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„Besprecht das unter euch, ich hab dafür jetzt keine Zeit" sagte Cole genervt und steckte sein Handy wieder weg. „Es ist alles gut. Wie ich es dir gesagt hab, er sitzt in seiner kleinen Zelle. Die Gefängniswächter haben ihn per Kamera die ganze Zeit im Blick und er war die ganze Zeit da, und er wird auch sein restliches Leben dort bleiben" sagte Cole mit ruhiger Stimme. „Aber du hast gerade... du hast gesagt" stotterte ich. „Das war jemand vom FBI, nicht das Gefängnis. Es ist wirklich alles gut, du brauchst keine Angst zu haben" versicherte Cole mir. Das kann nicht sein. „Aber, ich hab, ich... ich hab ihn gesehen" sagte ich verzweifelt. „Nein princess, du hast geträumt. Du hast schlecht geträumt, das war alles. Er war nicht hier und er wird auch nicht her kommen" sagte Jake mit seiner ruhigen Stimme. Aber... das... ich versteh das nicht. Ich hab es gespürt. Er war auf dem Weg. Das kann nicht sein. „Genau, so ist es gut. Langsamer atmen" sagte Jake während er mir meine nassen Wangen trocken wischte. Ich versteh das alles nicht mehr. Ich hab ihn doch gesehen. Ich hab ihn gesehen. Das kann ich doch nicht nur geträumt haben. „Es ist wirklich alles gut, du brauchst keine Angst haben" sagte Jake und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Zitternd klammerte ich mich an ihn. Was ist nur los mit mir. Ich hab ich doch gesehen, das kann nicht nur Einbildung gewesen sein.
Keine Ahnung wie lange ich nun schon auf Jakes Schoß saß. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Noch immer zitterte ich, aber es ist tatsächlich besser geworden. Die Arme meines ältesten Bruders umschlossen mich noch immer und drückten mich an ihn. Meine verheulten Augen brannten während ich gedankenverloren auf den Boden starrte. Was ist nur los mit mir. Ich konnte nicht mehr unterscheiden was real war und was nicht. Er stand vor mir. Eigentlich war ich mir da so sicher, irgendwie aber auch wieder nicht. Es war seltsam.
„Willst du langsam mal ins Bett gehen" fragte Jake nach einer Weile. Sofort spürte ich wie sich mein Herzschlag wieder schneller wurde. „Nein, lass mich nicht alleine" sagte ich panisch. Ich will in den sichern Armen meines Bruder bleiben, und nicht alleine in meinem Bett liegen wo er mich jederzeit holen kann. „Ich lass dich nicht alleine, du schläfst heute Nacht bei mir" antwortete Jake während er mir wieder beruhigend über den Rücken strich. Zitternd drückte ich mich noch mehr gegen ihn. Ich will nicht alleine sein, ich will bei ihm bleiben. Vorsichtig hob Jake mich fest und stand dann mit mir auf. Ängstlich klammerte ich mich an ihn. Er darf mich nicht alleine lassen, er muss bei mir bleiben. „Es ist alles gut" flüsterte mein Bruder während er die Treppen hoch lief. Nein, nichts ist gut. Was ist wenn er doch her kommt, wenn die Gefängniswächter gelogen haben und er auf dem Weg zu mir ist. Nein, nichts ist gut...

Müde rieb ich mir die Augen. Ich lag noch immer in Jakes Zimmer, allerdings konnte ich ihn nicht sehen. Dafür saß Cole auf seiner Couch während er auf deinem Laptop herum tippte. Meine Gedanken waren noch voll von letzter Nacht. Was war nur los mit mir. Ich hätte nie gedacht das mich so ein scheiß Albtraum so außer Fassung bringen kann. Das alles steckte mir noch immer in den Knochen. Was war das nur. Ich hatte so panische Angst einzuschlafen. Ich dachte er kommt mich holen sobald ich einschlief. Jake war die ganze Zeit wach und hat auf mich aufgepasst, trotzdem wollte meine Angst einfach nicht verfliegen. Es war schrecklich. Irgendwann heute morgen, vielleicht gegen 6am, hat mich dann die Müdigkeit übermannt. Mein Schlaf war erstaunlich ruhig. Ich konnte mich an keine schlechten Träume erinnern. Es war seltsam, alles war einfach seltsam. Meine armen Brüder. Die müssen mit mir echt was mitmachen. Ohne sie wäre ich gestern Abend wahrscheinlich noch mehr durchgedreht, als ich es ohnehin schon bin.
Langsam schlug ich die Decke weg und setzte mich aufrecht hin, womit ich Coles Aufmerksamkeit auf mich zog. Sofort klappte er seinen Laptop zu und kam zu mir. Mit besorgten Blick musterte er mich während ich auf stand und mich an ihn kuschelte. „Wie gehts dir" fragte er nachdem er mir einen Kuss auf meinen Scheitel gegeben hat. „Ich denke ganz gut. Keine Ahnung was heute Nacht mit mir los war" nuschelte ich. „Hast du immer noch Angst das er her kommt" wollte mein großer Bruder wissen. „Nein, ich weiß das es nur ein Traum war" antwortete ich sofort. Inzwischen wusste ich es, gestern konnte ich einfach nicht entscheiden was echt und was nicht echt war. Vorsichtig löste ich mich von Cole. „Jake musste los, Notfall. Willst du runter gehen und mal was essen" fragte mein Bruder während er mir eine Strähne hinters Ohr strich. Ich nickte. Es war bereits Mittag und mein Magen grummelte ganz schön. „Dann komm" sagte Cole lächelnd und lief mit mir aus Jakes Zimmer. Ich war einfach so verdammt froh über meine Brüder. Sie sind einfach das beste was mir passieren konnte. Nicht nur Cole und Jake, alle. Ich war einfach nur dankbar.
Unten angekommen saß bereits Mike am Tisch. Er blätterte in irgendwelchen dicken Ordnern während eine Tasse Kaffee vor ihm stand. Der Tisch war noch gedeckt. Wortlos setzte ich mich hin und nahm mir eine Scheibe Brot. Cole setzte sich ebenfalls zu mir. Ich spürte seinen Blick an mir Haften. „Slept well" fragte Mike lächelnd. Ich nickte während ich in mein Käsebrot biss. Auch er musterte mich mit besorgten Blick. „Willst du uns erzählen was du heute Nacht geträumt hast" fragte Cole als ich fertig war mit essen. Zögerlich begann ich zu erzählen. „Hier ist es sicher, hier brauchst du keine Angst haben" sagte Mike als ich fertig war. „Wenn du willst können wir die Alarmanlage wieder vollständig einschalten" meinte Cole. Ich schüttelte den Kopf. Es war nur ein Traum. So realistisch er auch wirkte, es war nur ein Traum. Nur ein Traum...

Big Brothers 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt