nichts dafür, dass du plötzlich wie Weggetreten warst und deine Miene sich verfinsterte wie sonst was. Spinner!«
»Schnauze.«
»Mach mir was zu Essen!«
»Nö.«
»Warum nicht?«
»Wieso sollt' ich?«
»Weil ich fucking hunger hab!«
»Ist nicht mein Problem. Mach dir selber was.«
»Ne. Zu faul aufzustehen.«
»Ja dann Pech. Denkst du ich wär motivierter?!«
»Ja! Bitte! Du hast dann auch einen Wunsch frei!«
»Wunsch? Alles was ich will?«
»Ja!«
Jeff stellte sich Ben an das Bett gefesselt vor. Seine Arme wären dabei über seinen Kopf an das Gitter gebunden. Er würde, so wie in diesem Moment auch, dieses weiße Hemd tragen. Allerdings wären die Knöpfe offen. Und sein Penis würde steif und erregt ihm entgegen wackeln. Jede Berührung Jeffs würde Ben vor Lust erzittern lassen. Und seine Weiche Haut - was würde Jeff nur dafür tun, um diese berühren zu dürfen. Vielleicht sollte er dies auch einfach machen. Ben festhalten und vergewaltigen, als gäbe es kein Morgen. Die Forschungsergebnisse könnte er auch liefern, ohne dass dieser Idiot was sagen würde.
»Also machst du mir was?«, fragte Ben erneut mit seinem eingeübten Hundeblick. Jeff seufzte. Er konnte ihn nicht vergewaltigen. Jeff war zwar ein Mörder wie er im Bilderbuche stand, aber er hatte noch so viel Verstand - und tatsächlich Gewissen und Gefühle genug, dass er Ben zum Erbrechen freiwillig nichts antun konnte. Jedenfalls nichts in dieserlei Hinsicht.
»Gibst du dann endlich Ruhe und lässt mich danach weiter schlafen?«, stand Jeff auf. Ben musterte seinen nackten, bleichen, starken Oberkörper.
»Ist das dein Wunsch?«
Jeff dachte nochmal an die Unterwerfung Bens und seufzte. »Ja.«
Jeff streckte sich einmal ergiebig und sah dann an sich herunter. Scheiße. Dachte er. Wahrscheinlich wegen seinen versauten Gedanken vorhin, anders konnte er sich seinen Ständer nicht erklären. Er gab sich innerlich einen Facepalm. Hoffentlich hatte es Ben nicht bemerkt.
»Zuerst geh ich auf Klo.«, sagte er und huschte schnell davon, um sein kleines Problem los zu werden.
»Mach hinne! Ich hab Hunger!«, rief Ben ihm nach.
»ICH HABS JA KAPIERT!«, faucht Jeff energisch zurück. Ben kicherte.

Seufzend trat Jeff aus dem Badezimmer. Das Problem hatte länger gedauert los zu werden, als erhofft. Er lief den Flur entlang und bog links in die Küche ein.
»Bist du auf dem Klo ein gepennt?«, pisakte Ben.
»Ja bin ich. Wenn du mich auch so früh wecken musst, ist das auch kein Wunder!«
Ben sah zur Uhr. »Wir haben kurz nach Zwei. Nachmittags.«
»Eben!«, meckerte Jeff und begab sich zum Kühlschrank. »Was willst du haben?«
Ben überlegte. »Lasagne!«
Der Schwarzhaarige öffnete den Kühlschrank und ließ seine eisblauen Augen durch den Kühlschrank streifen, bis er an einer Packung Fertiglasagne hängen blieb. Er nahm diese raus und schloss den Kühlschrank. Auf der Verpackung war beschrieben, dass man die Lasagne lediglich zehn Minuten bei 225° im Ofen warm machen musste. Nun war Jeff wieder etwas gereizter, denn Benn hätte das theoretisch auch selber machen können. Aber nein! Lass den Armen Jeff aufstehen und die scheiße machen. Leise fluchend öffnete Jeff den Backofen. Ehe er die Lasagne rein setzte, entfernte er die Verpackung und platzierte das Essen auf einen ofenfesten Teller. Dann stellte er den Ofen richtig ein. Er nahm die Eieruhr von der Ablage über dem Ofen und stellte statt zehn fünfzehn Minuten ein, denn er hatte kein Bock gehabt den Ofen vorzuheizen. Da hatte Ben eben Pech gehabt.
»Und wie lange dauert es?«
»Fünfzehn Minuten. Geh mir nicht auf den Sack. Hast es versprochen. Mein Wunsch, schon vergessen?.«
Ben lächelte und zog einen Imaginären Reißverschluss am Mund zu. Jeff fand, dass er ein Idiot war. Ein süßer Idiot. Und vor allem ein Spinner.
Ben drehte sich um und bewegte sich ins Wohnzimmer, wo er sich auf den Boden setzte und seinen Kontroller in die Hand nahm. Mit der Fernbedienung schaltete er den großen Flachbildfernseher an. Dann beugte er sich etwas vor und schaltete den N64 an. Natürlich startete er das Zelda Spiel Majoras Mask. Auch Jeff begab sich ins Wohnzimmer. Er betrachtete Ben, der wie ein Kind auf dem Boden saß und freudig auf den Bildschirm starrte. Ben machte dies immer, wenn er auf etwas wartete oder sich wegen irgendetwas beruhigen musste. Oder einfach aus Langeweile. In sich hinein lächelnd drehte Jeff sich zum Bücherregal, welches links neben dem Lichtschalter des Raumes stand, und nahm sich das Buch „Nijura - das Erbe der Elfenkrone" heraus. Er pflanzte sich auf den Sessel rechts neben der Couch. Vor beidem auf dem Boden saß Ben. Jeff öffnete die Seite, die er mit dem Lesezeichen markiert hatte. Und sah nochmal kurz aus dem Fenster, ehe er sich ans Lesen machte. Der Himmel verdunkelte sich schnell. Es schien glatt so, als würde es gleich anfangen zu regnen. Vielleicht auch zu gewittern. Dann steckte Jeff seine Nase in sein Buch. Schwarze, matte Haare fielen ihm ins Gesicht. Sie waren nicht lang, aber immer noch lang genug, um sie zusammen zu binden, dass ein kleiner Pferdeschwanz entstand. Und genau das tat er. Jeff band seine nervigen Haare zusammen. Einzelne, zu kurze Härchen und Strähnchen hingen aus dem Zopf und fielen trotzdem in sein Gesicht. Genervt bließ Jeff diese aus seinem Gesicht, doch fielen sie sofort zurück. Ben sah vom Bildschirm auf und betrachtete Jeff. Er kichert vergnügt. Das bekam der Schwarzhaarige mit und streckte ihm die Zunge raus. Der Blonde erwiderte dies frech, indem auch er seinem Gegenüber seine Zunge entblößte. Nach dieser Aktion drehte Ben seinen Kopf zurück zum Bildschirm und grinste in sich hinein. Jeff rollte die Augen und schüttelte den Kopf. Kleinkind, dachte er sich. Doch er mochte Bens Unbeschwertheit. Und dieses ruhige Beisammensein. Er fühlte sich wohl und nicht mehr einsam und gehetzt. Er fühlte sich zum ersten Mal seit einer Ewigkeit zuhause. Sein Zuhause war dort, wo Ben war. Denn er brachte ihm innere Ruhe. Verträumt richtete Jeff sein Blick wieder ins Buch zurück, als plötzlich ein lauter Donner ertönte - gefolgt von einem grellen Blitz und Platzregen. Vor Schreck ließ Jeff sein Buch fallen. Ben zuckte zusammen und regte sich nicht mehr. Der Schwarzhaarige sah zu dem Blonden, um sich zu vergewissern, dass ihm nichts fehlte.
»Ben?«, fragte Jeff vorsichtig nach. Doch keine Antwort. Ben ließ lediglich den Kontrollen fallen und zitterte am ganzen Leib. Jeff stand auf und kniete sich zu ihm runter.
»Ben?«
Immer noch keine Antwort. Langsam legte Jeff seine Hand auf Bens Schulter - dabei bedacht ihn nicht zu verschrecken oder ihm das Gefühl zu geben in Gefahr zu sein, denn Ben hatte einen Rückfall.
Der Blonde hob seine zitternden Arme und krallte seine Hände in seine Haare. Er machte sich kleiner und Tränen fingen unaufhörlich an aus seinen Augen zu fließen. Sein Oberkörper hob sich ruckartig.
»Jeff...«, hauchte er kaum hörbar.
»Ja. Ja, ich bin hier.«, sprach Jeff sanft und legte seine Arme um den kleineren. »Ich bin hier.«
»Jeff.. Du musst mir was versprechen...«

Jeff hielt sein Messer in der Hand.

»Alles! Ben, was ist es?« Jeff war hilflos.
»Versprich mir.. wenn ich mal nicht ich selbst sein sollte,«

Ben lag unter ihm, doch war es nicht Ben selbst. Es war ein Dämon, der durch sein Tod erwachte und in Ben hauste. Ein selbstgefälliges Grinsen lächelte Jeff herausfordernd an. »Stich zu, wenn du dich Traust

»so bitte zögere nicht mich zu töten... ich bin zwar schon tot, aber... aber... egal... nicht so wichtig... lediglich durchs Herz... einfach durchs Herz... mein Körper er... er wird bereit sein..." Ben drehte seinen Kopf zu Jeff und sah ihm mit seinem verweinten Blick an. Er meinte es Todernst.

»Ich habe nichts zu verlieren, ich habe zu Teils gesehen was ich wollte. Ich kehre irgendwann zurück.«

Jeff könnte niemals, selbst wenn es Lagu befehlen würde, Ben töten. Dazu hatte Ben sich zusehr in seinem Herzen eingenistet und seine Gefühle, jene Gefühle, wieder zum Leben erweckt. Jeff zögerte mit seiner Antwort.
»Versprich es mir... Bitte...« Ben war verzweifelt.

»Nun stich.«, der Dämon lachte. Sein Lachen war tief und böse.

»Versprochen«, hauchte Jeff und drückte Ben fest an sich.

Jeff kniff die Augen zusammen und gab sich einen Ruck. Das Messer mit beiden Händen fest umklammernd stach er in Bens Herz. Er öffnete die Augen, in denen die Tränen hoch standen und nun durch den Schwung seiner Augenlider fielen. Er sah in Bens Gesicht. Sein Blick hatte sich geändert. Es war Bens Blick. Ben lächelte, als wolle er Jeff danken und bitten nicht zu verzweifeln, denn er liebte ihn. Doch Jeff wollte nicht, das er ging. Er wollte noch so viel mit ihm machen. Jeff schrie Bens Namen. Er bettelte. Und flehte. Seine Hoffnung verschwand jedoch allmählich. Ben schloss die Augen und ließ seinen letzten Atem frei. Dann senkte sich sein Brustkorb. Ben war tot. Jeff riss das Messer aus Bens Brust. Warf es weit weg. Blut klebte an seiner Hand. Ruckartig nahm er Bens Körper in den Arm. Er hatte seinen Freund getötet. Den, der ihm zeigte, was Liebe war und seine Gefühle wieder fand. Er war alles für ihn gewesen. Und nun war er fort. Für immer.

Plötzlich klingelte die Eieruhr und hörte nicht auf zu klingeln. Jeff öffnete die Augen. Er war alleine. Die Sonne stand hoch am Himmel und es war warm. Um ihn herum waren Bäume. Er selbst saß auf einer Bank, die mitten in einem Park stand. Neben sich sah Jeff den Husky Nana liegen. Und die nicht aufhörende Eieruhr war das Klingeln eines Kinderfahrrades.

REBORN || Jeff x Ben || All We Need Is Faith 2Where stories live. Discover now