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Cole POV

Jake und ich wussten was gerade mit Mila passiert. Er kannte es durch sein Studium und das Krankenhaus, ich von FBI. Psychologie war ein wichtiges und komplexes Thema, mit dem wir uns schon viel auseinandergesetzt hatten. Mila war gerade dabei das alles zu verarbeiten, da waren Stimmungsschwankungen ganz normal. Bis vor ein paar Sekunden war sie wütend, jetzt ist sie unsicher, verwirrt und ängstlich. Wut, Angst, Hass, das alles gehört dazu und Mila wird das alles durchlaufen. Sie wird das erlebte zwanghaft in ihrem Kopf abspielen, sie wird sich tausende Fragen stellen auf die sie aber wahrscheinlich nie eine Antwort finden wird. Sie wird sich fragen ob sie was falsch gemacht hat, was passiert wäre wenn sie alleine dort gewesen wäre, oder wenn Liam sie nicht festhalten hätte und sie panisch unter dem Tisch hervor gekrochen wäre. Mila wird sich viele Szenarien ausdenken, wie das alles hätte anders laufen können. Sie wird in den nächsten Tagen ruhiger sein, schreckhafter. Wahrscheinlich wieder Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme. Aber das ist alles normal. Dadurch verarbeitet sie das alles. In dieser Phase wird das erlebte zu einem Teil in ihrem Leben, aber nicht zu einer Belastung. Sie lernt damit umzugehen und es zu akzeptieren. Das alles kann nur ein paar Tage dauern, aber auch Wochen. Das hört sich alles nicht so schlimm an. Man denkt das man sowas leicht wegsteckt, aber das ist alles nicht so. Wenn man wirklich bei so einem Überfall, so einer Schießerei dabei ist kann das einen ziemlich traumatisieren, egal ob man direkt beteiligt war oder nicht, egal wie alt man ist oder wie oft man sowas schon miterlebt habt. Es gibt Leute beim FBI die schon in über hundert Schießereien verwickelt waren, aber dann gibt es irgendwann die eine, nach der man nicht mehr arbeiten kann. Mit der man einfach nicht klar kommt und deswegen manchmal sogar seinen Dienst quittieren muss. Man darf das alles nicht unterschätzen, egal wie klein und lächerlich manches auch wirkte.
„An was denkst du" fragte Jake besorgt. Man konnte unserer kleinen princess ansehen das sie sich innerlich quälte, das sie an etwas dachte das sie nicht verstehen konnte, etwas das ihr Angst macht.
„Ich hatte so Angst, warum hat er das gemacht? Alle hatten Angst, die Bedienung... ihr Stimme war so zittrig und so voller Angst... er hätte sie erschießen können... uns alle" sagte Mila verzweifelt. „Du hattest Angst, das ist ganz normal. An was denkst du als Nächstes, welcher Gedanke kommt nach der Angst" fragte Jake. Ich wusste was er machte. Er versuchte ihr klar zumachen das sie nicht nur negative Erinnerungen hatte. Jake versuchte das Mila sich auch an die positiven Erinnerungen erinnert. „Liam. Er war die ganze Zeit da" antwortete meine kleine Schwester. „Genau, du warst nie alleine. Liam war immer da" antwortete mein Bruder. Ja, zum Glück war er da. Im Gegensatz zu Mila weiß er wie man sich in solchen Situationen verhalten muss und er ist ruhig genug um das alles auch umzusetzen.
„Warum passiert sowas" murmelte Mila vor sich hin. Man konnte ihr ansehen wie überfordert sie mit der Situation war. Sie wollte gerade wieder etwas sagen als die Haustüre aufging und die Stimmen der Zwillinge zu hören waren. Ich sah auf die Uhr. Eigentlich sollten die zwei auch schon längst zuhause sein. Es dauerte nicht lange bis Dylan in die Küche kam. „Was gibts jetzt schon wieder für ein Mila Drama" fragte er grinsend. Er konnte es auch einfach nicht gut sein lassen. „Du gehst am besten in dein Zimmer hoch bevor es ein Dylan Drama gibt weil du eine Stunde zu spät zuhause bist" sagte Jake bevor ich etwas erwidern konnte. Dylan verdrehte die Augen und wollte gerade wieder die Küche verlassen als sein Blick an Mila hängen blieb. Man konnte ihm ansehen das er überlegte was er sagen soll. „Dein Zimmer ist oben und nicht hier" sagte ich schnell bevor er etwas falsches sagte. Leider dachte er oft nicht über seine Aussagen nach, was meistens nicht gerade förderlich in der Situation war. Zum Glück ließ er es wirklich gut sein und lief wortlos aus der Küche. Mein Blick fiel wieder auf Mila, die sich immer mehr quälte. Sie war wieder total in ihren Gedanken versunken. Ihre Blick war leer und ihre Hände zitterten leicht. Es gab schöneres als ihr bei all dem zuzusehen ohne ihr wirklich helfen zu können. Selbst als Jake's Handy mit Klingeln bekam zeigte Mila keinerlei Reaktion. Während Jake zum telefonieren aus der Küche lief stellte ich mich vor meine kleine Schwester. In ihren Augen hatten sich Tränen gebildet die nun langsam ihre Wange herunter liefen. Erst als sie vorsichtig weg wischte schien sie wieder im hier und jetzt angekommen zu sein. Sie blinzelte ein paar mal bevor sie langsam aufstand und sich an mich klammerte. Vorsichtig strich ich ihr über den Rücken. Eigentlich beruhigt sie sich dadurch immer ein wenig...

So leise wie möglich stand ich auf. Mila schlief zum Glück seelenruhig in meinem Bett weiter. Die Nacht war erstaunlich ruhig. Sie ist kein einziges Mal aufgewacht oder hat Anzeichen gehabt das sie schlecht träumt. Erleichtert lehnte ich die Türe nur an, damit ich sie hörte falls doch etwas ist, und lief dann die Treppen runter. Ich machte mir in Ruhe einen Kaffee und wartete bis meine kleinen Brüder sich auf den Weg zur Schule machten. Es dauerte nicht lange bis die alle nach und nach total verschlafen die Treppen herunter stolperten. Liam war der letzt der runter kam. Er sah ziemlich müde aus. „Willst du nicht zuhause bleiben" fragte ich etwas besorgt. „Ne, ich bin nur bissle müde, mehr nicht" antwortete er gähnenden. „Schlecht geschlafen" wollte ich von ihm wissen. „Ich weiß auch nicht. Irgendwie konnte ich nicht richtig schlafen, musste die ganze an Mila denken. Ist des komisch? Die ganze Zeit gestern hab ich nur an Mila gedacht, und gehofft das sie nicht verletzt wird. Ich hatte die ganze Zeit Angst um sie, aber nicht um mich, nur um sie" antwortete Liam verschlafen. „Das ist normal, du hast dich für sie verantwortlich gefühlt" sagte ich. „Es war so seltsam. Als das mit Chapter war, das war anders. Wo sie noch verschwunden war hab ich mir versucht einzureden das sie nur betrunken im Wald liegt, als sie dann da war hatte sie zwar auch total Angst, aber da wusste ich das es vorbei war, weißt du was ich meine? Aber das gestern, man konnte ihr richtig ansehen wie sie immer panischer geworden ist aber ich konnte nichts dagegen machen. Ich wusste nicht ob der Typ zu uns kommt und sie eventuell ab knallt, ich konnte nichts machen. Das ist so ein scheiß Gefühl" meinte mein kleiner Bruder. „Ja, das ist es, aber es ist ja zum Glück nochmal gut gegangen" antwortete ich ihm. „Trotzdem kann ich in Zukunft drauf verzichten. Ich mach mit Mila alles was Spaß macht und ihr dürft in Zukunft wieder Teil übernehmen wo man sich Angst um sie hat und so weiter, das ist mir definitiv zu anstrengend" sagte Liam während er gähnend zur Haustüre lief. Ich musste grinsen. Auf den Teil wo man sich ständig Sorgen machen muss oder Angst um sie oder einen der anderen hat kann ich auch gerne verzichten...

Hallo ihr da draußen 😄
Und schon wieder gehe ich euch auf die Nerven und schreibe noch meine Meinung unter das Kapitel 😬 ich hoffe euch konnte euch mit diesem Kapitel zeigen wie so ein Trauma aussehen kann wenn man es rationaler, Bzw von außen betrachtet, und nicht durch Milas Sicht (also die Sicht der Betroffenen). Ich weiß, manche von euch wünschen sich das Mila nicht mehr so oft die "kleine princess" ist, aber ich finde das es in dieser Situation gut da hinein passt. Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen und bis zum nächsten Kapitel! Jetzt kommen auch wieder andere Themen zur Sprache😉

Big Brothers 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt