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Ich atmete so schnell ich konnte. Mein ganzer Körper schmerzte. Ich will nicht sterben. Ich bin nicht bereit zu sterben. Kathy drückte noch immer meine Hand. Sie lebt auch noch. „Noch zwei tote" sagte eine raue Männerstimme. Nein, wir leben noch! „Los, es geht weiter" sagte die männliche Stimme. Ich hörte sich entferntere Schritte. „Hey, mädchen. Es ist alles gut, es ist nur eine Übung" sagte eine andere männliche Stimme. Tränenüberströmt sah ich auf. Vor uns kniete ein Mann. Er hatte eine Sturmmaske abgenommen, um seinen Körper baumelte noch immer das Manschinengewehr. „Es ist nur eine Übung" sagte der Mann. Was? Wie eine Übung? Es sind Schüssel gefallen! Wieso eine Übung? „Wir haben nur mit Platzpatronen und Farbpatronen geschossen" meinte der fremde Mann. Es war nicht echt. Es war nicht echt. Wir werden nicht sterben. Wir werden leben. Noch mehr Tränen liefen aus meinen Augen. Warum haben sie uns dan angetan? Ich dachte wir werden sterben! Heulend vergrub ich wieder meinen Kopf in meinen Händen. Wir werden nicht sterben. Ich war noch immer voller Angst, aber auch voller Erleichterung. Kathy war ebenfalls am schluchzen. „Einsatz beendet" ertönte eine rauschende Männerstimme. Was passiert hier nur? „Liebe Schüler, die Übung ist nun beendet. Bitte begebt euch nach draußen und versammelt euch auf dem Sportplatz" kam eine Durchsage. Der Amok Alarm stoppte. Es war vorbei. Wir leben. „Kommt, ich bringe euch nach draußen" sagte der Mann. Verheult sah ich auf. Der Mann lächelte mich an und hielt mir seine Hand hin. Vor ein paar Sekunden dachte ich noch das er mich töten würde. Ohne seine Hand zu ergreifen stand ich auf. Ich stützte mich mit der Hand an der Wand ab. Alles an mir zitterte. Kathy saß noch immer auf dem Boden. Sie sah total fertig aus. Zitternd hielt ich ihr meine Hand hin. Zögerlich griff sie danach und ich zog sie auf die Beine. Noch immer schossen ihr Tränen aus denn Augen. Mit umklammerten Händen liefen wir dem Mann hinterher. Auf dem Gang waren schon viele Schüler. Alle sahen verheult und ängstlich aus. Wir liefen dem Strom hinterher bis wir draußen ankamen. Ich war so leer. Keine Gedanken, nichts. Es fühlte sich einfach nur schrecklich an. Auf dem Sportplatz tummelten sich schon total viele Leute. Kathy und ich setzten uns an den Rand auf eine Bank. Die warme Sonne schien auf uns herunter. Erst jetzt sah ich rote Farbe auf meinen Klamotten. Meinem linken Bein, der linken Seite von meinem Bauch und meinem linken Oberarm. Rote Farbe. Es sah aus wie paintball Patronen. Es war nur Farbe, aber es hätte Blut sein können. „Ich weiß das euch das verängstig hat, aber es war nur eine Übung! Wäre es ein echter Amoklauf gewesen hätten 26 Menschen ihr Leben verloren. Das zeigt uns das wir noch viel zu verbessern haben" ertönte eine männliche Stimme durch ein Megafon. Kathy und ich wären auch gestorben. Ein echter Amokläufer hätte auf unseren Kopf gezielt und wir wären sofort tot gewesen. Es war nur eine Übung. Deswegen konnten wir auch nicht telefonieren. Ich wusste das es vereinzelt solche Übungen gab, aber ich dachte nicht das ich es erleben werde. Warum machen sie das nur? Warum versetzen sie uns nur in Todesangst? Noch immer zitterte mein ganzer Körper. Um mich herum waren viele am heulen, lagen sich in den Armen oder waren wild am telefonieren. Kathy saß teilnahmslos neben mir und starrte auf den Boden. Was ist hier nur passiert?
Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren als plötzlich Kathy's Mum vor uns stand. Sofort schloss sie ihre Tochter in die Arme. Kathy stand einfach nur da. Es war als wäre sie nur noch körperlich hier. Keine Reaktion, nichts. „Was haben sie nur mit euch gemacht" sagte Hilda fassungslos während sie ihre Tochter fest im Arm hielt. Nach einiger Zeit zog sie sich mich in ihre Arme. „Kathy, Mila, geht es euch gut" hörte ich die aufgebrachte Stimme von Mrs Cater. Hilda ließ uns los. Mrs Cater sah uns besorgt an. Erschöpft setzte ich mich wieder auf die Bank. Es war einfach alles so viel. Hilda und Mrs Cater unterhielten sich aufgeregt. Kathy stand noch immer einfach nur da. Ich hatte sie noch nie so gesehen. Überfordert starrte ich wieder auf die roten Stellen am meinem Körper. Ich hätte tot sein können. Einfach so. Jetzt. Mit 15. Plötzlich berührte etwas mein Gesicht. Erschrocken sah ich auf. Es war Cole. Sofort schossen mir wieder die Tränen in meine Augen. Ich stand auf und flüchtete in die Arme meines großen Bruders...

Big Brothers 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt