71 | Schuldgefühle

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ADELINA'S POV

Ohne auch nur auf meine Umgebung zu achten, rannte ich durch die Menschen und stoß jeden zur Seite, der auch nur ein wenig auf meinem Weg stand. Mein Herz raste wie wild als ich das Krankenhaus betrat und mich mit voller Panik umblickte.

„Ryan Davis. Ich such nach Ryan Davis.", sagte ich total aufgebracht zu der Frau, die an der Theke arbeitete. Diese sah mich nur mit großen Augen an, was mich total zum Ausrasten brachte.

„Wo ist er?!", schrie ich laut auf, wobei sie erschrocken zusammenzuckte und viele Leute sich verwirrt zu mir umdrehten.

„Hey, hey! Beruhig dich, okey? Wir finden ihn.", sagte plötzlich Caleb, der seine Hand auf meinem Rücken legte und mich sofort von der Theke wegführte. Gestresst ging ich ich mir durch die Haare und nickte dann verzweifelt mit dem Kopf. Nachdem Kylie mich im Restaurant angerufen hatte und gesagt hatte, dass Ryan im Krankenhaus wäre, blieb für mich die Welt stehen. Die ganze Zeit war es kalt um mich und meine Brust verzog sich vor Schmerzen zusammen. Zum Glück verließen Caleb und ich sofort das Restaurant und fuhren dann schnell hierher.

„Hey! Hier!", schrie plötzlich die Stimme von Kylie, wobei ich dann überrascht zu ihr blickte. Sie winkte uns zu, wobei Caleb und ich dann sofort zu ihr liefen.

„Was ist passiert?! Wo ist er? Wie geht es ihm?", fragte ich sie sofort und blickte sie dabei verzweifelt an. Sie presste ihre Lippen zusammen und führte mich dann langsam zu einem leeren Flur, wobei ich Jackson erkennen konnte, wie er auf einem der Stühle saß. Als er uns kommen sah, stand er sofort auf und kam zu uns geeilt.

„Jackson, was ist passiert? Wo ist Ryan?", fragte ich ihn und bleib dann total fertig mit der Welt vor ihm stehen. Dieser legte seine Hand auf meine Schulter und blickte mich bestürzt an. Als ich seine Trauer und Verzweiflung in seinen Augen sah, setzte mein Herz für eine Sekunde aus. Sofort bildeten sich Tränen in meinen Augen und ich spürte wie meine Beine nachgaben.

„Er hatte ein Autounfall. Ein LKW ist in ihm reingefahren, als er-.", sagte er, doch hörte auf zu reden und blickte mich einfach bedrückt an.

„Als er was?", sagte ich ängstlich und schluckte schwer auf. Er seufzte daraufhin auf, blickte kurz zu Caleb und sah dann wieder mich an.

„Ich hab ihm davon erzählt, dass Caleb dir heute einen Antrag machen will. Er hat danach sofort aufgelegt und ist wahrscheinlich direkt auf dem Weg gewesen. Er wollte zu dir.", sagte er, wobei ich geschockt meine Augen aufriss und bestürzt ein Schritt zurücktrat. Meine zitternde Hand führte ich an meine Stirn, während eine kleine Träne meine Wange floss.

„Adelina.", sagte sofort Caleb besorgt und nahm mich in seine Arme. Während mein ganzer Körper wie verrückt zitterte, hielt ich mich sofort an Caleb's Hemd fest und sah dann wieder zu Jackson.

„Er wird gerade operiert. Die Ärzte meinten, dass sie ihr Bestes geben, aber es nicht gut für ihn aussieht.", sagte er und blickte dabei traurig auf den Boden. Sofort eilte Kylie zu ihm und umarmte ihn fest von der Seite. Nachdem seine Worte auf meine Ohren trafen, drückte ich mein Gesicht gegen Caleb's Brust und ließ all meine Tränen den freien Lauf. Dieser legte sofort seine Arme um mich und zog mich fest zu sich.

Ich konnte einfach nicht fassen, dass Ryan gerade da drinnen um sein Leben kämpfte. Er war auf dem Weg zu mir, um mich davon zu abhalten Caleb's Antrag anzunehmen, und jetzt wird er operiert und könnte sein Leben verlieren. Und das alles meinetwegen. Hätte ich ihm nur früher verziehen und hätte realisiert, dass nur er der einzig Richtige war, würden wir jetzt glücklich zusammen sein. Doch ich war dumm. Ich ließ mich von den Schuldgefühlen wegen Caleb blenden und bemerkte gar nicht, was für einen Schaden ich damit anrichtete. Ich brach damit nicht nur mein Herz, sondern auch den von Ryan.

Wie konnte ich es ihm nur antun? Wie konnte ich ihn nur leiden und alleine lassen?! Ich wusste, dass er mich brauchte. Ich wusste, dass er nur noch mich hatte. Trotzdem ließ ich ihn alleine und hasse mich so unglaublich sehr dafür.

Das alles realisiert ich erst, als Caleb mir den Antrag gemacht hatte. Erst da realisierte ich, dass ich mir keine Zukunft mit Caleb vorstellen konnte und alles einfach nur eine eingebildete Vorstellung für mich war, um mich von den Schmerzen wegen Ryan abzulenken. Ich sah nämlich nur Ryan in meinen Augen und werde auch für immer nur ihn sehen. Egal was auch zwischen uns passiert. Ich weiß, dass nur wir beide zusammen gehören und dass niemand sich zwischen uns stellen kann. Nichtmal der verdammte Tod!

Auch wenn Caleb's Herz nie brechen wollte, lehnte ich sein Antrag ab. Ich erklärte ihm, dass ich Ryan liebte und ihm sowas nicht antun könnte. Erst war er ziemlich bestürzt, doch akzeptierte meine Gefühle und wir konnten miteinander uns aussprechen. Alles war wieder gut, bis ich dann Kylie's Anruf bekam und meine Welt wieder zusammenbrach.

„Ich will nicht, dass er stirbt.", sagte ich mit bebender Stimme und presste meine Augen zusammen, wobei mir dann Caleb beruhigend über den Rücken strich.

Denn wenn er stirbt, dann sterbe ich mit ihm mit. Ich kann und werde mir niemals ein Leben ohne Ryan vorstellen.

Als plötzlich sich die Türen vom Operationssaal öffneten, öffnete ich schnell meine Augen wieder und entfernte mich von Caleb. Ein Doktor kam dann durch diesen bestürzt raus und kam sofort zu uns gelaufen. Schmerzvoll presste ich meine Lippen zusammen, als ich bemerkte wie er uns traurig und bemitleidend anblickte.

Wenn du mich jetzt verlassen hast, Ryan, dann werde ich persönlich zu dir kommen und dich an deinen Haaren zurückzerren. Denn ich lass nicht zu, dass ich dich wieder verlieren werde! Ich darf dich nicht verlieren! Nicht schon wieder.

„Bitte, sagen Sie uns, dass es ihm gut geht, Doktor. Bitte.", sagte Jackson anflehend zu dem Mann und blickte ihn mit Tränen in den Augen an. Dieser seufzte dann auf und blickte traurig in die Runde. Ich spürte wie meine Atmung immer flacher wurde und mein Körper immer mehr nachgab. Nicht eine einzige Träne floss meine Wange runter, da ich mich schon tot fühlte.

„Er ist noch am Leben, befindet sich aber in einem Koma. Und es kann sein, dass er nie wieder aufwachen kann."

Die Zeit blieb um mich herum stehen. Meine Lunge nahm keine Luft mehr ein. Ich fühlte mich so, als ob ich genau in diesem Moment gestorben wäre.

ES IST DEINE SCHULD!

Ich konnte mich nicht mehr halten, schloss meine Augen und fiel um. Die ganze Kraft in mir verließ mich und brachte mich dazu total auf den Boden zu stürzen.

ADELINA!", hörte ich noch Kylie erschrocken schreien, während jemand mich gewaltsam an den Schultern rüttelte.

Doch ich konnte mich nicht bewegen. Die Dunkelheit und die Kälte umhüllte mich sofort und ließen mich nicht mehr los. Nur eine kleine Träne lief meine Wange runter, als ich mich immer mehr verlor.

„Ich hab dich." 

Hörte ich zuletzt Ryan's warme Stimme, als ich dann komplett in die Dunkelheit fiel.

BECAUSE OF YOU Where stories live. Discover now