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Casey meinte das sie schon auf dem Weg zu mir wäre und mich in 5 Minuten abholt. Mir ist eindeutig klar das ich mit all dem nichts mehr zutun haben möchte, aber ich will Casey jetzt nicht hängen lassen. Ich beschloss ein letztes Mal mit ihr nach Compton zufahren und den Jungs das persönlich zusagen das ich raus bin. Sowas kann ich einfach nicht, vor allem will ich es nicht. Ich will niemanden Angst einjagen, verletzten oder erschießen. Ich erinnere mich noch genau an den Moment als ich mit Mason in Compton war und er der eine Typ eine Waffe gegen den Kopf gerichtet hat, ich hatte auch total Angst, warum also sollte ich anderen Menschen das gleich antun. Es ist kein gutes Gefühl wenn man weiß das man in der nächsten Sekunde tot sein könnte. Cole hat mich vorhin nicht einmal angeschrien, obwohl ich es verdient hätte und jetzt geh ich schon wieder weg, aber es geht nicht anders, ich kann Casey nicht hängen lassen. Schnell zog ich meine Schuhe an und lief zu dem Haus an dem Casey mich immer abgesetzt hatte. Kaum war ich dort parkte sie auch schon neben mir. Schnell stieg ich ein. „Hast du was erzählt" fragte sie sofort während sie zügig los fuhr. „Nein, natürlich nicht" log ich. Ich hab zwar nicht viel erzählt aber wenn sie das wüsste, die Jungs würden mich umbringen. Verräter werden erschossen, das ist ein Gesetz. „Was ist los? Warum müssen wir so dringend zurück" fragte ich. „Es ist nur eine Frage der Zeit bis das FBI das Haus durchsucht. Wir müssen schnell alles verschwinden lassen bevor sie was finden" meinte Casey, als sie viel zu schnell, über die Straßen fuhr. „Warte was? Wieso FBI und warum durchsuchen sie das Haus" fragte ich verwirrt. Casey zögerte etwas aber sagte dann „lil pump und G werden beide vom FBI gesucht. Sie waren beide in einer Schießerei verwickelt. Leider gab es dort Kameras und die beiden wurden identifiziert. Außerdem soll G in einen Entführungsfall verwickelt sein aber darüber weiß ich nichts. Auf jeden Fall werden beide seit dem vom FBI gesucht. Deswegen war es auch so wichtig das wir da schnell wieder raus kommen, wir müssen alles in dem Haus wegbringen, den Stoff, die Waffen, wir müssen die anderen warnen usw". „Warum rufen wir sie nicht einfach an" fragte ich. „Zu gefährlich. Wenn das FBI denkt das wir in etwas größer drin stecken werden sie unsere Handy überwachen. Wenn wir die Jungs anrufen werden sie das mitbekommen und dort sein bevor wir es sind" antwortete sie hektisch. Ehrlich gesagt glaube ich das Casey ein wenig paranoid ist. Das FBI kann doch nicht einfach so unsere Handys überwachen, außerdem haben uns doch alle geglaubt das wir nur zufällig dort waren, sonst hätten sie uns nie gehen lassen. Trotzdem bestätigt das noch mehr eine Entscheidung bei all dem nicht mehr mitzumachen. Soll ich es Casey jetzt schon sagen? Ich hatte ein wenig Angst vor ihrer Reaktion. „Nach dem Tag bin ich raus, das ist alles nichts für mich" sagte ich nach einiger Zeit. „Ist vielleicht auch besser so" antwortete sie. Erstaunt sah ich sie an. Eigentlich hatte ich jetzt damit gerecht das sie mich überreden will es nicht zutun. Sie schien meinem Blick zu bemerken denn sie sagte „Du bist nicht wie wir. Am Anfang dachte ich das du es werden kannst aber du bist es einfach nicht. Ehrlich gesagt ist es die richtige Entscheidung. Wenn du dich nicht zu 100% hinter dem stehst was wir tun hat das alles keinen Sinn. Wenn du nicht abdrücken willst, dann wird es dich umbringen, die anderen werden da nicht zögern. Es ist gut das du es jetzt sagst, jetzt kannst du noch ohne größere Probleme abhauen, wenn du noch länger gewartet hättest..., irgendwann kommt der Punkt an dem man nicht mehr lebend raus kommt. Ich liebe das Leben dort und solange ich am Leben bin werde ich dort bleiben, das ist meine Familie, da gehöre ich hin. Ich mag dich, vielleicht gerade weil du anders bist. Ich werde mit den Jungs reden damit sie keine Probleme machen" meinte sie. Wow, damit hatte ich nicht gerechnet. „Danke, ich bin echt froh das wir uns kennengelernt haben. Ich hab viel gelernt, es ist nur einfach nichts für mich" antwortete ich. „Wenn mal was ist, du weißt ja wo du mich findest" meinte sie grinsend. Ich glaube das wir eigentlich echt gute Freunde sein könnten, wenn du das andere nicht wäre. „Hast du eigentlich keine Angst erschossen zu werden? Ich meine, es gibt täglich Schießereien, jeder hat eine Waffe, es ist nicht gerade ungefährlich" fragte ich nach einer Weile. „Nein, gar nicht. Wenn ich sterbe dann ist es so. Ich hab schon vor langer Zeit aufgehört mir darüber Gedanken zumachen. Die Leute dort, ich meine jetzt nicht nur die Jungs, alle sind meine Familie. Wir sind füreinander da, wir helfen und beschützen uns. Wenn ich sterbe, dann sterbe ich für sie" sagte sie als wäre es das normalste der Welt. Mir wurde noch mehr bewusst das es gut ist das ich dort bald weg bin. Ich finde das nicht normal wie Casey darüber denkt. Sie ist bereit für Leute zu sterben die in was weiß ich wie vielen Verbrechen verstrickt sind, die schon Leute ermordet haben, die in Schießereien verwickelt sind, nein, es ist nicht normal das man für solche Leute stirbt. Wenn ich alleine an vorhin denke, lil pump und G hätten abgedrückt wenn die Polizisten nicht gekommen wären. Sie hatten einfach zwei Menschen erschossen. Dann wären schon drei Menschen heute gestorben. Viele Familien die ihre Liebsten verlieren, drei Menschen die einfach nicht mehr hier sind. Es wird Leute geben die sich rächen werden und dann würden mich mehr Leute sterben. Es war einfach ein Teufelskreis. Wir waren nur noch einen Block entfernt als Casey schon parkte. Fragend sah ich sie an. „Es ist besser wenn wir laufen" meinte sie und stieg aus. „Warum" wollte ich irritiert wissen. „Die kennen mein Auto. Wir können uns so leichter verstecken wenn was ist" meinte sie und hielt mir eine Waffe hin. Ich überlegte kurz aber schüttelte den Kopf. „Hör zu, du musst ja keinen erschießen aber es ist richtig dumm hier rumzulaufen ohne eine Waffe" sagte sie ernst aber ich wollte sie nicht. Ich will gar nicht erst sie Chance haben jemanden zu verletzen. „Okey, wie du willst. Setz deine Kapuze auf" meinte sie während sie sich die Waffe einsteckte. Zum Glück hatte ich meinen schwarzen Kapuzenpulli anzogen. Inzwischen wurde es schon wieder wärmer, aber bei 24° trug ich dann doch lieber meinen Pulli.
Die Straßen waren leer, noch leerer als sonst. Im Hintergrund fielen wieder Schüsse, vielleicht 3 oder 4 Blocks weit weg. Wir bogen in die Straße ein in der das Haus stand. Sofort blieben wir stehen. Die Straße war voller Polizeiautos. Fuck, wir waren zu spät. Etwa 15 Meter vor uns, direkt vor dem Haus, standen auch Mike und Cole wenn ich das richtig sehe. Fuck, was machen die denn hier? Wenn Casey oder sonst jemand mitbekommt das sie meine Brüder sind, das war's für mich. Auch Paul, Mikes Kollege der in der Abteilung für Drogen arbeitete, stand dort und unterhielt sich mit meinen Brüdern. „Los lass uns abhauen" meinte Casey. Gerade als wir uns umdrehen wollten schrie jemand „stopp, hier bleiben". Es war ein Polizist in Uniform. Er schrie so laut das auch die ganzen Leute vor dem Haus in unsere Richtung sahen. „Los weg" sagte Casey und rannte davon. Schnell lief ich ihr hinterher. Haben Cole und Mike mich gesehen? Hoffentlich nicht. Wir rannten die Straße runter als ich plötzlich gepackt wurde und auf ein Grundstück gezerrt...

Big Brothers 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt