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Mit heftigem Herzklopfen wachte Jack auf. Sein Herz schlug so schnell, dass er befürchtete es würde stehen bleiben. Hastig schnappte er nach Luft und Eiskalte Schweißperlen liefen ihm den Rücken hinab. Schnell glitt sein Blick durch den Raum und machte ihm klar, dass er sich Zuhause befand. Im Anwesen seines Vaters. Nirgendwo anders. Nicht im Wald. Auf keinen Platz. In keinem Bungalow. Nicht bei Toby.
Jack griff sich nach seinem Hemd an der Brust und atmete langsam ein und aus, auch wenn es ihm sehr schwer fiel. Nach einiger Zeit des im Bett Sitzen, stand er schließlich auf. Doch beruhigt hatte er sich immer noch nicht ganz. Schnell warf er einen Blick auf seinen Arbeitstisch, ehe er dann doch auf ihn zu ging. Zögerlich zog er die Schublade auf und sah hinein. Eine blaue Maske lag in ihr. Eine Maske, die den Namen Eyeless Jack mit sich trug. Sie war das letzte Stück materielle Erinnerung an seinen Liebhaber. Sie anzusehen erfüllte Jacks Herz mit tiefster Trauer und Schmerz. Doch hatte er sie stets in seiner Nähe. Auch wenn er sie lange nicht mehr angezogen hatte. Er fehlte ihm so.
Mit einem leisen Seufzen schob er die Schublade wieder zu und wandte sich um. Es war früh am Morgen und er würde jetzt definitiv einen Kaffe gebrauchen können. Einen schwarzen Kaffe. Ohne Zucker, ohne Milch. Er verließ sein Zimmer und schlich antriebslos durch das Anwesen, das anders als sonst ziemlich bedrückend und groß wirkte. Vielleicht fühlte Jack sich auch einfach nur einsam. Toby, Miles und Ben waren tot. Nisha war höchst wahrscheinlich von Hoodie und Masky entführt worden. Und seine Vergangenheit drohte ihn einzuholen. Er hatte jetzt nur noch Jeff und Nana. Bald aber niemanden mehr. Dann würde es wieder so sein, wie zuvor. Bevor er Ben kennengelernt hatte. Vielleicht war es auch besser so. Dann würde er nicht mehr so enttäuscht und verletzt werden. Als würde sich die Einsamkeit nach ihm lechzen.
Wieder kreuzte Tobys Gesicht seine Gedanken und Jack versuchte die Erinnerung schnell wieder los zu werden. Er hatte es einmal geschafft Toby soweit zu vergessen, dass er nicht an seinen Erinnerungen zerbrach, also würde er es auch ein zweites Mal schaffen.
Das ihm seine Erinnerungen an vor etwa zehn Jahren wieder hoch gekommen waren, hatte er sicherlich den Fakt zu verdanken, die Namen von Hoodie und Masky gehört zu haben. Die Idee ihnen nach jagen zu wollen. Doch er konnte nicht. Jack wollte sich seiner Vergangenheit nicht stellen. Nicht mit dem Wissen, dass er Toby nicht zurück holen konnte. Bei Ben und Miles bestand wenigstens ein wenig Hoffnung, da er ihre Leichname in seinem versteckten Keller konservieren konnte. Doch Tobys Körper war für immer fort. Das zuzugeben, würde ihn endgültig brechen.
Jack betrat die Küche und bemerkte sofort den beißenden Gestank von Alkohol, dann sah er sich um. Einige der Schranktüren standen offen. Geschirr und Besteck wurden achtlos ins Waschbecken geworfen. In Nanas Näpfen hingen noch Essensreste und ihr Heizungsplatz lag leer. Sie sind also aufgebrochen.
Ein leises Seufzen verließ Jacks Lippen und er machte sich ran, das Chaos aufzuräumen. Er bückte sich, hob die Näpfe auf und stellte sie auf die Arbeitsfläche. Dann sah er in die Schränke hinein und bemerkte, dass einige Konservendosen Ravioli, Tomatensuppe und Linsensuppen, sowie einige Dosen Hundefutter fehlten. Dann ist Jeff wohl doch nicht ganz so hohl. Er hat an Versorgung gedacht. Dachte Jack sich und schloss die Schränke. Doch lange wird er - bei solch einer tiefen Wunde - wahrscheinlich nicht mehr handeln können. Verausgabt er sich zu sehr, holt ihn der Fieber ein.
Jack ließ das Wasser des Waschbeckens ein und begann die Essensreste vom Geschirr, Besteck und den Näpfen ein wenig ab zu waschen, ehe er alles in die Spülmaschine räumte. Dabei dachte er an Ben und Miles. Was hatte es denn noch für einen Sinn die beiden wieder erwecken zu wollen, wenn es nur noch er war, der lebte und allein war? Keinen. Zumal er es in den letzten drei Jahren nicht geschafft hatte. Er hatte das Geschmiere von Lagu nicht entziffern können. Er hatte es zwar lesen, aber nicht verstehen können. Es war, als ob ihm etwas ganz wichtiges fehlte. Das letzte Puzzlestück. Doch er fand es nicht.
Nachdem er mit dem Abwasch fertig war und die Spülmaschine gestartet hatte, öffnete er noch mal einen der Schränke und holte sich eine Tasse, sowie das Kaffepulver hinunter. Dabei fiel ihm auf, dass eine Tasse fehlte - die er allerdings nicht eingeräumt hatte. Wahrscheinlich hatte sie Jeff mitgenommen - wozu er diese auch immer braucht. Sich nicht weiter darüber den Kopf zerbrechend, füllte Jack den Wassertank der Kaffeemaschine und schaufelte mit einem Esslöffel das Kaffepulver in den Filter. Zuletzt stellte er seine Tasse unter die Maschine, schaltete diese an und beobachtete, wie mit der Zeit mehr und mehr heißer Kaffe die Tasse füllte. Das war momentan alles was er brauchte, um wach zu werden, mit der Situation klar zu kommen, sich zu beruhigen und klar denken zu können. Eigentlich war er nicht der Kaffeetrinker - vor allem nicht schwarz. Aber Jack brauchte es im Augenblick dringender, als eine heiße Tasse Feigentee. Dabei mochte er Feigentee doch sehr gern.
Während er die Hitze des Kaffes mit leichten Luftstößen durchs Pusten abzukühlen versuchte, machte er sich auf dem Stuhl neben den Küchentisch gemütlich. Erleichtend nippte er vorsichtig an seiner Tasse, stellte sie dann auf den Tisch ab und blickte gedankenverloren die gegenüber liegende Wand an. Verdutzt betrachtete er einen Fleck, der etwa die Größe eines Fußballes aufwies. Wenn Jack hätte raten müssen, tippte er auf Wodka vermengt im schwarzen Tee. Vielleicht auch Kaffe - sogenau konnte er es nicht ausmachen. Da der Fleck direkt neben der Türangel war, hatte er ihn nicht beim Eintreten des Raumes finden können. Um genauer zu sein, hatte er nicht seine Zeit damit verschwenden wollen nach dem Ursprung des Geruches zu suchen und hatte es schlichtweg vergessen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Zumindest wusste er nun woher dieser beißende Geruch kam.
Verträumt beäugte Jack den Fleck weiter. Er erinnerte ihn an diese Psychologen, die ihm damals, nachdem man Jacks Taten seinem Vater angehängt hatte, beziehungsweise sein Alter die Untaten freiwillig auf sich nahm, um seinen Sohn zu beschützen, Jack Bilder zeigten und verlangten, dass er erklären sollte, was er sah. Wirklich verstanden, wie die Ärzte anhand seiner Aussagen seine Gedanken und Taten erkennen und verstehen wollten, hatte er es nie. Wohl eher hatte es Jack nie sonderlich interessiert. Wofür denn auch? Er hatte in ganz anderen Gebieten Interesse. Wie den Aufbau und die Funktionen des menschlichen Körpers.  Doch müsste er den Fleck an der Wand beschreiben, so wäre es definitiv ein Elefant, der von einer Schlange gefressen wurde - versteckt unter einem Hut. Jack lächelte bei dem Gedanken.
Während er über Elefanten fressende Schlangen und Hüte nachdachte, folgte sein Blick den eingetrockneten Laufspuren zum Boden. Als diese jedoch hinter dem Tisch verschwanden, rutschte Jack etwas in den ungemütlichen Holzstuhl hinein, um unterhalb des Tisches den Wodka-Tee/Kaffe-Spuren folgen zu können. Sie endeten in einem Chaos aus Fütze und weißen Porzellanscherben. Nun wusste Jack auch, wo die verschwundene Tasse hingekommen war. Innerlich schüttelte er den Kopf. Wenn man ihn fragen würde, hatte Jeff definitiv ein Aggressionsproblem und zu viele Wutanfälle. Aber mich fragt ja keiner. Es war auch niemand mehr hier, der ihn hätte fragen können.
Lange starrte er die Scherben und die Lache an. Er war wie in Trance. Dann fing er sich wieder, setzte sich auf und rutschte samt Stuhl näher an den Küchentisch heran. Allein. Mit leerem Blick griff er nach der Tasse. Wie sehr sie sich wohl fürchtet? Als Jack erneut an der Tasse nippte, bemerkte er, dass der Kaffe bereits auf "Trinkbar" abgekühlt war. Ich kann ihr nicht helfen. Und er nahm einen großen Schluck der starken Schwärze. Niemand kann das. Jack seufzte tief. So elend hatte er sich lange nicht mehr gefühlt.
»Fertig mit Selbstmitleid?«
Vor Schreck ließ Jack die Tasse mit dem Kaffe fallen, sodass der lauwarme Inhalt ausgeschüttet und über Tisch und Jacks Beine zu Boden floss. Laut fluchend sprang Jack auf und wedelte panisch mit seinen Händen. Erst als er die Küchentücher in die Finger bekam und seine Hose hektisch trocken rieb, atmete er erleichtert auf und warf einen leicht erzürnten Blick zu Yo, der plötzlich neben Jack aufgetaucht und die Ursache für den Kaffeunfall war. Dieser jedoch hielt sich mit seinen Stummelärmchen seinen Bauch - soweit er jedenfalls rankam - und lachte tief amüsiert und tückisch über Jacks Missgeschick, während kleine weiße Flügelchen seinen runden, grauen Körper mit einer Leichtigkeit in der Luft hielten. Am liebsten hätte Jack Yo angeschrien und ihm ordentlich seine Meinung gegeigt, allerding erweichten seine harten Gesichtszüge augenblicklich, als er merkte, dass Yo in seiner Küche war. Und all sein Ärger flog dahin, machte Platz für Sorgnis und Angst. Yo hatte den plötzlichen Stimmungswandel von Jack sehr wohl bemerkt, woraufhin er nur noch tückischer grinste.
»Wo ist Nisha? Wie geht es ihr?«, fragte Jack und legte seine Stirn in Falten. Er schien den Kaffe auf dem Boden völlig vergessen zu haben. Yo jedoch schien nicht sonderlich erpicht darauf zu sein dem niederen Menschen zu antworten. Stattdessen flog er langsam und stetig auf den Kühlschrank zu und versuchte ihn zu öffnen. Dazu griff er den Henkel und zog mit vollem Körpergewicht an der Tür, doch bekam sie einfach nicht auf.
Jack versuchte es erneut. »Yo, was ist mit Nisha? Ist sie..«, doch weiter traute er sich nicht zu fragen und senkte den Blick. Wahrscheinlich, dachte Jack, ist sie wirklich tot.. Warum sollte Yo, ihr Dämon, andernfalls sonst hier sein?
Und wieder kicherte Yo, war diesmal aber gesprächiger als zuvor. »Menschen sind solche Jammerlappen. Solche Schwächlinge. Ohne UNS seid ihr zu nichts zu gebrauchen. Solch ein trauriges Volk. Ein unreiner Fleck auf einer weißen Wand. Kläglich«
Jacks Worte blieben ihm im Halse stecken. In gewisser Weise, so dachte er, hatte Yo wahrscheinlich recht. Jack war erbärmlich, ängstlich und ließ Menschen, die ihm viel bedeuteten, einfach im Stich.
Yo, der immernoch versuchte den Kühlschrank zu öffnen, seufzte genervt. »Hör mich an, erbärmlicher. Wenn du den Kasten, der unendliche Kühle in sich trägt, öffnest, vielleicht - aber auch nur vielleicht - werde ich dir dann ein paar deiner Fragen beantworten«
Langsam kehrten Jacks Gedanken wieder ins Diesseits zurück und sah Yo fragend an. Er hatte nur den letzten Teil mitbekommen.
Der geflügelte Dämon stöhnte aufgebracht. »Das Ding hier! Öffnen!!«
Schnell machte Jack einen Satz nach vorn und drückte Yo sanft bei Seite, ehe er den Kühlschrank öffnete. Eine kurze Melodie spielte und das Licht im Inneren sprang an. Als wäre der Kühlschrank Gold, sauste Yo direkt herbei und starrte gierig in sein Innerstes. Schnell überflog er all die Köstlichkeiten und entschied sich seine Packung Schokolade aus dem obersten Fach zu entnehmen.
Jack betrachtete Yos handeln argwöhnisch und dachte daran, dass sich Nisha diese Packung beiseite gelegt hatte. Dieser Dämon war solch ein Gierschlund. Dann sah er ihn erwartungsvoll an.
Yos Grinsen wurde breiter und legten seine messerscharfen, aneinander gereihten, spitzen Zähne frei. Genüsslich schob er sich ein Stück Schokolade nach dem nächsten zwischen den Kiefer und ließ Jack mit Absicht ungeduldig werden.
»Yo«, sagte Jack entnervt. »Was ist nun mit Nisha?«
»Jetzt lass mich doch erstmal einen Happen essen. Die Reise hier her hat ziemlich an meinen Kräften gezogen, musst du Wissen. Ihr Menschen seid so ungeduldig.«
»Jetzt reich-«, wollte Jack gerade wütend ansetzen, als Yo ihm seine Worte abschnitt.
»Und außerdem, was nützen dir solche Informationen schon? Du gehst ihr ja eh nicht nach, schwaches, ängstliches Menschlein, nicht wahr? Vor lauter Angst deine Vergangenheit zu konfrontieren, dürfte es dir eigentlich sogar ziemlich egal sein, ob die Kleine ängstlich in einer Ecke sitzen, am ausbluten oder gar tot sein könnte. Nun sag mir, mickriger Wurm, warum sollte es dich interessieren?«
Den Rest Schokolade von seinen Fingern leckend beobachtete er Jack und wie sich seine Miene von Wut und Entsetzen zu frustriert und Selbstzweifel wechselte.
Doch Jack konnte nichts den Vorwürfen Yos entgegenbringen. Denn der Dämon hatte recht. Er war wirklich sehr erbärmlich. Doch was sollte er tun? Seine Gefühle waren zwiegespalten.

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Hallo :D

Ist schon fast n halbes Jahr her, was? Haha ^^"
Ich denke ich hab mich mittlerweile wieder etwas gefangen, bin mir allerdings nicht sicher ob ich so regelmäßig wie vorher schreiben werden kann  ._.
Tatsächlich hab ich nur in Get Scared wieder rein gehört und die ein oder andere ff gelesen und mich von der Nostalgie packen lassen, dass ich einfach weiter schreiben musste haha
Naja, man liest und stört sich iwann bestimmt wieder :3

Eure AkisuraXD
˚✧(₊⁎❝᷀ົ≀ˍ̮ ❝᷀ົ⁎⁺˳)✧

REBORN || Jeff x Ben || All We Need Is Faith 2Where stories live. Discover now