33 - Die Bombe platzt (DAVID)

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Ich sitze hier wie auf heißen Kohlen. Spencer hat noch kein Wort gesprochen, stattdessen starrt sie ihre Pizza an.

"Willst du nicht etwas essen?", frage ich, greife nach meinem bereits dritten Stück.

"Doch, doch, doch", antwortet sie eher abwesend.

"Wir müssen nicht darüber reden, ich wollte dich nicht drängen, hermosa."

"Ich habe dir nicht die ganze Geschichte erzählt."

"Und was ist die ganze Geschichte?", lege ich das Pizzastück in den Karton, rutsche vom Sofa auf die Knie und lege meine Hände auf ihre Oberschenkel.

"Weißt du...nachdem es passiert ist, da habe ich es ausgeblendet...so getan, als wäre es nie passiert", beginnt sie zu erzählen, meidet den Augenkontakt mit mir.

"Wochenlang war das kein Problem, bis mir ständig schlecht war. Ich konnte kein Essen mehr in mir behalten und das war nicht normal, also bin ich zum Arzt. Ich war schwanger und da wurde mir bewusst, was passiert ist. Ich bin schlagartig in ein Loch gefallen."

Ich dachte damals schon, ihre Geschichte ist die schlimmste, die ich je gehört habe, aber mit diesem Ausmaß habe ich nicht gerechnet.

"Ich habe abgetrieben. Was hätte ich auch anderes tun sollen, ich wollte den Teil meines Lebens einfach vergessen."

"Ich würde dir niemals einen Vorwurf machen, ich kann nur erahnen, wie du dich gefühlt haben musst und es bricht mir das Herz, dass du damit alleine warst."

"Es kam mir gelegen, als bei uns in der Nachbarschaft eine Reihe von Einbrüchen stattgefunden haben, denn so hat mein Dad darauf bestanden, dass wir einen Selbstverteidigungskurs machen und ich habe den Waffenschein gemacht. Ich besitze die Pistole ganz legal, für den Fall der Fälle."

"Weiß jemand, dass du tagtäglich eine Waffe mit dir rumträgst, egal wo du hingehst?"

"Niemand weiß das. Normalerweise geht auch niemand einfach so an meine Handtasche."

"Es tut mir leid, dass ich deine Privatsphäre nicht respektiert habe, ich wollte wirklich nur dein Handy rausholen."

"Früher oder später hätte ich dir sowieso davon berichten müssen. Nur bitte ich dich, sag es niemandem."

"Alles was du hier sagst, verlässt niemals diesen Raum, das verspreche ich dir", gebe ich ihr mein Wort und erstmals sucht sie den Augenkontakt zu mir wieder.

"Du bist die stärkste Frau, die ich kenne und ich habe so so viel Respekt vor dir. Lass dir nie etwas anderes einreden, hermosa."

"Danke", wispert sie kaum hörbar und bevor ihr die Tränen in die Augen schießen, stehe ich auf, setze mich neben sie und nehme sie in den Arm.

"Du musst mir nicht dafür danken, ich spreche nur die Wahrheit aus."

"Danke für alles. Ich habe noch nie darüber gesprochen und ich bin froh, dass ich es bei dir rauslassen konnte."

"Ehrlichkeit ist für mich das oberste Gebot und egal wie schlimm die Wahrheit manchmal sein kann, sie ist immer noch besser als jede Lüge."

"Ich liebe dich", küsst sie mich und vergräbt ihr Gesicht dann in meinem Hals.

"Ich liebe dich auch, Spence."

Schweigend verbringen wir die nächsten zehn Minuten, in denen zumindest ich nochmal alles sacken lasse. Wie viel Angst muss in Spencer stecken, jeden Tag aufs neue? Sie vertraut mir und ich werde auf mein Leben schwören, dass ich sie niemals in nur irgendeiner weise hintergehe, oder ihr Vertrauen missbrauche.

TentadorWhere stories live. Discover now